Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Rückblick auf die Geburtsstunde des Unstrut-hainich-kreises
Als 1994 die Kreise Langensalza und Mühlhausen zusammengingen, lagen Freude und Frust eng beieinander
Jürgen Wand, der ehemalige Leiter der Mühlhäuser Lokalredaktion der Thüringer Allgemeine.
Rund um Bad Langensalza seien die Eingemeindungen ruhiger vonstatten gegangen. Heraus stand Thamsbrück. Die kleine Stadt fürchtete den Verlust ihres Status, als sie unter die Fittiche Langensalzas kommen sollte. Zeitweise lag Bürgerprotest in der Luft. Auch in Bad Langensalza selber herrschte Frust. Viele trieb die Angst um, im neuen Großkreis „untergebuttert“zu werden. Die Bad Langensalzaer bangten um ihre Identität.
Deutliche Parallelen also zu heutigen Debatten, wo es darum geht, ob Mühlhausen oder Heiligenstadt den Kreissitz innehaben werden und was der Zusammenschluss von Unstrut-hainich und Eichsfeld mit der lokalen Identität anstellt. Mit dem Abstand von 23 Jahren zeigt sich: Die Thamsbrücker und die Bad Langensalzaer haben nichts von ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Identität eingebüßt, die Traditionen werden gepflegt, über die Kreisstädter wird ebenso gefrotzelt wie in Mühlhausen über die Kurstädter.
Zurück ins Jahr 1994: Die ersten Reaktionen zur Entscheidung des Landtages hätten entlang der Unstrut nicht unterschiedlicher ausfallen können.
Bernhard Schönau (FDP), damals Beigeordneter des Kreistages Langensalza, kritisierte, dass der Kreistagsbeschluss, den gesamten Landkreis Langensalza in den neuen Unstrut-hainichkreis einzubringen, ignoriert wurde. Die Behringendörfer – die „Filetstücke“– gingen bekanntlich an den Wartburgkreis, Gräfentonna und Burgtonna in den Landkreis Gotha.
Der Kreis Mühlhausen ging unverändert im Unstrut-hainich-kreis auf – hinzu kam Zaunröden, das zuvor im Kreis Sondershausen lag. Entsprechend zufrieden klang die erste Reaktion des Mühlhäuser Landrats Hilfreich Reinhold (CDU). Die Entscheidung im Landtag entspreche der Realität vor Ort und dem mehrheitlichen Willen der Gemeinden. Alle vom Kreis Mühlhausen eingebrachten Änderungsvorschläge seien berücksichtigt worden. Als symbolische Geste zugunsten der alten Kreisstadt honorierte die Thüringer Allgemeine, dass die erste Sitzung des neuen Kreistages im Kultur- und Kongresszentrum in Bad Langensalza stattfand. Heute sind die Beruflichen Schulen in Mühlhausen der Tagungsort.
Dass die Region aus den Kreisen Mühlhausen und Langensalza „Unstrut-hainich“getauft wurde, segneten die Kreistage ab. Die Inspiration entnahmen die Abgeordneten der Thüringer Allgemeinen. „Wir verwendeten Unstrut-hainich als Synonym für das neue Gebilde eher beiläufig in Beiträgen. Angelehnt war die Idee an den Werra-meißnerkreis, zu dessen Kreisstadt Eschwege Mühlhausen partnerschaftliche Verbindungen hat“, berichtet Jürgen Wand.
Wie der Zusammenschluss aus Unstrut-hainich und Eichsfeld einmal heißen wird – sofern die Kreisgebietsreform und die Fusion der beiden Kreise noch kommt – ist offen. Gerüchte machen die Runde, dass Regierungs-intern vom „Eichsfeld-unstrut-kreis“die Rede ist.
Neuer Kreistag tagte zuerst in Bad Langensalza