Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
475 Jahre – und kein bisschen müde
Apfelstädter Kegel-senioren haben trotz stolzen Alters noch lange nicht genug vom Sport und suchen eine rüstige Mannschaft für ein Testspiel
Apfelstädt. Die Stimmung auf der Apfelstädter Kegelbahn ist locker und fröhlich – wie jeden Mittwoch seit vielen Jahren. Diesmal wird das Training aber unterbrochen, als Gerald Riehmann einen Zettel mit Zahlen übergibt. 81, 81, 81, 80, 77 und 75 – das sind aber nicht etwa Wurfergebnisse, sondern die Alterszahlen der sechs Kegler.
Riehmann fragt symbolisch in die Runde. „Wir würden gerne erfahren, ob wir die älteste Kegelmannschaft Thüringens, vielleicht auch Deutschlands sind“, sagt er. Stolze 475 Jahre beträgt das Gesamtalter der Apfelstädter Senioren, das macht einen Durchschnitt von 79. Das Sextett besteht neben Riehmann (77) aus Eberhard Henkel (81), Hans-dieter Arnold (81), Manfred Held (81), Heinz Hartung (80) und Heinz Tischer, mit 75 Lenzen der „Jungspund“.
Wer denkt, auf eine „Kaffeeklatsch-truppe“zu treffen, sieht sich schnell geirrt. Alle sechs sind fit. Seit einigen Jahren spielen sie aktiv in der DCU Thüringenliga der Senioren, waren zuvor in der 1. Landesklasse B im Thüringer Kegel-verband (TKV) am Start. Und selbst nach Jahrzehnten des sportlichen Wettkampfs glimmt das Feuer immer noch. Ein letztes Jahr wollen sie noch in der DCU starten; wobei sie selbst dort immer noch die Senioren unter den Senioren sind. Ab 50 kann dort gespielt werden – schnell ist klar, wer die „Routiniers“sind.
Und trotzdem: sportlich halten die Apfelstädter, von denen einige früher an deutschen Meisterschaften teilnahmen und regelmäßig Auswahlspiele im Kreis bestritten, ordentlich dagegen. Auch die neue Zehnerstaffel, in der die Eintracht in der kommenden Saison startet, „wird mit aller Ernsthaftigkeit“angegangen, wie Arnold erzählt. „Wir haben das Glück, alle gesund zu bleiben. Aber der sportliche Wettkampf steht schon im Vordergrund bei den Spielen.“
100 Kugeln schiebt jeder im Wettkampf auf den Bahnen; und nach Aussage der Akteure würden die Beine am nächsten Tag nur selten wehtun. Das wäre sogar eher der Fall, wenn mal zwei Wochen nicht trainiert werden würde, meint Arnold.
Warum sich die Mannschaft so lange zusammengehalten hat? „Ich denke, das liegt an unserer Geselligkeit“, so Riehmann. Und der langjährigen Verbundenheit zur Kegler-sektion im Ort. Am Bau der beiden Bahnen in den Jahren 1969/70 und dann 74/75 waren sie in großem Umfang beteiligt.
Die Ehefrauen – so wird kolportiert – nehmen den „heiligen Mittwoch“gelassen hin. „Die eine Saison ziehen wir jetzt noch durch. In der Seniorenstaffel sind die Anfahrtswege nicht mehr so lang, das geht schon“, meint Riehmann, der mit seinen Jungs den Altersrekord mit guten Leistungen auf den Bahnen garnieren möchte. „Wir würden uns freuen, wenn es in Thüringen oder Deutschland irgendwo ein Team gibt, das im Durchschnitt auf ein ähnliches Alter kommt. Für ein Freundschaftsspiel sind wir immer zu haben.“ ▶ Kennen Sie in eine ähnlich alte Mannschaft? Schreiben Sie uns: sport@thueringerallgemeine.de