Friedenssymbol: Schwerter zu Pflugscharen
Gothaer „Friedenstein“-Preis an Friedrich Schorlemmer und Harald Bretschneider verliehen
Conny Möller
Gotha. Bereits zum elften Mal hat die Gothaer Kulturstiftung den Kulturund Friedenspreis „Der Friedenstein“ausgereicht. Am Sonntag konnte ihn Vorstandsvorsitzender Knut Kreuch der Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“bei einem Festakt auf Schloss Friedenstein verleihen.
In seiner Rede betonte der Stiftungsratsvorsitzende, dass dieses Symbol für den Frieden heute mehr denn je gebraucht wird. „Mit Blick auf unsere Welt müssen wir heute einsehen, dass es wieder Menschen braucht, die Schwerter zu Pflugscharen schmieden. Aber auch mit Wort und Taten für den Frieden kämpfen und bereit sind, eigene Wünsche dem gemeinsamen Ziel des Friedens unterzuordnen“, sagte Kreuch.
Die Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“ist untrennbar mit zwei Namen verbunden: Friedrich Schorlemmer und Harald Bretschneider. Erstgenannter konnte aus Krankheitsgründen zur Preisverleihung nicht vor Ort sein und wurde von seinen Kindern Martin und Uta Schorlemmer würdig vertreten.
Harald Bretschneider, der damalige sächsische Landesjugendpfarrer, erinnerte sich, wie er damals hunderttausende Aufnäher drucken ließ, die von vielen Jugendlichen getragen wurden. „Es war eine wunderbare und aufregende Zeit“, sagt Bretschneider. Er habe wieder welche drucken lassen, denn sie seien gerade jetzt wichtiger denn je.
Bretschneider brachte zur Preisverleihung wichtige Zeitdokumente mit. Unter anderem die originale Plastik des russischen Bildhauers Jewgeni Wiktorowitsch Wutschewitsch sowie ein Transparent, Lesezeichen mit aktuellen Versen und Sprüchen und Symbolen sowie eine Glocke.
Für Aufsehen und minutenlange Stille sorgte Schorlemmers Enkel Aaron, der das original geschmiedete Schwert in den Festsaal trug und in eine vorbereitete Vitrine legte. Lang anhaltender Beifall von den zahlreichen Gästen folgte. Denn Friedrich Schorlemmer ist die spektakulärste Aktion der Friedensbewegung zu verdanken, mit der es gelang, die Friedensdoktrin der DDR „Wir sind der deutsche Friedensstaat!“zu erschüttern und internationale Aufmerksamkeit zu erregen. Am 24. September 1983 initiierte Friedrich Schorlemmer auf dem Evangelischen Kirchentag in Wittenberg eine große symbolische Aktion, bei der der Schmied Stefan Nau auf dem Lutherhof in Wittenberg ein Schwert zu einem Pflugschar umschmiedete.
Diese Aktion, gefilmt vom „Westfernsehen“, wurde international bekannt und machte vor vierzig Jahren die Jugendbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“zu einer viel beachteten Friedensbewegung in den Zeiten des Kalten Krieges. Das nun preisgekrönte Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“verband über Jahre die Friedensbewegung in West und Ost. Friedensbewegung und Kirche spielten eine entscheidende Rolle in der friedlichen Revolution 1989. Bevor Stiftungsratsvorsitzender
Knut Kreuch die beiden Preise an die Preisträger der Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“überreichen konnte, erinnerte Markus Meckel, Theologe und Mitglied des Deutschen Bundestages sowie letzter Außenminister der DDR und Träger des Wilhelm-BockPreises Gotha, an die bewegende Vorwendezeit.