Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Zwei Wochen lang täglich 2000 Mal bergauf und bergab
Matthias Tasch aus Struth investierte anderthalb Millionen Euro und baut Silos für die größte Biogas-anlage der Region
Menteroda. 1,5 Millionen Euro hat Matthias Tasch aus Struth in der Gemeinde Rodeberg im vergangenen Jahr in seinen neuen Maschinenpark investiert. Als Lohnunternehmer baut er am Rande von Menteroda Silos. Zwei Raupen sind auf Hügeln unterwegs. 2000 Mal bergauf und bergab am Tag – mindestens. Die Pflanzenreste werden aufgetürmt, dann verdichtet. Innerhalb von fünf Tagen sind 8500 Tonnen Ganzpflanzensilage verbaut in der größten Biogasanlage der Region.
Tasch ist nach einem Jahr des Einsatzes überzeugt von seiner Investition: „Die Raupen sind speziell für das Silomanagement umgebaut, eine Revolution in der Agrarbranche. Denn sie beherrschen in einem Arbeitsschritt, wofür sonst zwei Spezialfahrzeuge benötigt werden: den Siloaufbau und das Verdichten. Egal ob Gras, Mais oder Ganzpflanzensilage“, meint der gelernte Kfz-mechaniker. Zwei Wochen braucht es, dann steht das Silo, ist bis auf neun Meter Höhe gewachsen. „Eine Raupe ersetzt zwei Trecker – die Raupen haben eine viel höhere Schub- und Walzkraft“, meint der 38-Jährige. Pro Tag wandern 80- bis 85 000 Tonnen ins Silo; erlöst wird letztlich die Hälfte.
Im Dorf selbst ist man darüber nicht uneingeschränkt glücklich. Derzeit rollen an fünf Tagen die Woche, zwischen 7 und 21 Uhr, bis zu 60 Lastwagen durch Menteroda hinauf zum Gewerbegebiet Nord. Es ist die Hauptphase der Anlieferung von Ganzpflanzensilage und Mais. „Das Material, das wir verarbeiten, kommt sowohl aus der unmittelbaren Umgebung, als auch aus Tonna. Durchschnittlich werden 30 Kilometer für die Anlieferung zurückgelegt“, weiß Tasch. Von Mai bis August werden Gärreste geliefert; im Herbst und Winter dagegen ist es ruhig.
Raupenfahrer auch im Schnee-einsatz
Freiberufler übernehmen das Auftürmen der Silage. Ein ganzes Jahr die Männer zu beschäftigen, dafür reicht die Arbeit nicht; sie ist ein Saisongeschäft. Dennoch: Matthias Tasch sieht Biogasanlagen im Allgemeinen als einen stabilen Arbeitgeber. „Die Speditionen, die die Pflanzenreste anliefern, haben durch die Biogasanlagen vier Monate im Jahr Arbeit; überbrücken die Ernte-löcher.“Die Raupenfahrer seien den Winter über auch in den Skigebieten unterwegs. Kein Wunder: Die Raupen wurden ursprünglich für das Arbeiten an steilen Hängen konstruiert. Man kennt sie aus Skigebieten. Abnehmer des in Menteroda entstehenden Erdgases ist die Thüringer Energie-net. 2014 entstand die Biogas-anlage, die einer der größten Thüringens ist. Mehr als 17 Millionen Euro wurden investiert. Der Service- und Engineeringkonzern Bilfinger hatte seinerzeit mit der Schmack Biogas Gmbh, einer Tochtergesellschaft der Viessmann Gruppe, die Bio-methananlage binnen eines Jahres gebaut. Bilfinger Efficiency übernahm die kaufmännische Geschäftsführung. Darüber hinaus vertreibt die Gesellschaft die produzierte Energie.
Die Anlage in Menteroda produziert jährlich etwa 63 Millionen Kilowattstunden Bio-erdgas. Umgerechnet heißt das: 3200 Drei-personen-haushalte lassen sich auf diese Weise mit regenerativer Wärme versorgen.