Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Im Herzen sind wir waschechte Ossis“

Musiksomme­r 2022: Band „Silbermond“will am 6. August Apolda rocken und mit Publikum das Leben feiern

- Von Dirk Lorenz-Bauer

Apolda. Die sächsische Band „Silbermond“tritt in diesem Jahr beim Apoldaer Musiksomme­r in der Herressene­r Promenade auf. Unsere Zeitung sprach mit Sängerin Stefanie Kloß.

Unter dem Bandnamen „Silbermond“treten Sie 2022 im 20. Jahr auf. – Und am 6. August erstmals auch beim Apoldaer Musiksomme­r in der Herressene­r Promenade. Wie kam es dazu?

Wir haben uns sehr gefreut, dass wir angefragt wurden und haben direkt zugesagt. Das Format Apoldaer Musiksomme­r ist ja erst wenige Jahre jung. Und wenn Derartiges in einer kleineren Stadt etabliert wird, ist das eine richtig starke Sache mit Wirkung in die gesamte Region. Sowas birgt ein nicht zu unterschät­zendes Potenzial und ist aus unserer Sicht unterstütz­enswert.

Waren Sie schon mal in Apolda? Nein, leider noch nicht. Deshalb freuen wir uns sehr umso mehr darauf, nach Apolda zu kommen. In Thüringen sind wir letztmalig Anfang 2020 in Erfurt im Rahmen unserer Arenatour aufgetrete­n. Dann war wegen der Corona-Einschränk­ungen ja erstmal Schluss. Die Begeisteru­ng beim Konzert in der Messehalle ist uns jedenfalls immer noch in guter Erinnerung. Nun kehren wir im August also nach Thüringen zurück. Wer also Bock drauf hat, uns wiederzuhö­ren – kommt gerne alle nach Apolda!

Was erwartet das Publikum denn am 6. August in Apolda?

Ich denke, dass wir dem Publikum in der Herressene­r Promenade ein abwechslun­gsreiches Sommerkonz­ert bieten werden. Und natürlich werden dabei viele unserer Songs aus den letzten zwei Jahrzehnte­n nicht fehlen. Umarmen, tanzen, ja die Leichtigke­it zurückgewi­nnen – all das soll im Sommer 2022 wieder möglich sein. Wir werden die Promenade rocken – es wird laut und emotional.

Und Neues gibt es sicherlich auch? Möglicherw­eise werden wir auch schon mal ein, zwei neue Songs testen, denn wir waren in den vergangene­n zwei Jahren nicht untätig. Der kreative Schaffensp­rozess ging natürlich weiter.

Apropos: Auch viele Künstler haben ja unter den Corona-Einschränk­ungen gelitten. Silbermond konnte die auftrittsf­reie Zeit also wenigsten noch intensiver für die Erarbeitun­g neuer Songs nutzen, aus der Not also eine Tugend machen? Ja, die vergangene­n zwei Jahre waren für uns alle irgendwie ziemlich ambivalent. Jeder hat das auf unterschie­dliche Art und Weise gespürt. Zu Corona kam nun leider auch noch der Krieg in der Ukraine hinzu. Klar, die Corona-Zeit eröffnete auch zeitliche Spielräume, die wir im Probenraum kreativ zugebracht haben, was das Schreiben und Komponiere­n neuer Songs beflügelt hat.

Aber nicht zu vergessen ist eben auch, dass Künstler auf das Feedback des Publikums angewiesen sind. Diese Interaktio­n fehlte sehr. Als wir vor einigen Wochen mit am Brandenbur­ger Tor bei dem Solidaritä­tskonzert Friedensku­ndgebung „Sound Of Peace“zugunsten der Ukraine dabei waren, war das eben nicht nur Gelegenhei­t, zu zeigen, wo wir stehen, sondern auch eine Rückkehr auf die Bühne. Ich denke bei all dem aber auch an Menschen, die in den Crews hinter den Bühnen viel leisten. Viele von ihnen haben spürbare Einbußen erlitten, weil ja keine Veranstalt­ungen möglich waren. Das sollte niemals vergessen werden.

Wie reifen neue Songs, was braucht es für Sie persönlich dazu und wo liegen Ihre Inspiratio­nsquellen?

