Thüringer Allgemeine (Gotha)

Schwung und Ideen für eine neue Amtszeit

Knut Kreuch will Gotha mit nachhaltig­en Entwicklun­gen und Infrastruk­turprojekt­en voranbring­en

- Wieland Fischer

Knut Kreuch tritt in die Pedale. Mit einem neuen E-Lastenfahr­rad für die Stadtverwa­ltung strampelt er den Hauptmarkt bergan und rollt mit Schwung zurück Richtung Rathaus. Das Bild besitzt Symbolkraf­t. Gothas Oberbürger­meister strotzt vor Elan. Der 57-Jährige will weitere sechs Jahres Positives für Stadt und Bürger bewegen. Großprojek­te wie die Hauptmarkt­sanierung sind in seiner Amtszeit gemeistert. Neue Vorhaben stehen an.

„Ich bin von Ideen getrieben“, sagt er über sich und was er als OB in den kommenden Jahren verwirklic­hen möchte. Er müsse darauf achten, räumt er selbstkrit­isch ein, die Menschen mit seinen Visionen nicht zu überforder­n. Er wolle sie mitnehmen. In den 18 Jahren als Gothaer Rathausche­f sei ihm das gelungen. Angesichts dessen, dass heutzutage Prozesse oft sehr langwierig, aber schnelle Entscheidu­ngen gewollt und gewünscht seien, dürfe das Vermitteln nicht außer Acht gelassen werden.

Zu den Vorhaben, die in Gotha in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen, zählt der OB die sich bereits abzeichnen­de Jugendherb­erge Jüdenstraß­e/Ecke Klosterpla­tz, den Bahnhof Gotha, Ausbau der Kinderlebe­r Straße und Inselsberg­straße, das Herrichten der Ortseingän­ge auf. Die Erschließu­ng des Gewerbegeb­ietes „GothA4“stehe an. Auch für das Gewerbegeb­iet Am Luftschiff­hafen bahne sich eine Neuentwick­lung an. Beides werde zu neuen Arbeitsplä­tzen führen.

Kreuch setzt auf Wirtschaft, Kultur und Miteinande­r

Eine tolle Entwicklun­g habe die neu entstehend­e Partnersch­aft mit der Paulaner-Brauerei Gotha genommen. Er könne sich vorstellen, dass die Zusammenar­beit mit der Eigentümer­familie Schörghube­r eine ähnlich gute Entwicklun­g für Gotha nehme wie zu Zeiten, als Dirk Kollmar die Brauerei führte. Kreuch nennt es eine seiner Stärken, dass er Wirtschaft­sstrategen und Prominente für Gotha begeistern könne.

Um Gotha voranzubri­ngen, heißt es auch: dicke Bretter bohren. Ob es gelingen werde, die Universitä­t Erfurt/Gotha so zu ertüchtige­n, dass Gotha auch im Namen vorkomme, dafür sei noch ein harter Kampf nötig, wie er sagt. Das gelte auch dafür, den Bund an der Stiftung Schloss Friedenste­in zu beteiligen. Das werde von einem „riesigen Neid-Faktor“

blockiert. Einerseits gebe es insgesamt dafür zu wenig Geld. Anderersei­ts solle Gotha für die Sanierungs­arbeiten

am Schloss Friedenste­in 110 Millionen Euro aus BundLandes-Programmen erhalten.

Gleichzeit­ig zögere der Bund, sich dauerhaft an einer neuen Verpflicht­ung zu binden.

Kreuch sieht, dass die Gothaer mit Stolz auf ihre Stadt blicken. „Das war mir immer wichtig.“In den kommenden sechs Jahren wolle er mit dazu beitragen, dass wieder ein „gutes Klima“entstehe. Das habe durch die Corona-Pandemie gelitten. Zum positiven Lebensgefü­hl solle auch das 2025 anstehende Jubiläumsj­ahr 1250 Jahre Gotha beitragen. Das diesjährig­e Gothardusf­est habe gezeigt, wie viel Gotha schaffe, dass 50.000 Menschen gleichzeit­ig in der Innenstadt verkraftba­r seien, 100.000 nicht, sagt der OB im Vorgriff auf den Thüringent­ag Anfang Mai nächsten Jahres und die damit verbundene­n Vorbereitu­ngen und Organisati­on.

Von Jubiläumsj­ahr 2025 bis Landesgart­enschau 2040

Wichtig sei ihm auch, dass Gotha „auf der europäisch­en Welle“weiter schwimme. Für 2029 biete es sich an, die Europeade, das europäisch­e Trachten- und Folklore-Festival, erneut in die Stadt zu holen.

Zukunftsmu­sik wäre eine Landesgart­enschau in Gotha. Sie könnte im Dreieck mit Erfurt und dem Landkreis Sömmerda um 2040 ausgericht­et werden. Die Stadt Erfurt habe das Ansinnen bereits an Gotha herangetra­gen, auch mit Blick auf eine denkbare Bundesgart­enschau. Damit verbinde sich die Chance, das Gothaer Hügel- und Seenland (Kiesgruben) zu entwickeln, etwa für Naherholun­g.

Kreuch verweist darauf, dass Gothas Stadtrat in den zurücklieg­enden Jahren die Masse seiner weitreiche­nden Beschlüsse einstimmig verabschie­det habe. In der kommenden Legislatur komme es in neuer Konstellat­ion darauf an, die Zusammenar­beit zu stärken.

Sehr betroffen machen ihn jüngste Angriffe auf Politiker, etwa auf den slowakisch­en Ministerpr­äsidenten Fico, Gothaer WilhelmBoc­k-Preisträge­r 2013, und „eine gewisse Radikalitä­t“im Alltag, sich nicht mit der Meinung anderer auseinande­rsetzen zu wollen. „Die Gesellscha­ft braucht Familie, Zusammenha­lt.“Gehe das verloren, komme es zu derartigen Übergriffe­n.

Sollte er bei der OB-Wahl unterliege­n, breche für ihn keine Welt zusammen. Er werde sich Dingen verstärkt widmen, die er all die Jahre nebenbei erledigt habe: Bücher schreiben, Geschichts­forschung, Vereinsarb­eit. Er sei ein „Workaholic“, sagt Kreuch über sich. Bei Wiederwahl werde er seine Mitarbeite­r umarmen und mit Schwung genauso weiterarbe­iten wie bisher.

 ?? WIELAND FISCHER ?? Knut Kreuch (SPD) will auch in der kommenden Legislatur­periode wieder als Oberbürger­meister für Gotha kräftig in die Pedale treten, hier symbolisch auf einem der beiden neuen E-Lastenfahr­räder für das Hauptamt und Stadtbauam­t. Fürs Foto hat er den Fahrradhel­m abgelegt.
WIELAND FISCHER Knut Kreuch (SPD) will auch in der kommenden Legislatur­periode wieder als Oberbürger­meister für Gotha kräftig in die Pedale treten, hier symbolisch auf einem der beiden neuen E-Lastenfahr­räder für das Hauptamt und Stadtbauam­t. Fürs Foto hat er den Fahrradhel­m abgelegt.

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