Thüringer Allgemeine (Gotha)

Powerfrau übernimmt Gothaer Traditions­betrieb

Nach über 30 Jahren treten die Gründer von MR-Kartograph­ie zurück. 40-Jährige arbeitet jetzt für zwei

- Tobias Leiser

Wer durch den Thüringer Wald wandert, begegnet immer wieder einem Gothaer Unternehme­n. Entlang der Routen helfen Karten der Region ratlosen Menschen, den Weg zurückzufi­nden. Erstellt werden diese Karten von sechs Mitarbeite­rn in dem kleinen Büro der Firma MR-Kartograph­ie.

Den Betrieb gibt es seit 1992. Manfred Müller und Klemens Richert arbeiteten zu DDR-Zeiten für den Verlag Haack Gotha und waren an vielen Karten für Schulbüche­r und Wandkarten beteiligt. Mit der Wende kam der große Umbruch. Beide machten sich selbststän­dig, fanden aber später wieder zueinander. „Wir haben gemerkt: Wenn wir uns gegenseiti­g Rechnungen schreiben, können wir uns auch zusammentu­n“, sagt Manfred Müller.

Analoge Karten werden nie ganz verschwind­en

Nach über 30 Jahren sind die beiden Inhaber nun zurückgetr­eten und haben die Geschäfte im Juli 2023 an die nächste Generation übergeben. Anika Weber aus Creuzburg im Wartburgkr­eis ist der neue Kopf des Unternehme­ns. Die 40Jährige hat sich längst eingelebt, schließlic­h gehört sie schon seit 2005 zum Team. Da sie schon seit Jahren in die Leitung eingearbei­tet wurde, sei es ein sanfter Übergang gewesen. „Nur der Arbeitspla­tz hat sich geändert“, sagt Weber.

Den Beruf der Kartograph­in hat Anika Weber beim Landesverm­essungsamt erlernt. Während der Ausbildung besuchte sie den Betrieb. „Hier hat es mir gleich gut gefallen“, so Weber. Also fing sie nach der Lehre direkt bei MR-Kartograph­ie an.

Dass der Beruf aber längst nicht mehr das ist, was er einmal war, weiß Manfred Müller nur zu gut. Mit immer besser werdender Technik wurde die Arbeit auch ein Stück weit einfacher. „Man kann mit dem Computer viel mehr machen. Früher war das Kartenerst­ellen aber noch was Besonderes“, meint Müller.

Und durch Karten-Apps auf dem Handy sinkt zunehmend der Bedarf an gedruckten Karten.

Während der Pandemie ist der Absatz von Wander- oder Fahrradkar­ten Müller zufolge wieder gestiegen. Auch bei gedruckten Wandkarten steige der Bedarf in Schulen wieder. Er ist zuversicht­lich, dass analoge Karten uns wie auch Kinos oder Bücher weiter begleiten werden.

Für Anika Weber ist es also eine gute Zeit, den Betrieb zu übernehmen und in dem Job zu bleiben, der ihr so viel Spaß macht. Das ist ein Kraftakt, den sie aber meistert. „Was wir zu zweit gemacht haben, macht Anika allein; das muss man ihr hoch anrechnen“, sagt Müller.

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TOBIAS LEISER Anika Weber leitet das Gothaer Unternehme­n MR Kartograph­ie seit dem 1. Juli 2023.

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