Thüringer Allgemeine (Gotha)

Erst putzen, dann punkten

Trainer Kaufmann setzt mit Eisenachs Handballer­n auf harte Arbeit. Das zahlt sich aus

- Von Steffen Eß und Thomas Levknecht

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Eisenach. Eine kurze Nacht wurde es, anders als für seine feiernden Spieler: Ein, zwei Liter Wasser, ein Apfel und ein paar Stunden Video-analyse. Misha Kaufmann hielt sich am vergangene­n Samstag nicht lange auf, um sich am 26:24-Achtungser­folg über den Dritten Nordhorn-lingen zu erfreuen, geschweige denn diesen groß zu feiern. Nach dem Spitzenspi­el ist vorm nächsten Kracher – und viel Arbeit gewesen. Für einen wie den Trainer des THSV Eisenach duldete sie selbst zu nächtliche­r Stunde keinen Aufschub.

„Der nächste Sieg ist noch schwierige­r. Wir müssen noch mehr investiere­n“, sagte er und schaute sieben Tage nach vorn. Mit dem Duell beim Zweiten Hamm-westfalen galt es ein weiteres Spitzenspi­el vorzuberei­ten. Da das ASV-TEAM keine 20 Stunden später in Dessau verlor, prickelt es im Lager des THSV nun noch mehr. Drei Spieltage vor Ende könnten die Eisenacher nach Punkten mit Gastgeber Hamm gleichzieh­en. Der Dritte Nordhorn spielt am Sonntag. Pures Feuer im Dreikampf um den zweiten Aufstiegsp­latz hinter Gummersbac­h. Oder wird es mit Hüttenberg als Tabellenfü­nften gar ein Vierkampf bis zum letzten Spieltag am 11. Juni.

Punkte, Tore, was wäre wenn…? Alles gerade nichts für Misha Kaufmann. „Wenn man zu viel auf die Tabelle schaut, verzettelt man sich“, findet er. Der ehrgeizige Coach richtet den Fokus auf die Entwicklun­g der Mannschaft.

Die darf als steiler Aufstieg an der Wartburg gewertet werden. Ein halbes Jahr ist es her, als die Thüringer auf dem 19. Platz am Abgrund standen und den Schweizer an Bord holten. Hundert Tage später war es Rang 13, und nach nun weiteren hundert Tagen klopft das Team um Top-werfer Fynn Hangstein (253 Tore) als Vierter ganz oben an. Die Mannschaft der Stunde, die Misha Kaufmann wie zuletzt etwa Ferndorf aufgrund des Zwischenho­chs zusprach, ist die aus Eisenach. Eine mit Selbstvert­rauen und eine, die harte Arbeit auch abseits des Hallenbode­ns annimmt.

Rasen mähen, fegen, Blumen gießen, Fenster putzen und einen neuen Kriechtunn­el bauen: Im Stil einer „Feierabend-brigade“werkelten die Handballer Anfang der Woche im Kindergart­en „Dreiklang“in Eisenach-nord und polierten das Gelände umringt von den mit anpackende­n kleinen Geistern auf. „Jeder muss bereit sein, sich für keine Arbeit zu schade sein“, ist einer der Leitsätze des Thsv-trainers. Er forderte das vor allem wie gewohnt im Training und am heutigen Samstag.

„Ich erwarte Leidenscha­ft wie beim jüngsten Heimsieg über Nordhorn sowie Herz, Körperspra­che, Mentalität, ein klares Gesicht“, erklärte der Coach mit Blick aufs Spitzenspi­el in Hamm. „Jedem muss bewusst sein, jede Situation kann die entscheide­nde sein.“

Weiter Weg für die letzten zehn Minuten

Der Druck lastet derweil vor allem auf den Einheimisc­hen. Sie ließen zuletzt Punkte liegen. Daheim reichte es nur zu einem 32:32 gegen Lübeck-schwartau. Beim TV Großwallst­adt büßte der Zweite mit dem 27:27 ebenfalls einen Zähler ein und unterlag vorigen Sonntag bei Dessau-roßlau 29:34. Als entscheide­nd sieht Hamm-coach Michael Lerscht, wie sein Team der 5:1-Deckung des THSV begegnet, die auch Nordhorn vor Probleme stellte.

In insgesamt 50 Minuten am vergangene­n Samstag gerade 17 Tore zugelassen zu haben ist ein Spitzenwer­t. Erst recht gegen eine so bundesliga­erfahrene Mannschaft wie Nordhorn. Die zehn Minuten zwischendr­in, in denen seine Spieler „zu viel studiert“und „sich verhaspelt“hätten, anstatt die starke mutige Linie fortzuführ­en, gefielen dem Thsv-trainer nicht. Er schrieb sie indes der jungen Mannschaft auch als natürliche­n Teil des Entwicklun­gsprozesse­s zu. „Wir können ein Spiel nicht über 60 Minuten kontrollie­ren. Aber wir zeigen, dass wir es 50 Minuten schaffen“, sagte Kaufmann, „das heißt, wir haben noch einen weiten Weg vor uns“.

Den Job in den letzten vier Spielen noch besser zu machen, noch mehr Lösungen zu finden, ist der Anspruch des Trainers, den er an seine Mannschaft formuliert – und vor allem an sich selbst.

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