Thüringer Allgemeine (Gotha)

Poesie zwischen Ost und West

Ein Doku-Film über Liedermach­erin Bettina Wegner kommt auch in die Thüringer Kinos

- Von Caroline Bock

Weimar. Sie verbindet Poesie und politische Haltung, in einem Leben zwischen Ost und West. In ihrem berühmtest­en Lied singt sie „Sind so kleine Hände“, sie stand mit Joan Baez auf der Bühne. Jetzt zeigt der Kinofilm von Lutz Pehnert die vielen Facetten der Berliner Liedermach­erin Bettina Wegner (74). In der DDR protestier­te sie als junge Frau gegen das gewaltsame Ende des Prager Frühlings und wurde verhaftet, da war sie gerade Mutter eines Sohnes geworden. Im Film „Bettina“, der bei der Berlinale Premiere im Februar feierte, sind Originalau­fnahmen aus dem Prozess zu hören, ein beeindruck­endes Dokument.

Wegner geriet im DDR-Staat unter Druck, besonders, nachdem sie sich 1976 gegen die Ausbürgeru­ng von Liedermach­er Wolf Biermann stark gemacht hatte. 1983 ging sie in den Westen, der Verlust der Freunde schmerzte sie sehr. Im Film sagt sie: „Ich fühle mich bis heute nirgendwo verwurzelt.“

In der Doku spricht sie sehr berlineris­ch gerade heraus über ihr Leben, etwa, wie sie ihre damalige Beziehung „vergeigte“, als sie sich vor Jahren in Oskar Lafontaine verliebte und dass sie alleine ist, seitdem sie 50 ist.

Dass die „kleinen Hände“so an ihr klebten, mochte sie einige Zeit nicht. Als dann aber eine Punkband das Lied sehr launig coverte, war sie versöhnt. In der „Berliner Zeitung“war kürzlich zu lesen, wie Bettina Wegner politisch tickt. Sie mochte demnach keinen der offenen Briefe zum Thema Waffenlief­erungen an die Ukraine unterschre­iben: „Ich bin zerrissen.“dpa

Premieren am Donnerstag, 19. Mai, im Mon Ami in Weimar um 19 Uhr und im Kinoklub am Hirschlach­ufer in Erfurt um 21 Uhr.

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