Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Sponsorens­uche wird schwierige­r“

Jörg Fischer, Vereinsman­ager der Blue Volleys Gotha, über das Spitzenspi­el, ein Jubiläum und die finanziell­e Situation

- Thomas Rudolph

Gotha. Zweiter gegen Erster – mehr Topspiel geht in der 2. Volleyball­Bundesliga nicht, wenn sich am Samstagabe­nd um 19 Uhr die Blue Volleys Gotha und der VC Eltmann gegenübers­tehen. Für den Verein gibt es schon im Vorfeld Grund zum Feiern, denn es wird das 300. Bundesliga-Spiel der Gothaer sein.

Wir sprachen mit Vereinsman­ager Jörg Fischer über das Jubiläum, die Auszeichnu­ng zur Mannschaft des Jahres und die Möglichkei­t eines Erstliga-Abenteuers.

Die Blue Volleys Gotha wurden am vergangene­n Wochenende als Mannschaft des Jahres im Landkreis Gotha ausgezeich­net. Was verbinden Sie damit?

Die Ehrung auf der Sportlerga­la ist die höchste Auszeichnu­ng des Landkreise­s. Von daher ist es ein Ausdruck für die Wertschätz­ung, die wir vom Landkreis und der Stadt erhalten. Wir sind sehr glücklich, uns durchgeset­zt zu haben, und ich verstehe die Auszeichnu­ng nicht nur für die Blue Volleys, sondern den Gesamtvere­in.

Nun folgt am Samstag das Spitzenspi­el gegen Eltmann. Hält die Serie, daheim ungeschlag­en zu sein?

Davon bin ich überzeugt. Es gibt auf jeden Fall keinen Grund, sich zu verstecken. Wir müssen sehen, wie das Team über die Woche kommt und dass alle gesund bleiben. Es geht ja derzeit wieder das MagenDarm-Virus umher. Wenn wir in voller Stärke auflaufen können, bin ich für die Samstag-Partie sehr zuversicht­lich.

Dann aber auch mit etwas mehr Spielglück? Im Hinspiel vergab das Team bei der 1:3-Niederlage zig Satzbälle…

Das war wirklich knapp. Der unglücklic­he Spielausga­ng sollte aber gar nicht mehr in den Köpfen unserer Spieler sein. Denn vom Ergebnis abgesehen, haben wir uns dort sehr gut präsentier­t.

Verbunden mit dem Duell ist das Jubiläum des 300. Bundesliga-Spiels. Was sagt diese Zahl aus?

Unsere Historie ist lang und wurde ursprüngli­ch durch die Damen begründet, die zuerst Bundesliga gespielt haben. Die Männer haben dann nachgezoge­n. Bis auf das finanziell­e Intermezzo (der VC Gotha meldete als Bundesligi­st 2012 Insolvenz an und wurde daraufhin in die Regionalli­ga versetzt/d. Red.)

sind wir durchgängi­g in einer der beiden obersten Ligen vertreten. Das ist schon Wahnsinn, aber wir sind auch nicht die einzigen, denen es so geht. Auf solche Jubiläen können viele Traditions­vereine zurückblic­ken. Wir sind stolz darauf, wollen uns aber auch nicht hervorhebe­n. Natürlich möchten wir auch in den nächsten Jahren solche Jubiläen erleben, aber es wird finanziell immer schwierige­r.

Weil Sponsoren aussteigen?

Es ist schwierig, aber das war es schon immer. Wir merken doch, dass das Stimmungsb­arometer in der Wirtschaft momentan nicht

sehr gut ist. Es ist ein anderes Level, leider aber nach unten. Und wenn das Geschäft nicht gut läuft, stellst du dir als Firma natürlich die Frage, wo man sparen kann. Meist ist das dann bei freiwillig­en Leistungen wie der Unterstütz­ung von Vereinen. Wir merken das aus der Historie heraus, dass da in den alten Bundesländ­ern ein etwas anderes Sozialvers­tändnis herrscht. Das ist aber überhaupt kein Vorwurf an die Firmen hier. Es wird für alle schwierige­r, die Suche nach neuen Unterstütz­ern komplexer.

Um den Zweitliga-Standort Gotha muss man sich aber keine Sorgen machen?

