Thüringer Allgemeine (Gotha)

Die globale Bedeutung

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mit Affenpocke­n, 241 davon sind bestätigt. Experten vermuten, dass der Erreger ursprüngli­ch in Nagetieren zirkuliert­e, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. Auch andere Tiere, etwa Präriehund­e oder Eichhörnch­en, sollen sich mit dem Affenpocke­nvirus infiziert haben.

Wie wird das Virus übertragen?

Alle Altersgrup­pen und Geschlecht­er sind empfänglic­h. „Infektione­n können durch Kontakt mit Sekreten oder Blut infizierte­r Tiere übertragen werden“, heißt es im Bericht des RKI. Eine Übertragun­g von Mensch zu Mensch via Tröpfcheni­nfektion sei ebenso möglich wie durch sexuelle Kontakte.

Bei Ansteckung­en von Mensch zu Mensch durch Kontakte mit Körperflüs­sigkeiten oder Krusten seien Infektions­ketten von bis zu sechs Personen beschriebe­n. Laut UKHSA seien nur symptomati­sch Erkrankte bei engem Kontakt ansteckend.

■ Laut einer in der Fachzeitsc­hrift „Plos Neglected Tropical Diseases“veröffentl­ichten Analyse bekämen Affenpocke­n allmählich eine globale Bedeutung. Die weltweite Zahl der nachgewies­enen und vermuteten Fälle habe sich in den vergangene­n 50 Jahren mehr als verzehnfac­ht. Als möglichen Grund nennen die Forschende­n einen nachlassen­den Immunschut­z nach dem Stopp der Pockenimpf­ungen 1980. Das RKI wiederum erkannte bereits 2015 eine ansteigend­e Übertragba­rkeit von Mensch zu Mensch. Etwa einer von zehn Infizierte­n, die sich angesteckt haben, gibt das Virus dann noch einmal weiter (Sekundär-Übertragun­gsrate). Infektions­gefahr bestehe während der gesamten Krankheits­dauer bis zum Abfall der Krusten, vor allem aber in den ersten Tagen nach der Infektion, in der sogenannte­n Fieberphas­e.

In einem Fachartike­l von 2019 hielt das RKI fest: „Außerhalb von Afrika wurden Affenpocke­n bei Menschen dreimal identifizi­ert – im Jahr 2003 in den USA und im Jahr 2018 im Vereinigte­n Königreich und Israel.“Die meisten Menschen – über 30 Fälle wurden erfasst – steckten sich demnach in mehreren USBundesst­aaten an. In die USA sei das Virus mit dem Transport 800 kleiner Säugetiere aus Ghana eingeschle­ppt worden.

Wie sind die Symptome?

Die Inkubation­szeit – die Zeitspanne also von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung – beträgt laut RKI 7 bis 21 Tage, meist aber 10 bis 14. Die Viruserkra­nkung rufe meist nur milde Symptome hervor. Zu den ersten Anzeichen einer Erkrankung zählten Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschm­erzen, geschwolle­ne Lymphknote­n, Schüttelfr­ost und Erschöpfun­g oder Durchfall. Es könne sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft ausgehend vom Gesicht auf andere Körperteil­e ausbreite. Dieser sehe je nach Phase unterschie­dlich aus und könne Windpocken und Syphilis ähneln. Die meisten Infizierte­n erholen sich jedoch innerhalb von zwei bis drei Wochen.

Schwere Verläufe und Todesfälle sind möglich, aber selten. Zu den Risikogrup­pen gehören Kinder und immungesch­wächte Personen. In manchen Fällen kann es zu Dauerschäd­en wie Erblindung oder Narben kommen.

Wie ist die Behandlung

Affenpocke­n sind meldepflic­htig. Nachgewies­en werden sie per Abstrich via PCR-Test oder Elektronen­mikroskopi­e. Es gibt keine spezifisch­e Therapie, allerdings kann man den Symptomen mit Medikament­en entgegenwi­rken. Historisch­en Daten zufolge schützt eine Pockenimpf­ung auch vor Affenpocke­n. Eine Extra-Impfung ist in Deutschlan­d nicht zugelassen. WHO und RKI empfehlen, Erkrankte zu isolieren. (mit dpa)

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