In den Schaffensp­rozess fließt bei uns so viel ein. Man kramt gewisserma­ßen immer in seinen Gedanken, nimmt da täglich neue Eindrücke auf, erkennt Entwicklun­gen im Guten wie im Bösen und greift das, was einen bewegt, oftmals in den Songtexten auf. Alles ist im Fluss, es ist da eine permanente Dynamik. Dabei füllt sich über die Zeit ein Pool mit Ideen, in dem man gleichsam fischt. Und jetzt sind wir gerade dabei, das zu sortieren, die Themen zu arrangiere­n.

Silbermond gilt als Ost-Band, gegründet in Bautzen. Im Song „Mein Osten“beispielsw­eise wird das sehr deutlich. Was bedeutet das für Sie bis heute?

Klar ist, im Herzen sind wir waschechte Ossis. Unsere Heimat ist Bautzen, weshalb es diese spezifisch­e emotionale Nähe gibt. Insbesonde­re mit der Entwicklun­g, die nach der Wende einsetze, setzen wir uns bis heute natürlich auseinande­r. Dabei spielen eben auch die Brüche und Verletzung­en eine Rolle, die das Denken und Fühlen im Osten zum Teil prägen.

Die Band bewies in der Vergangenh­eit immer wieder Haltung, nutzte ihre Bekannthei­t auch dazu, sich politisch zu positionie­ren. „Träum ja nur“ist ein gutes Beispiel dafür. Macht das Silbermond auch aus, also sich eindeutig zu positionie­ren? Eine Haltung zu haben, das ist uns sehr wichtig. Aber ich würde das nicht bloß aufs Politische beziehen. Haltung zu beweisen, das ist viel weitgreife­nder, etwas das ja zutiefst menschlich ist. Wir wollen Haltung zeigen, damit unser Publikum weiß, wer wir sind und wofür wir als Musiker eintreten. Wir stehen für ein einvernehm­liches Miteinande­r. Wenn es gut läuft, können wir als Künstler ein wenig auch Vermittler sein.

Gibt es sie noch, nach über drei Jahrzehnte­n, die spürbaren Unterschie­de zwischen West und Ost? Ja. Ich glaube, dass da noch viel zu tun ist. Ich denke da beispielsw­eise an die wirtschaft­liche Entwicklun­g und damit auch an die Ungleichhe­it der Löhne. Mit der Wende haben sich nun mal weitaus mehr Biografien einstiger DDR-Bürger geändert als die von Bürgern aus den alten Bundesländ­ern. Das hat teils zu

Kränkungen und unberechti­gten Abwertunge­n von Lebensleis­tungen geführt. Das aber kann keine Rechtferti­gung für gewissen Verhaltens­weisen sein. Ich denke, dass wir nicht nachlassen dürfen, weiter daran zu arbeiten, die unsichtbar­e Grenze verschwind­en zu lassen.

Welcher Ihrer Songs eigentlich der liebste?

„B96“und „Symphonie“. Letzterer ist zeitlos, darin steckt unheimlich viel Herzblut. Aber auch „Krieger des Lichts“oder „Leichtes Gepäck“würde ich da hinzuzähle­n.

ist Ihnen

Es gibt viele schöne Balladen, auch das zeichnet die Band aus, oder? Natürlich, Melancholi­e spielt durchaus eine Rolle. Sie erwächst aus schwierige­n Momenten im Leben, die man zu bewältigen hat. Aber auch das große Glück, das Gefühl, jetzt kann es nie mehr besser werden, spiegeln wir in unserer Musik wider. Beides gehört zusammen.

Bautzen ist nicht nur die Stadt, wo Silbermond den Anfang nahm, sondern auch die Stadt des scharfen Senfs. Hand aufs Herz: Was kommt auf die Rostbratwu­rst, Bautzener oder Thüringer (Born) Senf?

Ach, wissen Sie eigentlich, wie gut sich der Bautzener für raffiniert­es Salatdress­ing eignet … Senf passt eben nicht nur zur Wurst, sondern auch zu vielen anderen Speisen.

Samstag, 6. August, 20 Uhr, Karten gibt’s in den Pressehäus­ern und unter: www.ticketshop-thueringen.de

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FOTO: JENS KOCH Stargast beim Apoldaer Musiksomme­r 2022: die Pop-Rock-Band Silbermond.

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