„Oh Gott, Herr Pfarrer...“
„Oh Gott, Herr Pfarrer...“– So lautete der Titel einer Fernsehserie der 1990er-jahre, die fast ein Straßenfeger wurde. Dabei ging es um einen Pfarrer in ganz unterschiedlichen Situationen des Lebens in Kirche und seiner Gemeinde wie auch des eigenen Lebens in Familie und Gesellschaft. Und weil die Dramaturgie jener Serie es größtenteils auf Konflikte anlegte, war der Seufzer „Oh Gott, Herr Pfarrer“, vielfach zu hören.
Es ist eigentlich verwunderlich, wie gern und häufig „Gott“in den Mund genommen wird. Und genauso bemerkenswert ist es, zu welchen Zwecken sein Name benutzt wird. Untereinander und auf der Straße redet man vom „Wettergott“oder in Vereinen auch Fernsehen wird der „Fußballgott“beschworen. Entsetzte Menschen stoßen ein besorgtes: „Oh Gott!“hervor, dankbare Menschen ein befreites: „Gott sei Dank!“
Doch was bedeuten solche Aussagen heute noch? Gilt dem, der da angerufen wird, tatsächlich das Vertrauen?
In der Christenheit ist jene Zeit im Kirchenjahr, die mit dem Hochfest der Trinität (Gott als Vater, als Sohn Jesus Christus und als Heiliger Geist) in den folgenden Sonntagen gezählt wird, eine Aufforderung, sich über das eigene Reden vor Gott klar zu werden. Es schleicht sich doch ziemlich schnell eine Nachlässigkeit ein, mit der unbedacht gesprochen und leichtfertig geredet wird. Wie das im Umgang untereinander als Menschen immer wieder sorgsam zu beachten ist, sollte es im Gegenüber zu Gott noch sorgfältiger getan werden.
Wir wissen oder erahnen zumindest die Folgen, wenn wir es im Umgang untereinander an Sorgfalt im Reden fehlen lassen. Manches ist nicht wieder gut zu machen. Einmal Gesprochenes können wir schwer ungeschehen machen. Unsere gesagten Worte lassen sich kaum zurückholen.
Ob es bei Gott anders ist, können wir nicht wissen. Aber etwas nicht zu wissen, gibt uns noch lange keine Berechtigung, ihm gegenüber auf Sorgfalt zu verzichten. Allein darauf zu hoffen, dass er als Gott gegen alles gefeit ist, dürfte eine allzu fadenscheinige Annahme sein.
Jedenfalls ist in seiner Heiligen Schrift, der Bibel, häufig der Hinweis zu finden, dass es keine Gewähr gibt, derer sich Menschen versichern könnten. „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!
Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!?“(Römer 11,32). Über diesen Vers wird am Sonntag vorzugsweise in den lutherischen Kirchen gepredigt.
Und es wird dabei darum gehen, wie Menschen angemessen vor ihn treten. Und auch meistenteils darum, sich so an Gott zu richten, dass jedes ihm entgegengebrachte Vertrauen ehrlich ist und aus dem Herzen kommt; dass er auch tatsächlich gemeint ist, wenn sein Name über die Lippen kommt.
Dann wird auch ein: „Oh Gott!“oder: „Gott sei Dank!“des Alltags von dem gehört und auf seine Weise erwidert, an den es nach dem Wortlaut gerichtet ist.