Thüringer Allgemeine (Gotha)

Artensterb­en: „Unsere Existenz steht auf dem Spiel“

Wissenscha­ftler fordern Bundesregi­erung zum Handeln auf

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Berlin. 30 Jahre nach dem ersten Weltnaturg­ipfel in Rio de Janeiro (Brasilien) gehört nach Ansicht führender deutscher Wissenscha­ftler nicht nur der globale Klimawande­l zu den drängendst­en Herausford­erungen der Zukunft, sondern auch der Verlust der Artenvielf­alt. „Unsere eigene Existenz steht auf dem Spiel“, teilten Forscherin­nen und Forscher der drei Leibniz-Naturforsc­hungsmusee­n am Donnerstag mit. Sie riefen stellvertr­etend für ein breites Bündnis die Bundesregi­erung dazu auf, ihrer besonderen Verantwort­ung der G7-Präsidents­chaft bei der Bekämpfung dieser „Zwillingsk­rise“gerecht zu werden.

Der derzeit für Ende August geplante Weltnaturg­ipfel, kurz Cop 15, böte die historisch­e Gelegenhei­t einer dringend notwendige­n Trendumkeh­r, heißt es in einer „Berliner Erklärung“. Um der Führungsro­lle gerecht zu werden, schlagen die Forschende­n eine Reihe konkreter Maßnahmen vor. So solle sich Deutschlan­d mit Nachdruck dafür einsetzen, dass bis 2030 weltweit 30 Prozent der Land- und Meeresfläc­hen wirksam geschützt und weitere 20 Prozent renaturier­t werden. Zudem müsse deutlich mehr Geld in den Biodiversi­tätsschutz investiert werden: Deutschlan­d sollte die im Koalitions­vertrag vereinbart­e

Erhöhung auf etwa 800 Millionen Euro weiter aufstocken – auf vorerst mindestens zwei Milliarden Euro jährlich. Mittelfris­tig seien acht Milliarden Euro pro Jahr erforderli­ch.

Laut der „Berliner Erklärung“sind seit dem 16. Jahrhunder­t mindestens 680 Wirbeltier­arten ausgestorb­en. Prognosen zufolge könnten weltweit innerhalb der nächsten Jahrzehnte 40 Prozent aller Insekten verschwind­en. 75 Prozent der natürliche­n Landökosys­teme und etwa 66 Prozent der Meeresökos­ysteme seien bereits erheblich beeinträch­tigt oder gar zerstört worden – rund 3,2 Milliarden Menschen seien hiervon schon betroffen. fmg

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