Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Wo ist die Anrüsselseite?
Klaus Wuggazer über Tipps an der Lächerlichkeitsgrenze
Mitdenkende Elektroherde, das Steuerrecht und die Entdeckung des Higgs-bosons: Die Welt wird immer komplizierter und schneller. Die Menschheit wird darob immer hilfloser, Ältere sowieso, aber auch junge Leute, die im Hotel Mama bis zur Rente bemuttert werden und deshalb selbst im Leben nichts gebacken kriegen.
Beweis? Ein Boulevardblatt veröffentlichte jetzt Hinweise zu ganz alltäglichen Dingen, die offenbar vielen Rätsel aufgeben. Die komischen Haken am Einkaufswagen? Zum Aufhängen von Beuteln (auch wenn die Polizei davon abrät)! Der Gnubbel unten am Autorückspiegel? Verdunkelt das Teil, wenn der Hintermann blendet. Löcher in Turnschuhen? Für die Belüftung! Papiermanschette am Bierglas-stiel? Fängt runterlaufende Tropfen auf! Und wie findet man die Tankklappe des Autos? Wo die ist, kann sich ja kein Mensch merken. Darum malen manche Autobauer neben das Zapfsäulensymbol der Tankuhr (Tipp von mir: Die zeigt den Benzinvorrat an) einen Pfeil, der die Anrüsselseite verrät. Auch gut: Ein Smartphonebild vom Auto samt Tankklappe schießen, als Erinnerungsund Orientierungshilfe. Stephanie Künzel (34), Auszubildende aus Bad Langensalza Ich habe gerade meine Facharbeit abgegeben. Bald werde ich die Ausbildung zur Erzieherin abschließen. Außerdem war ich auf der Suche nach einem Kleid für die Hochzeit meiner Tante. In Erfurt und Bad Langensalza habe ich schon erfolglos gesucht, aber in Mühlhausen bin ich fündig geworden. Landkreis. „Freude und Frust zum Unstrut-hainich-kreis“titelte die Thüringer Allgemeine am 17. Juli 1993. Zwei Tage zuvor entschied der Thüringer Landtag über die Gebietsreform. Die Sitzung dauerte bis weit nach Mitternacht. Festgelegt wurde unter anderem, dass im Nordwesten des Freistaates die Landkreise Langensalza und Mühlhausen fusionieren sollten.
Freude herrschte in Mühlhausen, Enttäuschung in Bad Langensalza. Die eine Stadt sollte ihren Kreissitz behalten, die andere ihren verlieren. Dennoch: Wer die Zeitungsberichte von damals liest, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stimmungslage in der Region deutlich weniger aufgeheizt war als heute. Seit Monaten liefern sich die Landräte der Kreise Unstrut-hainich, Harald Zanker (SPD), und Eichsfeld, Werner Henning (CDU), mit Blick auf eine mögliche Fusion in unregelmäßigen Abständen teils derbe Wortgefechte. Möglich auch, dass in den 90er-jahren schlichtweg weniger über derartige Schlammschlachten berichtet wurde.
Bürgerprotest in Thamsbrück
Zu drängend war der Berg an Aufgaben, der vier Jahre nach der Wiedervereinigung noch immer abgearbeitet werden musste. Viele Lokalpolitiker – ob auf Gemeinde- oder auf Kreis-ebene — trieb die Sorge um, dass mit der Gebietsreform das bereits Geschaffene einen Rückschlag erleiden könnte oder Traditionen unter die Räder kommen.
„Im Vorfeld gab es viele Konferenzen in den einzelnen Orten der Region mit dem damaligen Thüringer Innenminister Franz Schuster. Die um Mühlhausen liegenden Dörfer wollten nicht eingemeindet werden, zum Beispiel Ammern“, erinnert sich