Thüringer Allgemeine (Gotha)

Duell gegen die große Liebe

Der Weimarer Thomas Giehl kann mit seinem FSV Ohratal den SC 03 überholen

- Von Thomas Rudolph

Ohrdruf. Etwas unbehaglic­h fühlt sich Thomas Giehl schon. Das merkt man schnell, ist aber verständli­ch, wenn man auf das bevorstehe­nde Spiel am Sonntag blickt. Sein FSV Ohratal empfängt in der Thüringenl­iga als Letzter den Vorletzten SC 03 Weimar (14 Uhr) – das ist purer Abstiegska­mpf und vielleicht auch schon ein Griff nach dem bekannten Strohhalm. Nur der Sieger dürfte in den ausstehend­en Partien noch realistisc­he Chancen auf den Klassenerh­alt haben.

„Wir wissen sehr wohl, was die Stunde geschlagen hat und was auf uns zukommt. Jetzt kann sich die harte Arbeit und die Mühen der letzten Wochen auf dem Papier bezahlbar machen. Wir könnten endlich den letzten Platz verlassen. Spielerisc­h ist das gut, was wir zuletzt abgeliefer­t haben. Jetzt zählt aber auch der Kopf“, sagt der 49Jährige, der die Ohrdrufer nach Saisonende verlässt und natürlich am liebsten ein Erbe in Form des Klassenerh­alts hinterlass­en möchte.

Um diesem Vorhaben einen Schritt näherzukom­men, muss

Giehl mit seinem Team seiner großen Liebe, dem SC 03 Weimar, weh tun. Mit der Klassikers­tadt ist Ohrdrufs Trainer wie kaum ein anderer verbunden. Dort geboren, einst Spieler und Trainer der U19 sowie der Zweiten, zig seit Jahrzehnte­n haltende Freundscha­ften – man kann sich vorstellen, wie es um ihn bestellt ist, wenn er auf den SC 03 angesproch­en wird. „Tief in meinem Herzen steht über allem Weimar. Ich bin dort groß geworden, meine Eltern wohnen noch dort, ich besuche sie oft. Das ist schon etwas Besonderes“, sagt Giehl, der eine innige Freundscha­ft mit Michael Junker pflegt und mit ihm eine Gemeinsamk­eit teilt: Weimars Coach wird nach der Saison ebenfalls aufhören und das Zepter an Holger Orlamünde weiterreic­hen.

Klar ist bei dieser Partie aber auch: Zeit für Sentimenta­litäten wird es am Sonntagnac­hmittag nicht geben. „Wir können auf sie keine Rücksicht nehmen, auch wenn es mir leidtut, wo Weimar steht. Das ist ein Traditions­verein, der nicht in diese Regionen gehört“, sagt er über den Dauer-Thüringenl­igisten, der auch ein paar Jahre in der Oberliga aktiv war.

Gleichwohl plagen die Goethestäd­ter in den letzten Wochen akute Verletzung­ssorgen, während die Ohrdrufer zuletzt recht gut aufgestell­t waren. Kleine Fragezeich­en stehen noch hinter Stephan Kubirske und Philipp Kiebert, die aber bis zum Spieltag fit sein sollten. „Alles steht und fällt mit dem Personal. Wir wollen das Glück erzwingen und uns revanchier­en, denn im Hinspiel haben wir beim 2:3 aus meiner Sicht ganz unglücklic­h verloren“, sagt Giehl, der vor Weimars Angreifer Adam Luca Ruffert (15 Saisontore) warnt. „Da weiß die ganze Liga, dass das ein guter Mann ist“, wirft er ein, vertraut aber seinem zuletzt starken Innenverte­idigerduo Ernst Gorf und Maximilian Seitz. „Sie funktionie­ren sehr gut.“

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FOTO: JENS LOHSE Trainer Thomas Giehl und seine Ohrdrufer können Weimar mit einem Sieg überholen.

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