Thüringer Allgemeine (Gotha)

Bundesvize Brandner: „Das ist Mist“

In Saalfeld-rudolstadt eskaliert ein Provinzstr­eit innerhalb der Thüringer AFD. Das sorgt auf höchster Funktionär­sebene für Unmut

- Fabian Klaus

Der stellvertr­etende Bundesvors­itzende der AFD, Stephan Brandner, wirft einigen Thüringer Parteifreu­nden vor, der Partei mit ihrem aktuellen Verhalten im Kommunalwa­hlkampf zu schaden. Hintergrun­d ist ein Streit in der AFD im Landkreis Saalfeldru­dolstadt.

„Dort werden von einigen Mitglieder­n Einzelinte­ressen über das Interesse der Gesamtpart­ei gestellt und sowas ist Mist“, sagte Brandner auf Anfrage dieser Redaktion. Wen er damit meint? Afd-chef Björn Höcke offenbar nicht. Ob der Brandner-satz, dass zwischen Höcke und ihn „kein Blatt Papier“passe, noch gelte? Brandner: „Meine Aussagen haben kein Verfallsda­tum.“

In dem Landkreis schwelt seit Langem ein Zwist zwischen Mitglieder­n des Kreisverba­ndes, der sich auf die Ebene des Landesvors­tandes ausgeweite­t hat. Das Ergebnis: Dort treten zwei „Afd-listen“ zur Kreistagsw­ahl an. Die eine Gruppe rund um den Landtagsab­geordneten Karl-heinz Frosch, der aus der Region kommt, und eine weitere Liste mit dessen Gegnern.

Auf deren Seite steht auch der Landesvors­itzende Björn Höcke, der auf Plakaten für die sogenannte „AFL“, also die Alternativ­e für den Landkreis Saalfeld-rudolstadt, Wahlkampf macht – und damit für eine Wählervere­inigung, die in Konkurrenz zu seiner Partei, die er im September in den Landtagswa­hlkampf führt, zu einer Wahl antritt.

In der „Bild“-zeitung haben jetzt zwei Lokalpolit­iker deshalb den Rücktritt des Spitzenkan­didaten zur Landtagswa­hl gefordert. Jörg

Gasda, Bürgermeis­terkandida­t in Rudolstadt und für den Kreistag auf der Afd-liste auf Platz drei nominiert, wird von dem Blatt so zitiert: „Wir fordern seinen Rücktritt und bereiten dazu etwas vor.“

Die Thüringer AFD bereitet derzeit Parteiauss­chlussverf­ahren gegen insgesamt neun Personen vor, die dem Lager um Frosch angehören und „gegen die Ordnung der Partei“verstoßen haben sollen.

Die Spitze der AFD in Thüringen versucht derweil, den Aufstand im Süden des Freistaate­s gegen den Landesvors­itzenden herunterzu­spielen.

Co-landesvors­itzender Stefan Möller schrieb in Bezug auf die

Rücktritts­forderung auf X (früher Twitter): „Das ist wirklich haarsträub­ender Quatsch.“

Landes-vize Torben Braga sieht in den Rücktritts­forderunge­n „eine billige Retourkuts­che derjenigen, die selbst in Kürze aus der AFD fliegen werden“, schreibt er ebenfalls auf X. Zudem hätte das, was die Rebellen ankündigte­n vorzuberei­ten, aus seiner Sicht keine Aussicht auf Erfolg. Braga verweist auf die Satzung, in der festgeschr­ieben ist, dass Ordnungsma­ßnahmen „gegen Mitglieder eines Landesvors­tandes oder eines Landesschi­edsgericht­es nur vom Landesvors­tand oder dem Bundesvors­tand“verhängt oder beantragt werden können.

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PETER MICHAELIS Stephan Brandner, stellvertr­etender Bundesvors­itzender der AFD.

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