„Ein Elektrobus kostet so viel wie fünf moderne Dieselbusse“

Umrüsten der 105 Fahrzeuge im Liniennetz des Landkreises Gotha auf nachhaltige Energieträger stellt Langzeitaufgabe dar

Rex

Gotha. Die Verkehrswende ist ein großes Thema. Angetrieben vom Klimawandel und dessen Folgen sowie steigenden Kraftstoffpreisen stehen Verkehrsunternehmen vor der Herausforderung, ihren Fahrzeugpark auf nachhaltige Energieträger umzurüsten. Das gehe nicht auf die Schnelle, erklärt Uwe Szpöt, Geschäftsführer der Gothaer Nahverkehrsgesellschaft (NVG). „Das ist eine langfristige Geschichte.“

Ein Elektrobus kostet so viel wie fünf hochmoderne Dieselbusse mit bester Ausstattung. Damit die Busse auch im Winter eingesetzt werden könne, kämen nach jetzigem Stand nur Elektrobusse mit zusätzlichem

Dieselmotor für die Heizung in Betracht. Außerdem sei entsprechende Infrastruktur mit Schnellladestationen auf Betriebshöfen und an Straßen erforderlich, was weitere Hunderttausende Euro kosten würde. Das Stromnetz müsste so aufgebaut werden, dass es auch in Spitzenzeiten nicht zusammenbricht. Allein im Liniennetz des Landkreises Gotha fahren derzeit 105 Busse. Die müssten alle gleichzeitig geladen werden können, erklärt Szpöt. „In der Summe ist das für unseren Landkreis, die Region so ohne Weiteres nicht umzusetzen.“

Eine vor mehr als zehn Jahren aufgelegte Studie der Uni Jena zur Elektromobilität in der Stadt Gotha besagt, dass es die Straßenbahn bereits gibt, sich eine Elektro-Stadtbuslinie wirtschaftlich nicht rentieren würde. Das sei nach wie vor gültig.

Szpöt verweist gleichzeitig auf die Forderung der EU, dass in Zukunft alternative Antriebe zum Tragen kommen sollen. Für den Busverkehr werde das voraussichtlich frühestens ab 2025 der Fall sein. Die bestehenden Verträge der NVG mit den Busbetrieben gelten für zehn Jahre, bis 2029. Sie sind auf der Basis von Dieselbussen kalkuliert worden. Szpöt: „Wir beobachten den Einsatz alternativer Treibstoffe von Wasserstoff bis Biodiesel full-clean. Wir müssen sehen, wohin die Reise geht und mit welchen Kosten das verbunden ist.“

FOTOS: WIELAND FISCHER NVG-Mitarbeiterin Kerstin Fischer stellt Fahrscheine für die etwa 5600 Schüler und Abo-Kunden aus.

NVG-Vertriebsleiter Fabian vertaktet die Buslinien.