Brunnenbauer haben mehr zu tun
Trockenheit erhöht Nachfrage
Was für den Laien aussah wie ein einfaches Plastikrohr, war der Ort, an dem die Eiskristalle entstehen: „Die technologische Herausforderung bestand darin, Eiskristalle zu erzeugen, die abtragend wirken“, sagt Projektleiter Hannes Nowak von der FSU. Die Kristalle dürften dabei weder zu klein noch zu groß sein. „Flüssiger Stickstoff erzeugt bei Temperaturen zwischen -80 und -130 Grad Celsius die Eiskristalle in der nötigen Härte“, so Nowak.
Als Kälteexperte Matthias Thürk vom Tieftemperaturservice der FSU die Düse auf das rostige Stahlelement
richtet und mit einem Druck von zehn Bar winzige Eiskristalle auf das Objekt schießt, dampft es ordentlich.
Eine Vollmontur wie beim Sandstrahlen ist hier jedoch nicht nötig. Lediglich eine Schutzbrille und Handschuhe trägt Thürk. Sebastian Tischer vom RS Korrosionsschutz prüft das Resultat und zeigt sich schon ziemlich zufrieden.
Der Vorteil des neuen Verfahrens liege darin, dass das Eis den Abtrag und den Staub binde und dass der gesamte Prozess ohne Elektroenergie auskomme, sagt der Jenpneumatik-chef,
Holger Pustal. Aus dem geschmolzenen Schmutzwasser ließen sich die Feststoffe gut herausfiltern und umweltgerecht entsorgen oder einer Wiederverwendung zuführen. Mittlerweile ist das Verfahren als Europa-patent angemeldet.
Das Gesamtvolumen des Entwicklungsprojekts betrug von 820.000 Euro und wurde mit 450.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Der nächste Schritt sei nun die Suche nach einem Projektpartner zur Entwicklung eines ersten mobilen Demonstrators.
Die Trockenheiten der vergangenen Jahre haben zu mehr Anfragen bei Brunnenbauern in Ostdeutschland geführt. Tendenziell sei die Nachfrage sowohl in der Landwirtschaft als auch bei Privatleuten gestiegen, so der Chef des Bohr- und Brunnenbauverbandes Ost, Peter Müller. Einerseits gehe es darum, neue Brunnen anzulegen oder vorhandene wegen gesunkener Wasserspiegel zu vertiefen. Andererseits alterten Brunnen durch stärkere Wasserschwankungen rascher und müssten saniert werden.
Vor allem in ländlichen Regionen gibt es häufig private Brauchwasserbrunnen. Wenn sie vertieft würden, müsse das den Behörden gemeldet werden, so Müller. Im gewerblichen Bereich sei für den Neubau oder die Erweiterung von Brunnen – etwa für die Bewässerung von Feldern – ein Genehmigungsverfahren mit Gutachten erforderlich. Dabei gehe es um Auswirkungen auf Wasserschutzgebiete oder andere Brunnen in der Umgebung. Hintergrund ist, dass über solche Brunnen in der Regel weit größere Mengen an Wasser gezogen werden als im privaten Bereich. Zudem soll verhindert werden, dass sich Brunnenbesitzer gegenseitig das Wasser abgraben. Wegen der gestiegenen Nachfrage müssten sich Interessenten auf Wartezeiten von mindestens einem halben Jahr einstellen, so Müller. dpa