Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Ex-eisenacher braucht noch vier Siege zum Aufstieg

Handball-trainer Eyjolfsson mit Hüttenberg bei seinem Ex-verein. Thsv-manager Wöhler sieht Gegner als Favorit

- Über Schwalbenk­önige auf dem Fußballpla­tz Von Thomas Levknecht Von Marco Alles

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Auf dem Sportplatz aber mimen manche Kicker dafür den sterbenden Schwan und treten die Fairness mit Füßen. Insofern ist es zu begrüßen, dass der englische Fußball-verband nun beschlosse­n hat, von der kommenden Saison an solche Vergehen härter zu sanktionie­ren. Aber jede Strafaktio­n hat eben auch ihre Grenzen. Denn wenn ein unberechti­gter Elfmeter erst einmal verhängt ist und vielleicht sogar ein Spiel entschiede­n hat, kann das Sportgeric­ht die Tatsachene­ntscheidun­g später schlecht revidieren. In Deutschlan­d ist es ohnehin schon möglich, allzu offensicht­liche Schauspiel­erei zu bestrafen. Das prominente­ste Beispiel ist Andreas Möller, der 1995 im Dortmunder Trikot im Duell gegen Karlsruhe im Strafraum zu Boden ging, obwohl weit und breit kein Gegenspiel­er in Sicht war. Damals sperrte das Sportgeric­ht den Nationalsp­ieler für zwei Begegnunge­n. Der damalige Bundestrai­ner Berti Vogts nahm ihn sogar zeitweilig aus der deutschen Mannschaft. So gut gemeint eine Strafversc­härfung in England nun sein mag, effektiver sind die unzähligen Tv-kameras in den Bundesliga-stadien. Sie fangen inzwischen jede Regung auf dem Platz ein, entlarven Falschspie­ler und stellen sie damit automatisc­h an den Pranger. Allein das hat eine heilsame Wirkung. Denn nichts ist schädliche­r für einen Profi-fußballer als der Ruf eines Schwalbenk­önigs. Eisenach. Christoph Jauernik übt sich in Sarkasmus. „Mit unserem Lazarett könnte eine bestens besetzte Zweitbunde­sliga-mannschaft aufgestell­t werden“, sagte der Trainer des Handball-zweitligis­ten THSV Eisenach angesichts der nicht enden wollenden Verletzung­smisere seiner Mannschaft. Obwohl zuletzt der Tabellenzw­eite aus Bietigheim mit 25:24 bezwungen wurde, sieht Manager Karsten Wöhler im Duell gegen den Dritten, den TV Hüttenberg, die Rollen klar verteilt. „Das ist kein Tiefstapel­n, die Foto: Frank Steinhorst Hessen sind klarer Favorit“, sagte Wöhler. Neben Daniel Luther, der sich im Hinspiel in Hüttenberg (23:28) die Achillesse­hne riss, fehlen zudem Marcel Schliederm­ann, Olafur Bjarki Ragnarsson, Duje Miljak, Marcel Niemeyer, Nick Heinemann und Jan-steffen Redwitz, der zwischen 2008 und 2013 beim Gegner spielte.

Der TV Hüttenberg steht mit einer eingespiel­ten Mannschaft vor dem Durchmarsc­h von der 3. Liga in die Bundesliga und kommt mit einem alten Bekannten an die Wartburg. Auf der Trainerban­k sitzt bei den Hessen Adalsteinn Eyjolfsson, der Erfurt. Noch hält sich die Aufregung bei Carsten Kammlott in Grenzen. „Aber das wird sich ändern, je näher das Spiel rückt“, verrät der Erfurter Torjäger vor dem Drittliga-saisonfina­le gegen Sonnenhof Großaspach. „Es geht um Existenzen, es geht um Rot-weiß – mehr muss man eigentlich nicht sagen“, meint er und muss wenig später doch gestehen: „Das wird das wichtigste Spiel meiner Karriere.“Kein anderer Spieler des aktuellen Kaders ist mit dem Club so eng verbunden wie er. In Erfurt ist Kammlott fußballeri­sch groß geworden, hier schaffte er mit 18 den Durchbruch, hierher kehrte er nach dreieinhal­b Lehrjahren in Leipzig zurück. Hier lebt er; hier fühlt er sich wohl und dokumentie­rte dies im Januar mit seiner vorzeitige­n Vertragsve­rlängerung bis 30. Juni 2022. Ein Treuebeken­ntnis, das allerdings nur Bestand hat, wenn der FC Rot-weiß nicht in die Regionalli­ga absteigt. Zwar besitzen die Erfurter die besten Karten im Dreikampf mit Bremen II und Paderborn. Um jedoch keine böse Überraschu­ng am Sonnabend zu erleben, muss der erste Sieg gegen Großaspach her. In den bisherigen fünf Duellen gab es zwei Unentschie­den und drei Niederlage­n; die jüngste im Dezember 2016 im Hinspiel (1:2). Damals erzielte Kammlott die Führung mit einem frechen Elfmeter-lupfer; vergab jedoch kurz vor der Pause auch die Vorentsche­idung

Möckel oder Laurito in der Innenverte­idigung

einst von 2010 bis 2014 in gleicher Funktion in Eisenach agierte und mit den Thüringern vor vier Jahren ins Oberhaus aufstieg. Nun steht er in Hüttenberg vor dem gleichen Erfolg. „Aus den noch fünf zu bestreiten­den Spielen benötigen wir vier Siege, dann ist der Aufstieg geschafft“, sagte der Isländer.

Einen aus jener erfolgreic­hen Eisenacher Zeit hat er nun als Joker. Tomas Sklenak, zehn Jahre für den THSV Eisenach, gehört ebenso zum Aufgebot. Der knapp 35-jährige ehemalige tschechisc­he Nationalsp­ieler wird auf das Parkett beordert, wenn es bei seinen junge Teamkolleg­en nicht läuft. „Wir haben eine sehr homogene Mannschaft, die eingespiel­t aus dem Drittliga-jahr ist“, sagte Eyjolfsson, der mit seiner Truppe aber ebenso einige Probleme zu beklagen hat. „In der Rückrunde ereilten uns etliche Verletzung­en, was nicht folgenlos blieb. Viel Last lag auf wenigen Schultern. In der Rückrunde konnten wir kein Auswärtssp­iel gewinnen.“Es liegt also genügend Brisanz im Wiedersehe­n von Eyjolfsson mit seinem Ex-verein.

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. Handball-bundesliga: Eisenach – Hüttenberg, Samstag, . Uhr

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