Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Wie sicher sind unsere Spielplätze?
Damit das Rumtoben kein böses Ende nimmt, sollten Eltern sowohl die Anlage als auch die Geräte genauestens unter die Lupe nehmen
Spielplatzbetreiber sind zu einer jährlichen Prüfung des Spielplatzes verpflichtet und müssen Rutsche, Klettergerüst und Co. regelmäßig kontrollieren. Doch wie sicher sind die Spielplätze in Thüringen? Dazu ein Gespräch mit dem Spielplatzplaner und Landschaftsarchitekten Marcus Hamberger aus Weimar.
Herr Hamberger, mit dem schönen Wetter beginnt auch die Spielplatzsaison — müssen wir uns Sorgen machen, wenn die Kleinen auf dem Gerüst oder der Rutsche toben?
Ein ganz klares Nein. Jede Gemeinde hat ausgebildetes Fachpersonal oder aber Subunternehmer, die auf den Spielplätzen für Sicherheit sorgen. In der Regel werden alle Geräte vor der Saison überprüft, die Experten schauen nach den Belegen und sogar nach den Bäumen im Umfeld und eventuell herunterhängenden Zweigen.
Trotzdem bleiben Unfälle nicht aus — was sind denn die größten Gefahrenquellen?
Wenn man nach den Din-vorschriften plant und baut, dürfte es überhaupt keine Gefahrenquellen mehr geben. Theoretisch. Aber Spielen an sich ist immer mit Gefahren verbunden. Man kann ausrutschen, stolpern oder sich stoßen. Das kann man wohl nie ganz ausschließen. Egal, ob strengere Din-normen erlassen werden oder nicht.
Sie sind ja Experte – was darf denn heutzutage auf einem Kinderspielplatz auf keinen Fall fehlen?
Besonders spannend für die Kinder sind Orte, an denen sie sich verstecken können. Ein Spielplatz muss abwechslungsreich sein. Ich persönlich finde es immer besonders schön, wenn es Teilräume gibt, verschiedene Bereiche, die die Fantasie anregen. Die Art der Spielgeräte ist da zweitrangig — Kinder können aus jeder Situation heraus ein Spiel entwickeln.
Früher durfte eine Elefantenrutsche aus Stein nicht fehlen.
Ganz klar, mit den klassischen Elementen macht man nichts falsch. Kinder lieben Rutschen, Schaukeln und Klettergerüste. Aber erwartet wird das auf
Haben sich die Spielplätze insgesamt in den letzten Jahren verändert?
Ja, natürlich. Sogar extrem. Die Spielplätze sind individueller geworden, auch, weil die Normierung immer weiter zunimmt. Da sucht jeder Spielplatzarchitekt nach Lücken. Die eingesetzten Materialien, die Art der Spielgeräte – all das hat sich verändert und verändert sich weiter.
Was wäre denn Ihrer Meinung nach das beste Material für einen Kinderspielplatz?
Auch wenn es immer wieder zu Diskussionen mit den öffentlichen Auftraggebern führt: Holz statt Metall. Und bei den Belegen, also dort wo die Kinder laufen und springen, würde ich immer auf möglichst unterschiedliche Materialien setzen, damit die Kinder immer neue Eindrücke haben.
Stichwort Holz — wie steht es mit der Splittergefahr?
Eigentlich ausgeschlossen heutzutage. Die meisten Spielplätze werden regelmäßig kontrolliert. Es darf keine Ecken und Kanten geben, jede kleine Schraube
Mulch als Untergrund ist regelmäßig in der Kritik . . .
. . . je nach Einsatzort und Lage kann der Einsatz schwierig sein, das ist schon so: Nordseite, Schatten, viel Regen, da wittert das Material sehr schnell durch. Mulch braucht eben auch Sonne und Durchlüftung. Ich finde aber, das man ihn einsetzen kann. Und man darf nicht vergessen: Mulch ist im Vergleich zu anderen Materialien ein relativ preiswerter Fallschutz, auch das zählt heute. Nach fünf bis sieben Jahren muss er aber unbedingt ausgetauscht werden.
Kann denn ein Spielplatz überhaupt alle Altersstufen abdecken, oder sollte mehr differenziert werden?
Da gehen die Meinungen auseinander. Ich beispielsweise bin ein Freund der Universalspielplätze — gerade die kleineren Kinder können sich an den größeren orientieren. Dadurch erfahren sie eine ganz besondere Motivation. Und das ist doch spannend und toll. Es sollten aber für alle altersspezifischen Gruppen individuelle Angebote vorhanden sein.
Gibt es denn grundsätzlich genügend Spielplätze bei uns?
Ich finde schon. In den letzten zehn, fünfzehn Jahren hat sich enorm viel getan, auch was die Qualität der Spielangebote anbelangt.
Mir ist aber aufgefallen, dass die meisten Spielplätze in der Sonne liegen.
Und das ist eine große Gefahr. Schattenplätze sind extrem wichtig. Sowohl für die Kinder als auch für die Eltern. Das ist die Aufgabe der Planer und Landschaftsarchitekten. Das größte Handicap ist wohl, dass Pflanzen so lange brauchen, um zu wachsen. Ein Baum braucht rund zehn Jahre, bis er die Schattenwirkung erreicht, die wir anstreben. Deshalb ist es von großem Vorteil, wenn man in einen Baumbestand rein planen kann.
Ich finde, dass auf keinem Spielplatz die altmodische Sandkiste fehlen darf.
Der Meinung bin ich auch. Speziell für die Kleinsten ist Sand das große Thema, ein Eimer, eine Schaufel – und los geht es...
Ist denn Vandalismus oder die Verschmutzung der Areale ein großes Problem? Informationen vom Tüv
Die Verkehrssicherungspflicht liegt in der Verantwortung des Betreibers. Der Spielplatz muss zudem den Anforderungen der europäischen Spielgeräte- und Spielplatznorm DIN EN 1176 entsprechen. Die erforderlichen Inspektionen sind regelmäßig durchzuführen. Nicht nur der technische Zustand der Spielgeräte Wir reden über einen öffentlichen Raum — und da ist es nicht anders, als in anderen städtischen Räumen. Aber von einem wirklichen großen Problem kann man da wohl nicht sprechen. Manchmal ist es schwierig, wenn beispielsweise eine Schule mit größeren Kindern in der Nähe ist. Da gehen ab und zu mal ein paar Flaschen kaputt. Aber da haben dann auch die Kommunen verstärkt ein Auge drauf.
Denken Sie bei der Planung eines Spielplatzes auch an die Eltern?
macht einen sicheren Spielplatz aus, auch die Sauberkeit der Anlage und die Gewährleistung des sogenannten Drittschutzes wie der Zustand von Wegen und Bänken zählen zu den Verkehrssicherungspflichten des Betreibers.
Eltern sollten immer auf den optischen Zustand des Spielplatzes achten. tickt anders. Die einen wollen ihren Kindern nur zuschauen, die nächsten zieht es mit in die Sandkiste, wieder andere wollen auf einer Bank etwas abseits sitzen. Wir haben festgestellt, dass ein Spielplatz in der Nähe einer öffentlichen Gastronomie eine absolute Win-win-situation ist — für die Eltern, die Kinder und für den Gastronomen.
Wer vergibt eigentlich den Auftrag für einen Neubau?
Bei Schulen oder Kindergärten löst der zuständige Träger den Auftrag aus. Bei den öffentlichen Spielplätzen entscheidet die Stadt oder die Gemeinde.