Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Ex-eisenacher braucht noch vier Siege zum Aufstieg
Handball-trainer Eyjolfsson mit Hüttenberg bei seinem Ex-verein. Thsv-manager Wöhler sieht Gegner als Favorit
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Auf dem Sportplatz aber mimen manche Kicker dafür den sterbenden Schwan und treten die Fairness mit Füßen. Insofern ist es zu begrüßen, dass der englische Fußball-verband nun beschlossen hat, von der kommenden Saison an solche Vergehen härter zu sanktionieren. Aber jede Strafaktion hat eben auch ihre Grenzen. Denn wenn ein unberechtigter Elfmeter erst einmal verhängt ist und vielleicht sogar ein Spiel entschieden hat, kann das Sportgericht die Tatsachenentscheidung später schlecht revidieren. In Deutschland ist es ohnehin schon möglich, allzu offensichtliche Schauspielerei zu bestrafen. Das prominenteste Beispiel ist Andreas Möller, der 1995 im Dortmunder Trikot im Duell gegen Karlsruhe im Strafraum zu Boden ging, obwohl weit und breit kein Gegenspieler in Sicht war. Damals sperrte das Sportgericht den Nationalspieler für zwei Begegnungen. Der damalige Bundestrainer Berti Vogts nahm ihn sogar zeitweilig aus der deutschen Mannschaft. So gut gemeint eine Strafverschärfung in England nun sein mag, effektiver sind die unzähligen Tv-kameras in den Bundesliga-stadien. Sie fangen inzwischen jede Regung auf dem Platz ein, entlarven Falschspieler und stellen sie damit automatisch an den Pranger. Allein das hat eine heilsame Wirkung. Denn nichts ist schädlicher für einen Profi-fußballer als der Ruf eines Schwalbenkönigs. Eisenach. Christoph Jauernik übt sich in Sarkasmus. „Mit unserem Lazarett könnte eine bestens besetzte Zweitbundesliga-mannschaft aufgestellt werden“, sagte der Trainer des Handball-zweitligisten THSV Eisenach angesichts der nicht enden wollenden Verletzungsmisere seiner Mannschaft. Obwohl zuletzt der Tabellenzweite aus Bietigheim mit 25:24 bezwungen wurde, sieht Manager Karsten Wöhler im Duell gegen den Dritten, den TV Hüttenberg, die Rollen klar verteilt. „Das ist kein Tiefstapeln, die Foto: Frank Steinhorst Hessen sind klarer Favorit“, sagte Wöhler. Neben Daniel Luther, der sich im Hinspiel in Hüttenberg (23:28) die Achillessehne riss, fehlen zudem Marcel Schliedermann, Olafur Bjarki Ragnarsson, Duje Miljak, Marcel Niemeyer, Nick Heinemann und Jan-steffen Redwitz, der zwischen 2008 und 2013 beim Gegner spielte.
Der TV Hüttenberg steht mit einer eingespielten Mannschaft vor dem Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga und kommt mit einem alten Bekannten an die Wartburg. Auf der Trainerbank sitzt bei den Hessen Adalsteinn Eyjolfsson, der Erfurt. Noch hält sich die Aufregung bei Carsten Kammlott in Grenzen. „Aber das wird sich ändern, je näher das Spiel rückt“, verrät der Erfurter Torjäger vor dem Drittliga-saisonfinale gegen Sonnenhof Großaspach. „Es geht um Existenzen, es geht um Rot-weiß – mehr muss man eigentlich nicht sagen“, meint er und muss wenig später doch gestehen: „Das wird das wichtigste Spiel meiner Karriere.“Kein anderer Spieler des aktuellen Kaders ist mit dem Club so eng verbunden wie er. In Erfurt ist Kammlott fußballerisch groß geworden, hier schaffte er mit 18 den Durchbruch, hierher kehrte er nach dreieinhalb Lehrjahren in Leipzig zurück. Hier lebt er; hier fühlt er sich wohl und dokumentierte dies im Januar mit seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 30. Juni 2022. Ein Treuebekenntnis, das allerdings nur Bestand hat, wenn der FC Rot-weiß nicht in die Regionalliga absteigt. Zwar besitzen die Erfurter die besten Karten im Dreikampf mit Bremen II und Paderborn. Um jedoch keine böse Überraschung am Sonnabend zu erleben, muss der erste Sieg gegen Großaspach her. In den bisherigen fünf Duellen gab es zwei Unentschieden und drei Niederlagen; die jüngste im Dezember 2016 im Hinspiel (1:2). Damals erzielte Kammlott die Führung mit einem frechen Elfmeter-lupfer; vergab jedoch kurz vor der Pause auch die Vorentscheidung
Möckel oder Laurito in der Innenverteidigung
einst von 2010 bis 2014 in gleicher Funktion in Eisenach agierte und mit den Thüringern vor vier Jahren ins Oberhaus aufstieg. Nun steht er in Hüttenberg vor dem gleichen Erfolg. „Aus den noch fünf zu bestreitenden Spielen benötigen wir vier Siege, dann ist der Aufstieg geschafft“, sagte der Isländer.
Einen aus jener erfolgreichen Eisenacher Zeit hat er nun als Joker. Tomas Sklenak, zehn Jahre für den THSV Eisenach, gehört ebenso zum Aufgebot. Der knapp 35-jährige ehemalige tschechische Nationalspieler wird auf das Parkett beordert, wenn es bei seinen junge Teamkollegen nicht läuft. „Wir haben eine sehr homogene Mannschaft, die eingespielt aus dem Drittliga-jahr ist“, sagte Eyjolfsson, der mit seiner Truppe aber ebenso einige Probleme zu beklagen hat. „In der Rückrunde ereilten uns etliche Verletzungen, was nicht folgenlos blieb. Viel Last lag auf wenigen Schultern. In der Rückrunde konnten wir kein Auswärtsspiel gewinnen.“Es liegt also genügend Brisanz im Wiedersehen von Eyjolfsson mit seinem Ex-verein.
▶ ▶
. Handball-bundesliga: Eisenach – Hüttenberg, Samstag, . Uhr