Inselsberg ist der Gewitterkracher
Experten beobachten immer weniger Blitze. Für Freitag gilt eine Unwetterwarnung
Jena. Wer Naturgewalten mag, schätzt den Inselsberg, kennt den Bleßberg. Beide sind Thüringens absolute Gewitterkracher. Auf dem 916,5 Meter hohen Großen Inselsberg sowie dem 866,9 Meter aufragenden Bleßberg mit ihren Antennenanlagen schlagen jährlich jeweils bis zu 30 Blitze ein. Absoluter Rekord. Das Kompetenzzentrum Klima beim Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) spricht dagegen von den „am stärksten blitzeinschlagsgefährdeten Orten“.
Nordthüringen erlebt die wenigsten Gewitter Durchschnittlich an sieben bis acht Tagen im Jahr brauen sich über den beiden Gipfeln Gewitter zusammen, prasseln Blitze auf die Erde nieder. Der Große Inselsberg erhebt sich auf dem Kamm des Thüringer Waldes zwischen den Landkreisen Gotha und Schmalkalden-Meiningen, der Bleßberg thront gut sichtbar über den Landkreisen Hildburghausen und Sonneberg.
Im Flachland ist die Ostthüringer Region um Altenburg das Gebiet mit den meisten Gewittern. Durchschnittlich an sechs Tagen im Jahr schlägt dort mindestens ein Blitz ein, geht aus Daten des Blitzinformationsdienstes der Firma Siemens für die vergangenen zehn Jahre hervor. In diesem Zeitraum ereigneten sich Blitzeinschläge am häufigsten in Ostthüringen, dem Thüringer Wald sowie der Rhön rund um Kaltennordheim.
Deutlich seltener kracht es in Nordthüringen. Der Südosten des Weimarer Landes ist mit drei Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer und Jahr die Region im Freistaat, die neben den beiden Bergen am intensivsten getroffen wird. Beim längerfristigen Blick zurück fällt auf, dass die Blitz-Intensität abnimmt. Waren zwischen 1992 und 2011 im Freistaat jährlich zwischen 30.000 und 35.000 Blitzeinschläge registriert worden, sind es in den vergangenen zehn Jahren nur noch 20.000.
60.000 Blitze schlugen allein 2007 in Thüringen ein
Als Jahresrekord in jüngster Zeit gelten rund 60.000 Einschläge von 2007. Das Minimum sind vor zwei Jahren 9000 Entladungen. Das sei aber noch kein klimatologischer Trend, betont das TLUBN.
Durchschnittlich tobten sich über Thüringen in den vergangenen zehn Jahren an 70 Tagen pro Jahr Gewitter aus, wobei 2020 mit gerade einmal 51 Tagen erneut die wenigsten Aktivitäten aufweist. Vor 2012 wurden dagegen durchschnittlich 90 Tage gezählt, an denen es blitzte und donnerte.
Für die Nacht zum Freitag und den Tag selbst warnt die TLUBN vor Gewittern, Starkregen mit bis zu 40 Liter pro Quadratmeter und lokalen Sturzfluten. Gewitter seien Naturgewalten. Die Nähe von Bäumen und Metallgegenständen, wie Regenschirme, aber auch Seen, Anhöhen oder Dächer sollen unbedingt gemieden werden. Feste Häuser mit Blitzableiter und Autos mit geschlossenen Fenstern seien dagegen sicher, so die Experten. Bei Starkregen gelte Vorsicht vor Unterführungen und Kellern, diese könnten mit Wasser vollaufen.
Gezählt wurden für die Statistik nur die Blitze, die auf der Erde eingeschlagen und deshalb zur Gefahr werden können, erklären die TLUBN-Experten. Blitze, die sich von Wolke zu Wolke entladen, werden dagegen nicht erfasst, obwohl ihr Anteil während eines Gewitters deutlich größer ist.