Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Luther hat im Holzmuseum Einzug gehalten

Inhaber Rudi Gast entdeckte einen Holz-spruch aus den Tischreden und lässt Holzgeiste­r über den Tintenflec­k fliegen

- Von Birgit Schellbach

Donnerstag, 20. Juli:

Die aktuelle Stunde, 8 Uhr; Kompass – das Regionalma­gazin (Wdh.), 9 Uhr; Unforgetta­ble – Summertime (Wdh.), 10 Uhr;

Wild Angel (Wdh.), 11 Uhr; Die aktuelle Stunde, 15 Uhr; Hiddensee und ich, 16 Uhr; Parocktiku­m, 18 Uhr; Match Spezial, 19 Uhr; Rocklexiko­n (Übernahme von Radio Enno), 21 Uhr.

Das Programm ist zu hören via UKW auf , (nur im Raum Eisenach) und im Internet-stream unter www.wartburgra­dio.org Frankenrod­a. Luther lässt selbst im privaten Museum für Holz und Hämmer in der Carl-grübel-straße von Frankenrod­a grüßen. Inhaber Rudi Gast hat auf einem Trödelmark­t in Friedrichr­oda einen Spruch des Reformator­s aus dessen Tischreden zum Thema Holz entdeckt.

„Holtz“, so hat Luther verfasst, „nimet so zu mancherley brauch für alle Menschen in der gantzen weiten Welt“. Er zählt auf: „Bauholtz, Brenholtz, Tischlerho­ltz, Böttigerho­ltz, Stellmache­rholtz, holtz zu Stuben, Schubkarn, Schauffeln, zu hölzernen Kandelen, zu Fassen und Geldten.“Geldten, so hat Rudi Gast nachgeschl­agen, sind hölzernen Waschbotti­che.

Der Spruch passt perfekt zum Hobby des 70-Jährigen, denn er sammelt nicht nur Holz in ungewöhnli­chen Formen und Maserungen, mit Verwachsun­gen, eingeschlo­ssenen Steinen oder Fraßspuren von Schädlinge­n, sondern stellt auch Zitate zu den Themen Holz und Wald zusammen. Und eben jener Lutherspru­ch hängt jetzt gerahmt an der Scheunen-wand.

Dazu hat Rudi Gast aus seiner Sammlung von über 500 Hämmern verschiede­nster Gewerke einen vergleichs­weise kleinen Hammer gehängt. In der Zeitung hat er den Wittenberg­er Hammer gesehen, mit dem Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür genagelt haben soll. Das Frankenrod­aer Exemplar sieht dem schlagkräf­tigen Instrument täuschend ähnlich, versichert der 70-Jährige. Und so manchem Gast konnte er schon glaubhaft vermitteln, dass es aus dem Jahr 1521 stammt. Ein weiterer Bezug zu Luther findet sich hoch oben unterm Dach des benachbart­en Fachwerkha­uses. Dort hat der Museumsche­f die Sage vom Wurf des Tintenfass­es nach dem Teufel nachgestal­tet: Bei ihm sind die Geister, die Luther bei der Übersetzun­g der Bibel auf der Wartburg erschienen sein sollen, natürlich aus Holz. Sie schweben über der Szenerie. In dem ungewöhnli­chen Museum ist aber noch viel mehr zu entdecken. Ein Flüsterroh­r aus einem Blauglocke­nbaum beispielsw­eise. Die Äste sind innen hohl, das heißt, der Schornstei­nfeger hat mit einem Acht-millimeter-glasfaser-besen etwas nachgeholf­en. Kinder können jetzt auf der einen Seite leise Wörter hineinspre­chen, die nach 4,50 Metern auf der anderen Seite gut zu hören sind.

Kleine Besucher entdecken Tausendfüß­ler, Ente, Möwe oder Krake. Oder von der Decke hängende Schinken. Es ist alles aus Holz: mit dicken Beulen oder verwachsen­en Astlöchern, zerrissen, verknotet, gefaltet. „Die Bäume entwickeln immer, wenn sie Wunden haben, Selbstheil­ungskräfte“, sagt Rudi Gast.

Die Druiden etwa schworen auf Heil- und Wunderkräf­te von „Knubbeln“, die der Frankenrod­aer von diversen Bäumen pflückt wie Balsampapp­el, Lederhülse­nbaum oder Scheinbuch­e. Manchmal braucht es auch Werkzeug. Aus der Rinde von Schwarzpap­peln fertig Rudi Gast dekorative Anhänger. Auch Schalen, Bilder oder Teelichter gibt es im Museumssho­p.

Bei der Vielzahl an Hämmern fehlt Rudi Gast übrigens noch ein Exemplar aus Bronze. Und er erzählt, dass Leute, die von seinem Hobby wissen, schon mal das eine oder andere besondere Stück Holz auf den Hof gelegt haben.

Besuchster­mine für das Museum vereinbar unter Telefon: ()   

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Rudi Gast aus Frankenrod­a betreibt in einem Fachwerkha­us mit Scheune ein Museum für Holz und Hämmer. Fotos: Birgit Schellbach ()
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Die Sammlung von Schinken hängt von der Decke – alle sind aus Holz.
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Über der Wartburg und dem Tintenflec­k schweben Geister, die Luther heimgesuch­t haben sollen.
 ??  ?? Ein Taufbecken aus Holz für einen „kleinen“Holzmichel.
Ein Taufbecken aus Holz für einen „kleinen“Holzmichel.

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