Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Hunderte protestieren gegen Rechtsrock-konzert in Themar
Polizei registriert 36 Straftaten während der zweiten Veranstaltung der Rechten in der südthüringischen Kleinstadt
Themar. Beim Rechtsrock-konzert im südthüringischen Themar hat die Polizei 36 Straftaten ermittelt. Das Spektrum reiche vom Verwenden verfassungsfeindlicher Symbole, über Körperverletzung und Urkundenfälschung bis hin zu Widerstand gegen Polizisten und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz, informierte Polizeisprecher Fred Jäger am Sonntag.
Insgesamt lockte das Konzert am Samstag rund 1050 Besucher an. Die Gegner des Neonazi-festivals boten den Rechten mit einer Andacht, Friedensgebet und einem Familienfest Paroli. Die Polizei bezifferte ihre Teilnehmerzahl auf 460. Themars Bürgermeister Hubert Böse zeigte sich zufrieden mit dem bunten Protest: „Ich bin sehr glücklich.“Landrat Thomas Müller (CDU) sagte: „Wir wollen deutlich machen, dass Themar und unser Landkreis Hildburghausen nicht braun sind.“
Die Rechten bei dem Konzert spiegelten nicht die Gesinnung der Menschen in der Region wider. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bezeichnete die Veranstaltung der Rechten auf Twitter als „Konzert des Grauens“.
Erst vor zwei Wochen hatten rund 6000 Anhänger der rechten Szene aus dem In- und Ausland in der Stadt ein Konzert besucht. Es gilt als bundesweit größtes Rechtsrock-konzert des Jahres. Das neuerliche Szenetreffen an diesem Samstag könnte nicht die letzte Veranstaltung dieser Art in dem 3000-Einwohner-ort gewesen sein. Der Organisator – laut Polizei ein bekennender Rechtsextremist – sagte: „Themar ist so schön – da kann man noch ganz oft was machen in den nächsten Jahren.“
Ein anderer Redner bezeichnete Thüringen als Rechtsrockhochburg: „Und wir werden alles tun, dass das so bleibt.“Die Polizei war mit einem größeren Aufgebot im Einsatz. Ziel sei es, Störungen zu verhindern, Beeinträchtigungen für Anwohner zu mindern und die verschiedenen Lager strikt zu trennen, hieß es. Dazu waren rund 500 Beamte auch aus Bayern und Sachsenanhalt sowie der Bundespolizei im Einsatz.
Das Engagement der Menschen vor Ort sei „herausragend und beispielgebend“gewesen, erklärten die Landtagsabgeordneten Sabine Berninger und Katharina König-preuss (beide Linke) sowie Madeleine Henfling (Grüne), die als Teil einer parlamentarischen Beobachtungsgruppe vor Ort waren. Den Polizeieinsatz nannten sie angemessen: „Jedoch ist fraglich, ob bei mehr Teilnehmern rechts die Einsatzstrategie aufgegangen wäre.“
Gleichzeitig betonten Berninger, König-preuss und Henfling, aus ihrer Sicht habe es sich um keine politische Versammlung, sondern um ein kommerzielles Konzert gehandelt. „Einlasskontrollen, Eintrittskarten und der Eintrittspreis von 30 Euro sprechen eine eindeutige Sprache“, hieß es in einer Erklärung.
Davon hätten sie sich bei einem Rundgang über das Gelände unter Polizeischutz überzeugt.
Dass die Reden dem Auftritt der Bands vorangestellt waren, zeige, dass sie lediglich als „Alibi“für den Versammlungscharakter gedient hätten. (dpa)
500 Polizisten im Einsatz