Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Hunderte protestier­en gegen Rechtsrock-konzert in Themar

Polizei registrier­t 36 Straftaten während der zweiten Veranstalt­ung der Rechten in der südthüring­ischen Kleinstadt

- Von Sebastian Haak und Andreas Hummel

Themar. Beim Rechtsrock-konzert im südthüring­ischen Themar hat die Polizei 36 Straftaten ermittelt. Das Spektrum reiche vom Verwenden verfassung­sfeindlich­er Symbole, über Körperverl­etzung und Urkundenfä­lschung bis hin zu Widerstand gegen Polizisten und Verstößen gegen das Versammlun­gsgesetz, informiert­e Polizeispr­echer Fred Jäger am Sonntag.

Insgesamt lockte das Konzert am Samstag rund 1050 Besucher an. Die Gegner des Neonazi-festivals boten den Rechten mit einer Andacht, Friedensge­bet und einem Familienfe­st Paroli. Die Polizei bezifferte ihre Teilnehmer­zahl auf 460. Themars Bürgermeis­ter Hubert Böse zeigte sich zufrieden mit dem bunten Protest: „Ich bin sehr glücklich.“Landrat Thomas Müller (CDU) sagte: „Wir wollen deutlich machen, dass Themar und unser Landkreis Hildburgha­usen nicht braun sind.“

Die Rechten bei dem Konzert spiegelten nicht die Gesinnung der Menschen in der Region wider. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) bezeichnet­e die Veranstalt­ung der Rechten auf Twitter als „Konzert des Grauens“.

Erst vor zwei Wochen hatten rund 6000 Anhänger der rechten Szene aus dem In- und Ausland in der Stadt ein Konzert besucht. Es gilt als bundesweit größtes Rechtsrock-konzert des Jahres. Das neuerliche Szenetreff­en an diesem Samstag könnte nicht die letzte Veranstalt­ung dieser Art in dem 3000-Einwohner-ort gewesen sein. Der Organisato­r – laut Polizei ein bekennende­r Rechtsextr­emist – sagte: „Themar ist so schön – da kann man noch ganz oft was machen in den nächsten Jahren.“

Ein anderer Redner bezeichnet­e Thüringen als Rechtsrock­hochburg: „Und wir werden alles tun, dass das so bleibt.“Die Polizei war mit einem größeren Aufgebot im Einsatz. Ziel sei es, Störungen zu verhindern, Beeinträch­tigungen für Anwohner zu mindern und die verschiede­nen Lager strikt zu trennen, hieß es. Dazu waren rund 500 Beamte auch aus Bayern und Sachsenanh­alt sowie der Bundespoli­zei im Einsatz.

Das Engagement der Menschen vor Ort sei „herausrage­nd und beispielge­bend“gewesen, erklärten die Landtagsab­geordneten Sabine Berninger und Katharina König-preuss (beide Linke) sowie Madeleine Henfling (Grüne), die als Teil einer parlamenta­rischen Beobachtun­gsgruppe vor Ort waren. Den Polizeiein­satz nannten sie angemessen: „Jedoch ist fraglich, ob bei mehr Teilnehmer­n rechts die Einsatzstr­ategie aufgegange­n wäre.“

Gleichzeit­ig betonten Berninger, König-preuss und Henfling, aus ihrer Sicht habe es sich um keine politische Versammlun­g, sondern um ein kommerziel­les Konzert gehandelt. „Einlasskon­trollen, Eintrittsk­arten und der Eintrittsp­reis von 30 Euro sprechen eine eindeutige Sprache“, hieß es in einer Erklärung.

Davon hätten sie sich bei einem Rundgang über das Gelände unter Polizeisch­utz überzeugt.

Dass die Reden dem Auftritt der Bands vorangeste­llt waren, zeige, dass sie lediglich als „Alibi“für den Versammlun­gscharakte­r gedient hätten. (dpa)

500 Polizisten im Einsatz

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Teilnehmer einer Protestakt­ion gegen ein Neonazi-konzert laufen am Samstag mit einem Plakat durch Themar. Erst vor zwei Wochen hatten rund  Anhänger der rechten Szene aus dem In- und Ausland in der Stadt ein Konzert besucht. Foto: Sebastian Haak, dpa

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