In Eisenberg eröffnet die jüngste Synagoge Europas
Einweihung am Sonntag in den Waldkliniken. Geschäftsführer David-ruben Thies über Koscher-service
Eisenberg. Nachdem Erfurt auf die älteste Synagoge Deutschlands verweisen kann, wird es nun im Freistaat auch die jüngste geben. Diesen Sonntag wird in den Waldkliniken Eisenberg eine neue Synagoge eingeweiht. Sie ist religiöser Bestandteil der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen und soll in einer orthodoxen Ausrichtung und von Rabbiner Yitshak Ehrenberg mit Unterstützung des Maschgiach Rabbiner Waitsman geführt werden.
Pro Jahr werden in dem kommunalen Krankenhaus des Saale-holzland-kreises 60.000 Patienten behandelt. Seit Oktober 2020 bieten die Waldkliniken Eisenberg Patientinnen
und Patienten aller Krankenkassen in ihrem Neubau den Komfort eines Sterne-hotels. Wir sprachen mit David-ruben Thies, Geschäftsführer der Waldkliniken Eisenberg Gmbh.
Herr Thies, die Synagoge war und ist Ihre Herzensangelegenheit? Seit wann verfolgen Sie den Gedanken? Hier in den Waldkliniken Eisenberg versuchen wir, in allen Bereichen neue Wege zu gehen: in der Pflege, in der Medizin, in der Architektur und in der Aufenthaltsqualität. Für viele Patientinnen und Patienten gehört die Ausübung ihrer religiösen Praxis fest zu ihrem Leben. Und hier schließen wir für Menschen jüdischen Glaubens eine Lücke in
Deutschland. Deshalb war die Synagoge Eisenberg schon sehr früh ein Teil des Konzeptes unseres Neubaus, den wir gemeinsam mit Matteo Thun umgesetzt haben. Unser Traum ist also schon fast zehn Jahre alt. Sicher können Sie sich vorstellen, wie glücklich ich bin, dass dieser Traum jetzt am Sonntag Wirklichkeit wird.
Sie eröffnen Europas jüngste Synagoge. Das macht Sie sicher ein wenig stolz?
Wir hoffen, dass das Prädikat jüngste Synagoge Europas ein nur kurzer Titel sein wird und in Zukunft weitere jüdische Gotteshäuser eingeweiht werden. Uns geht es aber nicht darum, einen Titel zu führen, sondern darum, unsere Vision von Gastfreundschaft in einem Krankenhaus auch für Gäste jüdischen Glaubens erlebbar zu machen. Wenn sich andere Häuser von unserer Vision inspirieren lassen, dann freut uns das umso mehr.
Wird dies ein öffentlicher Raum, den auch Menschen von außerhalb aufsuchen können?
Die Synagoge Eisenberg ist religiöser Bestandteil der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen und steht damit auch Personen offen, die nicht aktuell unsere Gäste sind.
Wie groß schätzen Sie den zu erwartende Anteil jüdischer Patienten bei Ihnen ein?
Wir haben da keine Erwartungen in Zahlen. Uns geht es darum, unseren Gästen jüdischen Glaubens einen umfassenden Koscher-service während ihres Aufenthalts zu bieten: von den Speisen, über das Geschirr bis zu dem im Sabbat-modus laufenden Aufzug. Diesen Service bieten wir in diesem Jahr in drei Zeitfenstern an, in denen auch der Maschgiach als Aufseher der Einhaltung leserbriefe@thueringer-allgemeine.de aller Kaschrut-regeln in unserem Haus anwesend sein wird.
Wie ist der Raum ausgestattet? Die Synagoge Eisenberg ist klein aber fein und bietet Platz für 16 Personen. Die Thora konnten wir aus Spendengeldern durch den Förderverein, Fördermittel des Freistaats und Spenden von Privatpersonen finanzieren. Das Mobiliar stammt von dem bekannten Kibbutz Lavi aus Israel, der weltweit schon tausende Synagogen ausgestattet hat. Der Thora-mantel schließlich ist in Israel gefertigt und trägt vorne die Aufschrift „Gedenken an die Opfer der Shoa“. Auf der Rückseite wird den Spendern und Förderern gedankt.