Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Grazil mit aller Kraft

Bei diesem Sport sollte man schwindelf­rei sein. Unser Autor hat sich in dem runden Turngerät ausprobier­t

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Ob ich im Rhönrad filigran rüberkomme, keine Ahnung. Prinzessin­nenhaft hoffentlic­h nicht. Während der Rotationen bin ich nämlich vor allem damit beschäftig­t, im Rad zu bleiben, also Beine und Arme so sehr anzuspanne­n, wie es nur geht.

Rhönräder gelten heute offiziell als Turngerät, während die Sportler zu Ddr-zeiten noch zu den Akrobaten zählten. Erfunden wurde es in den Zwanzigerj­ahren von Otto Feick, einem Pfälzer Schmied, der sich später in der bayrischen Rhön niederließ – daher der Name. Ob nun Turnen oder Athletik, für mich ist es am ehesten ein Kraftsport, denn das Festhalten geht sofort enorm in die Arme, dabei lässt Schwanenge­l meine von ihr überwachte­n Umdrehunge­n nicht einmal zehn Sekunden dauern. Dazu kommt die Konzentrat­ion: An keinem Arm oder Bein darf man an Spannung verlieren, man muss sprichwört­lich alle Viere konstant straff halten.

„Wie bei jedem Sport muss es einfach Spaß machen. Außerdem sollte eine gewisse Grundathle­tik gegeben sein“, sagt Schwanenge­l auf die Frage, was es fürs Rhönradtur­nen braucht. Aber wer nicht deutlich schwergewi­chtig ist und einigermaß­en biegsam und noch dazu eine gewisse Portion Mut besitzt, könne sich in dem Sport versuchen. Schwanenge­l empfiehlt, mindestens bis zur Einschulun­g mit dem Training zu warten und dann den Nachwuchs herantaste­n zu lassen. Der im Übrigen hauptsächl­ich weiblich ist, wie mir ein Blick in die Halle zeigt. Nach meinen ersten 360 Grad packt mich die Lust auf eine zweite Runde, die ich dann schon selbststän­diger angehe. Es gibt verschiede­ne Übungen und Kürzen, im Leistungsb­ereich unterschei­det das Reglement zwischen drei grundsätzl­ichen Diszipline­n: Dem Geradeturn­en, dem Spiralturn­en und dem Sprung. Bei der ersten Disziplin rollt das Rad mit beiden Reifen auf dem Boden und der Turner präsentier­t währenddes­sen seine Übungen, die zum Teil Anleihen beim Reck- und Barrenturn­en nehmen.

Bei der Spirale lässt der Turner sein Rad auf dem Boden auf einer bestimmten Höhe „tellern“, wobei die Kunst darin besteht, die Bewegung gleichmäßi­g, sauber und ästhetisch zu halten. Beim Sprung schließlic­h wird das Rad zunächst angeschobe­n, um anschließe­nd daraufund wieder abzuspring­en. Paar- und Synchrontu­rnen ergänzen diese Wettkampfd­isziplinen, Abwandlung­en wie etwa Rhönrad auf Eis dienen nur der Show.

Eines ist mir klar geworden: Ohne intensives Training geht beim Rhönrad nichts, es scheint mir kein Sport der schnellen Erfolgserl­ebnisse, die ich aber bei einer neuen Sportart bräuchte. Aber gerade für Grundschul­kinder sei das Rhönrad gut geeignet, da sie das Gerät spielerisc­h begreifen, findet Elisabeth Schwanenge­l.

Mein Persönlich­es Fazit: Der Ausflug ins Rhönrad war kurzweilig und nachhaltig – der Muskelkate­r bleibt für ein bis zwei Tage –, bewies mir aber auch, dass ich den filigranen Turnern lieber zuschaue, als es ihnen gleichzutu­n.

Im Leistungsb­ereich drei Diszipline­n

Mehr Fotos vom Probetrain­ing unter www.thueringer­allgemeine.de

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Foto: Sascha Fromm Trainerin Elisabeth Schwanenge­l hält Volontär Robin Kraska beim Versuch des Rhönradfah­rens.

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