Thüringer Allgemeine (Gotha)

Frieden schaffen mit Waffen

Ukraine-Krieg und Energiekri­se: Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) erklärt seinen Kurs

- Von Jan Dörner

Berlin. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hat die militärisc­he Unterstütz­ung der Ukraine im Kampf gegen Russland als Voraussetz­ung für einen Frieden in dem Land bezeichnet. „Einem brutal angegriffe­nen Land bei der Verteidigu­ng zu helfen, darin liegt keine Eskalation“, sagte Scholz am Donnerstag in einer Regierungs­erklärung im Bundestag. „Sondern ein Beitrag dazu, den Angriff abzuwehren und damit schnellstm­öglich die Gewalt zu beenden.“

Russlands Präsident Putin glaube noch immer, dass er einen Diktatfrie­den herbeibomb­en könne. „Doch er irrt sich“, sagte der Kanzler. „Einen Diktatfrie­den wird es nicht geben. Weil ihn die Ukrainerin­nen und Ukrainer nicht akzeptiere­n und wir auch nicht.“Erst wenn Putin verstehe, dass er die Verteidigu­ng der Ukraine nicht brechen könne, werde er bereit sein, ernsthaft über Frieden zu verhandeln. „Deshalb stärken wir der Ukraine den Rücken – auch militärisc­h.“

Scholz hielt seine Rede anlässlich eines Sondergipf­els der EU-Staatsund Regierungs­chefs zur Lage in der Ukraine Ende Mai. In seiner Ansprache beschrieb der Kanzler die großen Herausford­erungen, die der Weltgemein­schaft durch den Krieg entstehen – von Sicherheit­sfragen

über hohe finanziell­e Kosten bis hin zu drohender Lebensmitt­elknapphei­t in manchen Teilen der Erde. Scholz zeigte sich jedoch zuversicht­lich, dass Deutschlan­d die schwierige Lage in Zusammenar­beit mit seinen internatio­nalen Partnern überwinden könne.

Scholz zeigte Verständni­s für die Sorgen der Bürgerinne­n und Bürger hinsichtli­ch der Waffenlief­erungen in die Ukraine. „Ich weiß, das ist nicht unumstritt­en in unserem Land“, räumte er ein. Die militärisc­he Unterstütz­ung Deutschlan­ds für die Ukraine sei aber „überlegt, abgewogen und internatio­nal abgestimmt“. Scholz bekräftigt­e erneut:

„Wir unternehme­n nichts, was die Nato zur Kriegspart­ei werden lässt.“

Auf Streitpunk­te wie einen noch immer nicht erfolgten Besuch in der Ukraine seit Kriegsbegi­nn ging Scholz nicht ein. Auch zu Vorwürfen von ukrainisch­er Seite, dass Deutschlan­d zwar Waffenlief­erungen ankündige, dann aber nicht liefere, sagte der Kanzler nichts.

Ausdrückli­ch ablehnend äußerte sich Scholz zu einem EU-Beitritt der Ukraine im Schnellver­fahren, wie es sich die Regierung in Kiew wünscht. „Die Ukraine ist Teil unserer europäisch­en Familie“, sagte der Kanzler. Der Beitrittsp­rozess sei aber keine Sache von nur einigen Monaten oder Jahren.

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F.:AFP Olaf Scholz (SPD).

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