Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Lange Einkaufsnächte könnten offene Sonntage ergänzen
Oberbürgermeister schlägt zwei Tage mit verlängerten Ladenzeiten vor. Adventssingen ist mit Einkaufs-sonntag geplant
Anita Bohn aus Sundhausen zum Dorflädchen, das vor mehr als zwei Jahren schloss Mühlhausen. Die Stadtverwaltung sucht gemeinsam mit den Einzelhändlern nach Möglichkeiten, den strengen Regeln für verkaufsoffene Sonntage zu begegnen. Beim Einzelhandelsgespräch in dieser Woche brachte Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD) den Vorschlag ein, noch in diesem Jahr zwei lange Einkaufsnächte in der Innenstadt anzubieten: eine im Sommer, eine im Winter. Teilnehmende Händler würden ihre Türen dann bis 22 oder 23 Uhr öffnen, in der Hoffnung, dass möglichst viele Kunden den Weg in die Geschäfte finden. Seit einigen Monaten wird das Thüringer Ladenöffnungsgesetz von den zuständigen Behörden deutlich restriktiver ausgelegt. Das Anmeldeverfahren sei strenger geworden, erläuterte Ann-kathrin Zabel vom Referat Wirtschaftsförderung. Damit Läden an einem Sonntag geöffnet sein dürfen, muss es in der Stadt einen besonderen Höhepunkt geben. „Das reine Shopping-interesse der Kunden genügt nicht. Der Anschluss an eine übergeordnete Veranstaltung ist Pflicht“, so Zabel. Übergeordnet ist eine Veranstaltung dann, wenn sie einen „beträchtlichen Besucherstrom“in die Innenstadt zieht und „überörtliche Bedeutung“hat. Das Problem aus Sicht der Gewerbetreibenden: Mühlhausen hat kaum Kapazitäten für Veranstaltungen, die verkaufsoffene Sonntage ermöglichen. Das Müntzerspiel beispielsweise findet Freitag und Samstag statt. Künftig auf die vom Gesetz gestatteten vier offenen Sonntage zu kommen, sei schwierig. Für den zweiten Adventssonntag, den 10. Dezember, erwägt die Stadtverwaltung ein öffentliches Adventssingen mit vielen Chören aus der Stadt und der Region auf dem Obermarkt. Dieses Projekt befinde sich schon länger in der Planung und sei nicht mit Blick auf offene Läden entstanden, betonte Johannes Bruns und fügte hinzu, dass die jetzige Situation für ihn nicht hinnehmbar sei.
„In Nordrhein-westfalen wird derzeit über die völlige Deregulierung der Öffnungszeiten diskutiert, das Gegenteil der Entwicklung in Thüringen“, sagt er. Auch der Thüringer Gemeindeund Städtebund habe sich mit dem Thema bereits befasst und wolle einen Brief an die Landesregierung aufsetzen. „Es kann nicht so schwer sein, sich auf vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr zu einigen“, sagte Johannes Bruns.
Der Vorsitzende des Gewerberings Mühlhausen, Andreas Klemt, verwies beim Einzelhandelsgespräch auf scheinbare Ausnahmen vom Ladenöffnungsgesetz. Er fragte, weshalb es einem Baumarkt in Ammern vor wenigen Tagen gestattet worden sei, am Sonntag zu öffnen. Eine übergeordnete Veranstaltung mit beträchtlichen Besucherzahlen habe er nicht feststellen können, sagte er.