Von Liebe und Frieden auf Erden
Mahlers 3. Symphonie beglückte in Erfurt
Erfurt. Einen „symphonischen Weltentraum“nannte der Dirigent Bruno Walter einst die 3. Sinfonie Gustav Mahlers, nachdem der Komponist sie ihm am Klavier vorgespielt hatte. Im Schatten des Höllengebirges am oberösterreichischen Attersee, Mahlers Feriendomizil, war das gewaltige, 100-minütige Opus binnen dreier Sommer entstanden. Dieses imposante Mammutwerk stand nun auf dem Programm des 9. Sinfoniekonzerts des Philharmonischen Orchesters Erfurt, das für die große Besetzung die halbe Thüringen Philharmonie Gotha-eisenach hinzuzog.
Wieder einmal erwies sich Chefdirigent Myron Michailidis als Herr der Lage. Unprätentiös, einzig und allein im Dienste des Werks, mit minutiöser Vorbereitung, eiserner Stringenz und langem Atem führte er das Orchester zu einer grandiosen, beglückenden Leistung. Synchron ließen acht blitzsaubere Hörner zunächst Mahlers Gebirgspanorama in Steinbach am Attersee tonmalerisch in den Himmel ragen. Mit zerrissenem Pathos erscholl die Soloposaune vom Gipfel, derweil im Tale die Solovioline von Konzertmeisterin Stephanie Appelhans ein versponnenes Selbstgespräch führte.
Mahlers Weltentraum erklang im Menuettsatz besonders anrührend. Mit großer innerer Ruhe modellierte Michailidis zarte, pastorale Kammermusikklänge in den Streichern und Holzbläsern. „O Mensch! Gib Acht!“klagte Mezzosopranistin Irena Parlov mit leicht verschatteter Stimme im Misterioso des vierten Satzes, bevor im fröhlich-tänzerischen fünften Satz die kecken Frauenstimmen des Erfurter Opernchors und des Philharmonischen Chors ein Volkslied anstimmten – überstrahlt vom klar artikulierenden Kinderchor der Chorakademie.
Im kontemplativen Finale kehrte wieder andächtige Ruhe ein. Mit einer schier endlosen Ode an die Liebe und den Frieden auf Erden fluteten Myron Michailidis und sein Orchester das Erfurter Theater, und die Begeisterung war zurecht groß.