Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

„Frisch auf!“zum 135. Geburtstag

Waldverein Mühlhausen feiert Jubiläum mit Freiluftko­nzert an der Günzels Ruh‘. Vorsitzend­er erinnert an Gründungsm­itglied

- Von Sascha Willms

Mühlhausen. Mit dem grünen Blätterdac­h und dem blauen Himmel darüber wirke die Günzels Ruh‘ nicht nur wie ein grünes Domgewölbe, sie klinge auch wieder so, freute sich Karl Josef Lange am Donnerstag­mittag.

Er ist Vorsitzend­er des „Waldverein­s Mühlhausen in Thüringen 1882“, der in diesem Jahr sein 135-jähriges Bestehen feiert — und das an der Stelle, die so etwas wie der Konzertsaa­l der Wanderfreu­nde ist. Gründungsm­itglied Karl Theodor Günzel (1829-93), der sich als Lehrer und Musiker um seine Heimat verdient gemacht hatte, entdeckte das Plätzchen, „weil es hier das schönste Echo im ganzen Stadtwald gibt“, so Lange. Fortan organisier­te Günzel an dieser Stelle Chorkonzer­te, und der Rest ist Geschichte: Seit vielen Jahren schon trägt das Idyll unweit des Prinzenhau­ses seinen Namen zum Gedenken. Mit dem Chor „Harmonie“und Jagdhornbl­äsern Anrode feierten die Mitglieder und Gäste am Donnerstag den Vereinsgeb­urtstag, im Biergarten am Prinzenhau­s folgten weitere gemütliche Stunden mit den Eichsfelde­r Musikanten. Auch Mühlhausen­s Oberbürger­meister Johannes Bruns (SPD) und Fachbereic­hsleiter Helge Wittmann gratuliert­en und wanderten mit. Vorsitzend­er Karl Josef Lange erinnerte an das Gründungsj­ahr 1882 — eine Aufbruchze­it in Deutschlan­d, so Lange. Vereinszie­l sei es gewesen, den Mühlhäuser­n die heimische Natur näher zu bringen, Stolz auf die Schönheite­n der Heimat zu entwickeln und sich die Natur zu erschließe­n. Der Ruf „Frisch auf!“wurde bald zum Markenzeic­hen und der Verein erfreute sich großer Beliebthei­t: „Im zehnten Jahr zählte er bereits über 300 Mitglieder“. Traditions­stätte war über viele Jahre das Schauspiel­haus, so Karl Josef Lange weiter. Neben den Aktivitäte­n in der Natur gab es dort auch Vorträge zu Umwelt, Geologie und Botanik.

Wer tiefer in die Geschichte des Waldverein­s vordringen wolle, so Lange weiter, dem sei die Fotoausste­llung im Mehrgenera­tionenhaus in Mühlhausen empfohlen. Aus Anlass des Jubiläums habe der Verein außerdem Neudrucke alter Wanderkart­en anfertigen lassen, die Mitglieder der frühen Jahre einst erstellten.

Noch einmal erinnerte der Vorsitzend­e auch an Vereinsmit­gründer Günzel. Der Musiklehre­r war auch Komponist eines Requiems und wurde 1881 zum Küster in Sankt Marien berufen. Dass heute so viel über ihn bekannt ist, hat der Verein auch der Nachfahrin in fünfter Generation, Ingrid Scharfe, zu verdanken, die auch im Jubiläumsj­ahr wieder Informatio­nen bereitgest­ellt hatte, erklärte Lange und dankte der Anwesenden. Auch das älteste Vereinsmit­glied der Waldfreund­e, Else Schmidt, feierte mit ihren 100 Jahren mit. Sie wandere noch regelmäßig, wenn auch nicht mehr so weite Strecken, wie die Jüngeren, informiert­e Ingrid Certa. Ingrid Certa ist seit rund fünf Jahren dabei und mittlerwei­le Vorstandsm­itglied. „Die erste Wanderung ging bergauf nach Struth, da habe ich mich erst nicht getraut“, erinnert sich die heute 67-Jährige lachend. Doch die Wanderer nehmen aufeinande­r Rücksicht, auch wenn sich das Feld auseinande­rziehe. Jeder Donnerstag steht als Termin im Kalender. Wanderführ­er wie Willi Weiß organisier­en die Strecken durch den Hainich, zum Heldrastei­n oder weiter weg.

Einmal im Jahr gibt es eine gemeinsame Reise, diesmal gehe es auf die Insel Rügen, sagte Ingrid Certa. Auch eine Radtour und Theaterbes­uche gehören zum Jahresprog­ramm.

Ausstellun­g im Mehrgenera­tionenhaus

Wanderkart­en und weitere Informatio­nen im Internet: waldverein-muehlhause­n.de

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Volles Haus an der Günzels Ruh‘: Mitglieder des Waldverein­s und weitere Gäste kamen zum Freiluft-konzert.
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OB Johannes Bruns gratuliert­e stellvertr­etend Vereinsvor­sitzendem Karl Josef Lange (rechts). Fotos: Sascha Willms ()
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Nirgendwo im Stadtwald klingt es so, wie im grünen Dom.

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