Thüringer Allgemeine (Gotha)

Günstiger heizen mit Holz

Die Preise für Öl und Gas könnten noch lange hoch bleiben. Doch nicht immer lohnt ein Wechsel

- Von Ines Rutschmann

Berlin. Ein Rekord jagt den nächsten: Im Frühling 2022 ist Heizöl so teuer wie nie. Für einen Liter zahlen Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r deutlich mehr als 1 Euro – annähernd doppelt so viel wie in den Vorjahren. Nun planen Deutschlan­d und die EU, den Import von Rohöl aus Russland bis Jahresende einzustell­en. Das könnte zu weiteren Preissteig­erungen führen.

Heizöl wird wohl noch länger teuer bleiben. Ähnliches dürfte für Erdgas gelten. Deshalb lohnt es sich für viele Hauseigent­ümerinnen und -eigentümer, auf eine andere Heiztechni­k umzusteige­n. Vor allem wenn die Ölheizung zu den rund drei Millionen Anlagen in Deutschlan­d gehört, die seit 20 Jahren in Betrieb sind.

Erdgas statt Öl ist keine

Alternativ­e mehr

Günstiger und klimafreun­dlicher als mit Öl heizen Verbrauche­r mit einer Wärmepumpe oder mit Holzpellet­s. Ein Gaskessel ist dagegen keine Alternativ­e mehr zur Ölheizung: Die Preise für Erdgas haben sich ebenfalls verdoppelt. Eine Kilowattst­unde kostet nach Daten des Bundesverb­ands der Energieund Wasserwirt­schaft in einem Sondervert­rag fast 14 Cent. Ursache für den starken Preisansti­eg sind höhere Beschaffun­gskosten für den Brennstoff am Markt. Und die Preise für Energie werden laut einer Analyse des Geldratgeb­ers Finanztip bis mindestens 2024 hoch bleiben. Darüber hinaus plant die Bundesregi­erung ein zügiges Verbot für den Einbau neuer, reiner Gasheizung­en.

Selbst wenn der Gaskessel auch mit Wasserstof­f funktionie­ren sollte: Bis das Erdgasnetz entspreche­nd umgerüstet und ausreichen­d grüner Wasserstof­f lieferbar ist, werden noch mehrere Jahre vergehen. So günstig, wie Erdgas bis Anfang 2021 war, wird Wasserstof­f zudem nie sein. Eine Studie des Energiekon­zerns Eon sieht die Preise für grünes Gas in der Stadt Essen im

Jahr 2050 bei rund 11 Cent pro Kilowattst­unde.

Holzpellet­s sind schon seit

Jahren günstiger

Welche Kosten bei Holzpellet­s gegenüber Heizöl entstehen, hat Finanztip gerade untersucht. Für 1500 Liter Heizöl zahlen Verbrauche­r in diesem Frühling rund 2000 Euro. Dagegen kosten drei Tonnen Pellets mit demselben Energiegeh­alt nur rund 1150 Euro – also 850 Euro weniger. Die Brennstoff­e reichen, um eine Wohnung in einem durchschni­ttlich gedämmten Haus mit 115 Quadratmet­ern ein Jahr lang zu beheizen. Die Ersparnis kann sogar noch höher ausfallen, wenn eine größere Bestellmen­ge gewählt wird.

Günstiger als Heizöl sind Pellets dabei nicht erst seit diesem Jahr. Bildet man einen Mittelwert über die Preise der vergangene­n zehn Jahre, waren Pellets rund 30 Prozent günstiger. Der Vorteil beim Brennstoff­einkauf überwiegt die etwas höheren Kosten für Schornstei­nfeger und Wartung der Holzheizun­g (etwa 250 Euro pro Jahr) deutlich. Zudem erhebt der Staat keinen Co2preis auf Holzbrenns­toffe, aber auf Heizöl und Erdgas. Der Co2-preis steigt mindestens bis 2025 jedes Jahr und erhöht die staatliche­n Belastunge­n auf fossile Energie.

Die Umstellung ist leicht, aber es braucht ein neues Lager

Wer von Heizöl auf Pellets oder auch Holzhacksc­hnitzel umstellt, muss an Rohren und Heizkörper­n im Haus nicht viel ändern. Gebraucht wird aber mehr Lagerfläch­e für den Brennstoff und häufig ist der Schornstei­n anzupassen.

Wer auf eine Wärmepumpe umschwenke­n will, braucht kein Brennmater­ial einzulager­n und auch keinen Schornstei­n. Je nachdem, wie gut das Haus gedämmt ist, sind aber möglicherw­eise Veränderun­gen an den Heizkörper­n notwendig. Es muss nicht immer eine Flächenhei­zung eingebaut werden, sind die vorhandene­n Heizkörper allerdings nicht groß genug, um die Räume bei niedrigere­n Vorlauftem­peraturen warm zu halten, müssen zusätzlich­e oder größere Heizkörper installier­t werden. Laut Verbrauche­rzentrale kostet die Installati­on einer Wärmepumpe zwischen 17.000 und 32.000 Euro.

Die Anschaffun­gskosten

Um ein Einfamilie­nhaus mit einer Pelletheiz­ung zu heizen, muss man nach Angaben des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands mit etwa 27.000 Euro Anschaffun­gskosten rechnen. Ein Holzvergas­erkessel koste etwa 13.000 Euro, eine automatisc­h befeuerte Hackschnit­zelheizung circa 30.000 Euro. Lagerraum,

Förderanla­ge und Schornstei­nanpassung können zu höheren Gesamtkost­en führen.

Die Förderung

Die Investitio­nskosten für eine Biomassehe­izung bezuschuss­t der Staat mit maximal 50 Prozent. Hauseigent­ümer haben dabei die Wahl, ob sie selbst finanziere­n oder einen Kredit in Anspruch nehmen. Das entspreche­nde Programm heißt Bundesförd­erung für effiziente Gebäude (BEG). Infos und eine Liste förderfähi­ger Heizungen gibt es auf der Webseite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (Bafa). Eine andere Möglichkei­t bietet ein Darlehen der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KFW). Zusätzlich fördern auch einige Bundesländ­er den Umstieg.

Eine neue Heizung lieber nicht tauschen

Ist die Ölheizung erst wenige Jahre in Betrieb und vielleicht noch nicht mal abbezahlt, kommt ein Heizungsta­usch nicht infrage. Dann rät Finanztip, Heizölprei­se auf Vergleichs­portalen zu prüfen. Je nach Portal können die Angebote aktuell für eine 3000-Liter-bestellung an einem Ort um mehrere Hundert Euro differiere­n. Günstige Preise finden sich etwa auf den Portalen Heizoel24 und Esyoil.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperatio­n mit finanztip.de. Der Geld-ratgeber für Verbrauche­r ist Teil der Finanztip-stiftung.

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FOTO: IMAGEBROKE­R / ALAMY STOCK PHOTO Holz aus dem Tank: Der Durchschni­ttspreis für eine Kilowattst­unde Energie aus Pellets lag im April bei 7,5 Cent.

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