Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gutscheine nach schwerer ICE-Panne

Sprecherin der Deutschen Bahn äußert Bedauern. Evakuierun­g eines Zuges soll möglichst binnen 120 Minuten erfolgen

- Sibylle Göbel

Erfurt/Sömmerda/Leipzig. Die Deutsche Bahn gibt sich reumütig: Sie wolle sich „in aller Form“bei den etwa 450 Fahrgästen des ICE 1007 entschuldi­gen, der am Samstagabe­nd auf freier Strecke im Kreis Sömmerda liegengebl­ieben ist und in dem die Passagiere vier Stunden bis zu ihrer Evakuierun­g ausharren mussten.

Wie eine Bahn-Sprecherin sagte, bedauere es das Unternehme­n sehr, dass es zu diesen Unannehmli­chkeiten gekommen ist. Über die gesetzlich­en Fahrgastre­chte hinaus werde die Bahn alle betroffene­n Fahrgäste mit einem Reisegutsc­hein

in Höhe von 150 Euro entschädig­en. Dafür seien an alle Reisenden im Zug sogenannte „Sorry!“-Karten ausgeteilt worden.

Auslöser der Panne auf der vielbefahr­enen Strecke Berlin-München sei ein Kurzschlus­s im Dachbereic­h des Zuges gewesen, der wiederum zu einem Kurzschlus­s in der Oberleitun­g geführt habe. Infolgedes­sen sei auch die Stromverso­rgung im Zug ausgefalle­n, sodass die Klimaanlag­e nicht mehr funktionie­rte. Normalerwe­ise solle eine solche Zwangslage möglichst nach 120 Minuten beendet sein, so die Bahnsprech­erin. Die Sicherheit­sbestimmun­gen der Bahn, die topographi­schen Bedingunge­n vor Ort und BeSamstag

sonderheit­en im Einsatz – etwa die Priorität von medizinisc­her Versorgung – könnten aber dazu führen, dass die Evakuierun­g wie im aktuellen Fall länger dauert. Die Sicherungs­bestimmung­en sähen unter

anderem vor, dass vor einer Evakuierun­g zunächst die Oberleitun­g auf mögliche Schäden geprüft wird. Allein das können je nach Situation einige Zeit in Anspruch nehmen. Im Normalfall könne – anders als am

– bei einer solchen Havarie die Stromverso­rgung aufrechter­halten werden. Für heiße Tage, an denen sich bei hohen Temperatur­en das Wageninner­e ohne Kühlung noch schneller aufheizt, würden zusätzlich­e Vorkehrung­en an Bord der Züge getroffen: Dann sei das Personal angehalten, beispielsw­eise die Türen für frische Luft zu öffnen, außerdem werde zusätzlich­es Wasser vorgehalte­n. Zudem könnten Hilfskräft­e wie die Feuerwehre­n die Reisenden unterstütz­en.

Für den Fall, dass ein ICE in einem Tunnel liegenblei­bt, gebe es ein besonderes Evakuierun­gskonzept. Dann sei eine Evakuierun­g gemäß eines sogenannte­n Selbstrett­ungskonzep­ts

erlaubt. Diese erfolge gemäß der Beschilder­ung in den aus einzelnen Röhren bestehende­n Tunneln und über die Querverbin­dungen über die Nachbarröh­re. „Triebzüge werden über Rettungsst­ege verlassen“, erklärt die BahnSprech­erin. „Der Rettungspl­atz befindet sich je nach Standort vor und nach der Tunnelausf­ahrt.“

Der ICE am Samstagabe­nd war kurz hinter dem Finnetunne­l liegengebl­ieben und musste später abgeschlep­pt werden. Wegen des Ausfalls der Klimaanlag­en litten einige Fahrgäste unter Kreislaufp­roblemen. In den vergangene­n Monaten hatten sich derartige technische Defekte an ICE gehäuft.

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JULIAN STRATENSCH­ULTE / DPA Kurz hinter dem Finnetunne­l blieb am Samstagabe­nd ein mit 450 Fahrgästen besetzter ICE liegen.

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