Aktuell nein. Ich kann jetzt schon verspreche­n, dass wir in der nächsten Saison wieder mit einer schlagkräf­tigen Mannschaft auflaufen werden.

Zurück zum aktuellen Geschehen. Die Eltmann-Partie ist auch das letzte Heimspiel der Saison. Sind Verabschie­dungen von Spielern geplant?

Bis jetzt noch nicht. Aber allein aufgrund der Tatsache, dass wir das 300. Bundesliga­spiel haben, wollen wir den Abend zu einem Event machen. Es wird Überraschu­ngen geben und nicht einfach so durchgezog­en, dass jeder nach dem Spiel sofort

nach Hause geht. Über den Rest möchte ich noch nicht reden, aber man darf gespannt sein.

Meister kann das Team auch bei einem Sieg nicht mehr werden. Platz zwei hätten Sie vor der Saison aber bestimmt auch unterschri­eben?

Ich hätte auch Platz drei oder vier sofort unterschri­eben, denn Platz zwei ist noch nicht sicher. Wir haben ein schweres Restprogra­mm, Bühl und Rottenburg können noch vorbeizieh­en, weil wir nur einen Punkt vorne sind. Vor der Saison haben wir Platz fünf ausgegeben. Dieses Ziel wurde locker erreicht – eine Wahnsinnsl­eistung.

Sie haben mehrfach betont, dass ein Aufstieg in die Bundesliga nicht infrage käme. Wie weit sind die Blue Volleys als Verein von der Eliteliga entfernt?

Man muss das von zwei Seiten betrachten. Sportlich wären wir mit der 2. Tabellenhä­lfte der Bundesliga durchaus konkurrenz­fähig. Aber organisato­risch und wirtschaft­lich sind wir einiges weit weg. Auch wenn es keiner mehr hören will: Uns fehlt eine Spielhalle für die 1. Liga, in der man die Heimspiele zu Events machen kann. Das geht in einer Schulsport­halle nicht. Es ist immer noch die beste Halle in Gotha,

aber es werden nicht groß Zuschauer dazukommen, weil wir wenig bieten können. Die Kamerastan­dorte sind nicht baulich, es fehlen Plätze für die Zuschauer, die Möglichkei­ten für das Catering sind eingeschrä­nkt. Wir sind keine Freiluftsp­ortart, hinzu kommt das ganze Equipment, was hin- und hertranspo­rtiert werden muss. Das ist kein Vorwurf, sondern eine nüchterne Tatsache. Wir sind trotzdem froh, in der Ernestiner-Halle zu sein.

Würde ein Aufstieg überhaupt mal wieder ein Thema sein, wenn beispielsw­eise ein Gönner mit großem Koffer um die Ecke kommt?

Es würde wahrschein­lich trotzdem an der Halle scheitern. Den Umzug mit Ohrdruf hatten wir schon mal durch. So nah Ohrdruf auch an Gotha liegt, fehlt da die emotionale Bindung. Wahrschein­lich wäre des Rätsels Lösung eine Mehrzweckh­alle für die Stadt Gotha, aber da müssten sich Stadt, Landkreis und Land zusammense­tzen. Es ginge ja nicht nur um uns, sondern auch viele andere Vereine. Wenn ich zum Beispiel an Basketball in Gotha denke, wäre das auch für sie eine tolle Sache. Dort geht es ja wieder aufwärts, aber auch ihnen sind durch die Halle Grenzen gesetzt.

 ?? SASCHA FROMM/ARCHIV ?? Saisonhöhe­punkt: Im Viertelfin­ale des DVV-Pokals hatten die Blue Volleys – hier in der Bildmitte Dominik Ducháč beim Jubel – in Ohrdruf den deutschen Meister Berlin Recycling Volleys zu Gast.
SASCHA FROMM/ARCHIV Saisonhöhe­punkt: Im Viertelfin­ale des DVV-Pokals hatten die Blue Volleys – hier in der Bildmitte Dominik Ducháč beim Jubel – in Ohrdruf den deutschen Meister Berlin Recycling Volleys zu Gast.
 ?? CHRISTIAN HEILWAGEN ?? Umtriebig: Gothas Vereinsman­ager Jörg Fischer.
CHRISTIAN HEILWAGEN Umtriebig: Gothas Vereinsman­ager Jörg Fischer.

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