Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Ein Mini-trump in der Schachtel und bunte Bestien an der Wand
Weimars ACC Galerie dient Ulrike Theusner als Spielfläche – Die hiesige Künstlerin zählt zu den fantasiemächtigsten ihrer Generation
Weimar. In einen Ereignisraum für abenteuerlustige Kunstfreunde hat Ulrike Theusner bei ihrem Heimspiel die freie Weimarer ACC Galerie verwandelt und entfaltet auf einer ganzen Etage das Panorama ihres enorm vielseitigen Schaffens: von traditionellen Techniken – Aquarell, Acryl, Kreide und Tusche, aber auch Holzschnitten – bis hin zu Collagen, Plastiken, Installationen und Audiostücken. In vollkommen unironischer Anspielung auf Leibniz nennt sie die Schau „The best of all possible worlds“(Die beste aller möglichen Welten). Was es hier zu entdecken gilt, birgt mitunter hintersinnigen Humor, weckt oft märchenhaft-mythische Allusionen und verrät stets – bei aller überschäumender Kreativität – ein famoses handwerkliches Können. Theusner, an der Bauhaus-universität ausgebildet, hat es einfach in den Fingern. Den allermeisten ihrer Arbeiten merkt man an, dass sie sich aus ingeniösem Spiel entwickelt haben – scheinbar ohne Vorsatz, doch aus unwiderstehlichem Antrieb. „Ich kann gar nicht nach einem Konzept arbeiten“, verrät die Millennial-frau. „Ich bin kein kortikaler Typ.“So greifen ihre Fantasien, Ideen, Vorstellungen Raum – und beanspruchen mal ein panoramenhaftes Wandbild, das laut der Künstlerin von der Sixtinischen Kapelle (und Michelangelo!) inspiriert sei, mal bloß eine Streichholzschachtel. „Ich bin darauf gekommen, dass Installationen Spaß machen“, lacht sie angesichts ihrer jüngeren Arbeiten. So simpel das klingt, war es gewiss nicht. Wer sich aufs Innenleben der Schächtelchen einlässt, erkennt dreidimensionale Szenarien mit vieldeutiger Aussage, etwa einen dem Us-präsidenten nicht unähnlichen Goldschopf am Fuße einer verfremdeten Freiheitsstatue. Um sie aufzustellen, muss es Uhrmacher-besteck gebraucht haben. Einen ganzen Raum hingegen beansprucht das Großformat „Land of Plenty“; der Titel ist ein Synonym für die Vereinigten Staaten. Ungemein vital, ja aggressiv dringen da Märchenund Mythengestalten auf den Betrachter ein, und gleich ob Monstrum oder Prinzessin wirken sie dynamisch und plastisch. So als wolle Theusner mit jedem ihrer Bilder das Fenster in unbekannte Welten öffnen und Geschichten erzählen. Gern bestätigt sie diese These: Ursprünglich habe sie Bühnenbildnerin werden wollen.
Last not least hat sie die Galerieräume selbst gestaltet, schickt ihre Besucher beispielsweise durch einen „Psychotunnel“und lädt an der Bar – Vorsicht Kunst! – zur Begegnung. Das Solipsistische, Unkommunikative erkennt sie als Krankheit der Zeit, dabei leben wir doch in der „besten aller möglichen Welten“, auf der wahrscheinlich einzigen Erde im Universum. Sich auf Theusner und auf ihre quicke, verschwenderische Phantasie einzulassen, ist pures Vergnügen. Nebenbei erlebt man eine aufstrebende Künstlerin, die die dritte Einzelausstellung binnen eines halben Jahres bestreitet. Das möchte man einen – berechtigten – Hype nennen.
Draaturgischer Sinn sorgt für ambivalente Szenen
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. Mai bis . August, So-do - Uhr, Fr-sa - Uhr