Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Wolf reißt Schafe im Jonastal
Experten bestätigen den Verdacht
Gossel. Die vor zehn Tagen bei Gossel im Jonastal (Ilm-kreis) entdeckten toten Schafe sind von einem Wolf gerissen worden. Dies bestätige eine Genanalyse der an den Bisswunden gewonnenen Speichelreste, teilte Umweltstaatssekretär Olaf Möller am Mittwoch in Erfurt mit. Das Senckenberg-institut Gelnhausen (Hessen) habe vier Proben zweifelsfrei dem Wolf zuordnen können. Zwei weitere Proben konnten nicht bestimmt werden. Insgesamt starben bei der Bissattacke elf Tiere, ein Schaf ist noch immer verschwunden. Die anderen 40 Schafe der Herde seien mit dem Schrecken davongekommen.
Die Weide liegt im Wolfsgebiet Ohrdruf im Thüringer Wald. Ob der Angriff von der auf dem Truppenübungsplatz beheimateten Wölfin oder einem anderen Tier ausging, sei derzeit noch unklar. Sie ist bislang das einzige in Thüringen nachgewiesene Tier.
Seit 2014 hat es zuvor laut Umweltministerium nur zwei bestätigte Wolfsübergriffe gegeben. Am 27. Mai 2015 erbeutete ein Wolf bei Schwabhausen ein Rinderkalb, am 13. Juli 2015 fielen bei Gossel im Ilmkreis zwei Schafe einem Wolf zum Opfer. Beide Orte liegen dicht beieinander. Nach dem ersten Begutachten eines Sachverständigten deuteten in dem aktuellen Fall die gezielten Kehlbisse bereits auf einen Wolf hin.
Das Umweltministerium sicherte dem Schafhalter schnelle Entschädigung zu. Durch die eindeutige Analyse könne er rasch und unkompliziert unterstützt werden, sagte Möller. Er werde für die toten Tiere und ihre Beseitigung, die Sachschäden und Tierarztkosten entschädigt.
Noch vor Sichtung des ersten Wolfs Ende 2013 bei Jena hatte Thüringen den Managementplan Wolf erarbeitet. Mitte 2015 wurde das erste Wolfsgebiet mit einem einen Radius von 30 Kilometern rund um den Truppenübungsplatz Ohrdruf ausgewiesen. Dort können Schutz- und Präventionsmaßnahmen von Tierhaltern zu 75 Prozent gefördert werden. Förderfähig sind unter anderem Netzzäune mit Weidezaungeräten, ein Untergrabungsschutz bestehender Zäune, Breitbandlitzen an den Zäunen sowie Kauf und Ausbildung von Herdenschutzhunden. (dpa)