„Sponsorensuche wird schwieriger“
Jörg Fischer, Vereinsmanager der Blue Volleys Gotha, über das Spitzenspiel, ein Jubiläum und die finanzielle Situation
Gotha. Zweiter gegen Erster – mehr Topspiel geht in der 2. VolleyballBundesliga nicht, wenn sich am Samstagabend um 19 Uhr die Blue Volleys Gotha und der VC Eltmann gegenüberstehen. Für den Verein gibt es schon im Vorfeld Grund zum Feiern, denn es wird das 300. Bundesliga-Spiel der Gothaer sein.
Wir sprachen mit Vereinsmanager Jörg Fischer über das Jubiläum, die Auszeichnung zur Mannschaft des Jahres und die Möglichkeit eines Erstliga-Abenteuers.
Die Blue Volleys Gotha wurden am vergangenen Wochenende als Mannschaft des Jahres im Landkreis Gotha ausgezeichnet. Was verbinden Sie damit?
Die Ehrung auf der Sportlergala ist die höchste Auszeichnung des Landkreises. Von daher ist es ein Ausdruck für die Wertschätzung, die wir vom Landkreis und der Stadt erhalten. Wir sind sehr glücklich, uns durchgesetzt zu haben, und ich verstehe die Auszeichnung nicht nur für die Blue Volleys, sondern den Gesamtverein.
Nun folgt am Samstag das Spitzenspiel gegen Eltmann. Hält die Serie, daheim ungeschlagen zu sein?
Davon bin ich überzeugt. Es gibt auf jeden Fall keinen Grund, sich zu verstecken. Wir müssen sehen, wie das Team über die Woche kommt und dass alle gesund bleiben. Es geht ja derzeit wieder das MagenDarm-Virus umher. Wenn wir in voller Stärke auflaufen können, bin ich für die Samstag-Partie sehr zuversichtlich.
Dann aber auch mit etwas mehr Spielglück? Im Hinspiel vergab das Team bei der 1:3-Niederlage zig Satzbälle…
Das war wirklich knapp. Der unglückliche Spielausgang sollte aber gar nicht mehr in den Köpfen unserer Spieler sein. Denn vom Ergebnis abgesehen, haben wir uns dort sehr gut präsentiert.
Verbunden mit dem Duell ist das Jubiläum des 300. Bundesliga-Spiels. Was sagt diese Zahl aus?
Unsere Historie ist lang und wurde ursprünglich durch die Damen begründet, die zuerst Bundesliga gespielt haben. Die Männer haben dann nachgezogen. Bis auf das finanzielle Intermezzo (der VC Gotha meldete als Bundesligist 2012 Insolvenz an und wurde daraufhin in die Regionalliga versetzt/d. Red.)
sind wir durchgängig in einer der beiden obersten Ligen vertreten. Das ist schon Wahnsinn, aber wir sind auch nicht die einzigen, denen es so geht. Auf solche Jubiläen können viele Traditionsvereine zurückblicken. Wir sind stolz darauf, wollen uns aber auch nicht hervorheben. Natürlich möchten wir auch in den nächsten Jahren solche Jubiläen erleben, aber es wird finanziell immer schwieriger.
Weil Sponsoren aussteigen?
Es ist schwierig, aber das war es schon immer. Wir merken doch, dass das Stimmungsbarometer in der Wirtschaft momentan nicht
sehr gut ist. Es ist ein anderes Level, leider aber nach unten. Und wenn das Geschäft nicht gut läuft, stellst du dir als Firma natürlich die Frage, wo man sparen kann. Meist ist das dann bei freiwilligen Leistungen wie der Unterstützung von Vereinen. Wir merken das aus der Historie heraus, dass da in den alten Bundesländern ein etwas anderes Sozialverständnis herrscht. Das ist aber überhaupt kein Vorwurf an die Firmen hier. Es wird für alle schwieriger, die Suche nach neuen Unterstützern komplexer.
Um den Zweitliga-Standort Gotha muss man sich aber keine Sorgen machen?
Aktuell nein. Ich kann jetzt schon versprechen, dass wir in der nächsten Saison wieder mit einer schlagkräftigen Mannschaft auflaufen werden.
Zurück zum aktuellen Geschehen. Die Eltmann-Partie ist auch das letzte Heimspiel der Saison. Sind Verabschiedungen von Spielern geplant?
Bis jetzt noch nicht. Aber allein aufgrund der Tatsache, dass wir das 300. Bundesligaspiel haben, wollen wir den Abend zu einem Event machen. Es wird Überraschungen geben und nicht einfach so durchgezogen, dass jeder nach dem Spiel sofort
nach Hause geht. Über den Rest möchte ich noch nicht reden, aber man darf gespannt sein.
Meister kann das Team auch bei einem Sieg nicht mehr werden. Platz zwei hätten Sie vor der Saison aber bestimmt auch unterschrieben?
Ich hätte auch Platz drei oder vier sofort unterschrieben, denn Platz zwei ist noch nicht sicher. Wir haben ein schweres Restprogramm, Bühl und Rottenburg können noch vorbeiziehen, weil wir nur einen Punkt vorne sind. Vor der Saison haben wir Platz fünf ausgegeben. Dieses Ziel wurde locker erreicht – eine Wahnsinnsleistung.
Sie haben mehrfach betont, dass ein Aufstieg in die Bundesliga nicht infrage käme. Wie weit sind die Blue Volleys als Verein von der Eliteliga entfernt?
Man muss das von zwei Seiten betrachten. Sportlich wären wir mit der 2. Tabellenhälfte der Bundesliga durchaus konkurrenzfähig. Aber organisatorisch und wirtschaftlich sind wir einiges weit weg. Auch wenn es keiner mehr hören will: Uns fehlt eine Spielhalle für die 1. Liga, in der man die Heimspiele zu Events machen kann. Das geht in einer Schulsporthalle nicht. Es ist immer noch die beste Halle in Gotha,
aber es werden nicht groß Zuschauer dazukommen, weil wir wenig bieten können. Die Kamerastandorte sind nicht baulich, es fehlen Plätze für die Zuschauer, die Möglichkeiten für das Catering sind eingeschränkt. Wir sind keine Freiluftsportart, hinzu kommt das ganze Equipment, was hin- und hertransportiert werden muss. Das ist kein Vorwurf, sondern eine nüchterne Tatsache. Wir sind trotzdem froh, in der Ernestiner-Halle zu sein.
Würde ein Aufstieg überhaupt mal wieder ein Thema sein, wenn beispielsweise ein Gönner mit großem Koffer um die Ecke kommt?
Es würde wahrscheinlich trotzdem an der Halle scheitern. Den Umzug mit Ohrdruf hatten wir schon mal durch. So nah Ohrdruf auch an Gotha liegt, fehlt da die emotionale Bindung. Wahrscheinlich wäre des Rätsels Lösung eine Mehrzweckhalle für die Stadt Gotha, aber da müssten sich Stadt, Landkreis und Land zusammensetzen. Es ginge ja nicht nur um uns, sondern auch viele andere Vereine. Wenn ich zum Beispiel an Basketball in Gotha denke, wäre das auch für sie eine tolle Sache. Dort geht es ja wieder aufwärts, aber auch ihnen sind durch die Halle Grenzen gesetzt.