Bundesvize Brandner: „Das ist Mist“
In Saalfeld-rudolstadt eskaliert ein Provinzstreit innerhalb der Thüringer AFD. Das sorgt auf höchster Funktionärsebene für Unmut
Der stellvertretende Bundesvorsitzende der AFD, Stephan Brandner, wirft einigen Thüringer Parteifreunden vor, der Partei mit ihrem aktuellen Verhalten im Kommunalwahlkampf zu schaden. Hintergrund ist ein Streit in der AFD im Landkreis Saalfeldrudolstadt.
„Dort werden von einigen Mitgliedern Einzelinteressen über das Interesse der Gesamtpartei gestellt und sowas ist Mist“, sagte Brandner auf Anfrage dieser Redaktion. Wen er damit meint? Afd-chef Björn Höcke offenbar nicht. Ob der Brandner-satz, dass zwischen Höcke und ihn „kein Blatt Papier“passe, noch gelte? Brandner: „Meine Aussagen haben kein Verfallsdatum.“
In dem Landkreis schwelt seit Langem ein Zwist zwischen Mitgliedern des Kreisverbandes, der sich auf die Ebene des Landesvorstandes ausgeweitet hat. Das Ergebnis: Dort treten zwei „Afd-listen“ zur Kreistagswahl an. Die eine Gruppe rund um den Landtagsabgeordneten Karl-heinz Frosch, der aus der Region kommt, und eine weitere Liste mit dessen Gegnern.
Auf deren Seite steht auch der Landesvorsitzende Björn Höcke, der auf Plakaten für die sogenannte „AFL“, also die Alternative für den Landkreis Saalfeld-rudolstadt, Wahlkampf macht – und damit für eine Wählervereinigung, die in Konkurrenz zu seiner Partei, die er im September in den Landtagswahlkampf führt, zu einer Wahl antritt.
In der „Bild“-zeitung haben jetzt zwei Lokalpolitiker deshalb den Rücktritt des Spitzenkandidaten zur Landtagswahl gefordert. Jörg
Gasda, Bürgermeisterkandidat in Rudolstadt und für den Kreistag auf der Afd-liste auf Platz drei nominiert, wird von dem Blatt so zitiert: „Wir fordern seinen Rücktritt und bereiten dazu etwas vor.“
Die Thüringer AFD bereitet derzeit Parteiausschlussverfahren gegen insgesamt neun Personen vor, die dem Lager um Frosch angehören und „gegen die Ordnung der Partei“verstoßen haben sollen.
Die Spitze der AFD in Thüringen versucht derweil, den Aufstand im Süden des Freistaates gegen den Landesvorsitzenden herunterzuspielen.
Co-landesvorsitzender Stefan Möller schrieb in Bezug auf die
Rücktrittsforderung auf X (früher Twitter): „Das ist wirklich haarsträubender Quatsch.“
Landes-vize Torben Braga sieht in den Rücktrittsforderungen „eine billige Retourkutsche derjenigen, die selbst in Kürze aus der AFD fliegen werden“, schreibt er ebenfalls auf X. Zudem hätte das, was die Rebellen ankündigten vorzubereiten, aus seiner Sicht keine Aussicht auf Erfolg. Braga verweist auf die Satzung, in der festgeschrieben ist, dass Ordnungsmaßnahmen „gegen Mitglieder eines Landesvorstandes oder eines Landesschiedsgerichtes nur vom Landesvorstand oder dem Bundesvorstand“verhängt oder beantragt werden können.