Maler unter den Karikaturisten
Ab morgen zeigt das Sommerpalais Greiz eine Gedenkausstellung für Ralf Alex Fichtner
Greiz. Ralf Felix Fichtner hätte am 31. Mai seinen 70. Geburtstag feiern und das Sommerpalais in Greiz ihm zu diesem Anlass eine Geburtstagsausstellung ausrichten wollen. Denn den beliebten Karikaturisten mit Rauschebart und erzgebirgischem Dialekt, der in Aue geboren wurde und in Schwarzenberg lebte, verband viel mit dem Haus. Regelmäßig stellte er bei den Biennalen und Triennalen im Satiricum aus, regelmäßig sah man ihn und seine Arbeiten bei Ausstellungen.
Doch es sollte anders kommen. Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb Fichtner, der zu den profiliertesten Karikaturisten Ostdeutschlands zählte und zudem Mitbegründer des Kunstprojekts „Freie Republik Schwarzenberg“war, am 6. April im Alter von 69 Jahren. Nun ist es eine Erinnerungssausstellung geworden: „In memoriam Ralf Alex Fichtner“, von Samstag, 21. Mai, bis Sonntag, 3. Juli, in einem Kabinett in der Beletage des Sommerpalais Greiz zu sehen.
Nach dem Abitur in Schwarzenberg begann Fichtner dreimal ein Studium, brach immer wieder ab und machte 1974 seinen Abschluss als Plakatmaler. 1975 veröffentlichte er seine erste Karikatur im Eulenspiegel, 1980 wurde er offiziell als deren Zeichner vorgestellt. 1984 gelang ihm die Aufnahme in den Verband Bildender Künstler der DDR und ab 1988 arbeitete er freiberuflich.
Rund 25 seiner Arbeiten aus dem Bestand des Sommerpalais sind nun ausgestellt und zeigen, welch großartiges Talent „RAF“, wie er selbst seine Blätter signierte, innewohnte. Wegen seiner Aquarelltechnik, der feinen Stimmungen und Farbübergänge in seinen Arbeiten sei er oft als der Maler unter den Karikaturisten bezeichnet und sogar mit Caspar David Friedrich verglichen worden, erzählt Ulf Häder, Direktor der Staatlichen Bücherund Kupferstichsammlung in Greiz. Inhaltlich habe sich Fichtner vorwiegend an den Umständen in der DDR und an Umweltthemen gerieben, sich aber auch mit der schwarzen Romantik beschäftigt, also mit Phänomenen jenseits des rational erklärbaren.
Diese Tradition musste zu DDRZeiten erst wiederentdeckt werden, und RAF trug dazu bei. „Damit ließen sich beispielsweise Untergangsszenarien hervorragend in Bildmotiven umsetzen“, erklärt Häder. Er habe Kafka und Poe gelesen und bildnerisch umgesetzt, und er hat zudem selbst Kurzgeschichten verfasst und illustriert. Einen kleinen Einblick dazu gibt die Kabinettausstellung in einer extra Abteilung.
Häufig erzählt Fichtner – einem Comic gleich – eine Kurzgeschichte in drei bis fünf kleinen Bildern. Von der autoverschlingenden Kreuzung oder dem Eingang zur Unterwelt „Hades“als düstere Vision des Zusammenbruchs 1989. Von der kleinen Idylle in den heimischen vier Wänden und dem Rückzug in die kleine Nische, während draußen die Apokalypse herrscht. Oder von einem typisch deutschen Phänomen, der Straßennamenumbenennung: Von der Kaiser-Wilhelm-Allee über die Adolf-Hitler-Straße, dem Unionsweg bis hin zur Sackgasse.
Geöffnet: täglich 10 bis 17 Uhr, außer montags