Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
„Eingefleischte Wanderer sind ein wetterfestes Volk“
Andreas Matz ist einer von rund 250 Wanderführern des 117. Deutschen Wandertages in Eisenach und Umgebung
Eisenach. Andreas Matz strapaziert am Samstag sein Organ ganz erheblich; immer wieder muss er die Stimme kräftig heben, um sich im Trubel Gehör zu verschaffen. Er ist einer von mehr als 250 Wanderführern, die zum Gelingen des 117. Deutschen Wandertages beitragen. Am Montag endet die mehrtägige Großveranstaltung, die so viele Gäste nach Eisenach und Umland brachte wie lange kein Ereignis. In den Tagen zuvor entführte er bei seinen fünf Wandertouren Interessierte zu den reizvollsten Naturkulissen, die die Region nördlich der Wartburgstadt bietet. Dabei begrüßte Andreas Matz jeweils etwa ein gutes Dutzend Wanderer, die schau(er)riges Wetter keinesfalls von wirklichen Spritztouren in mitunter durchweichten Wanderschuhen abhielt.
Zur Verbandswanderung am Samstag sind es weit mehr als zehnmal so viele Teilnehmer, die die Erläuterungen des Wanderführers Matz vernehmen wollen. „So eine große Gruppe zu begleiten, ist schon etwas ganz Besonderes“, erzählt der 38-Jährige, der damit zu den jüngsten der Eisenacher Wanderführer-mannschaft gehört.
„Mir ist aufgefallen, dass eingefleischte Wanderer ein wetterfestes Volk sind – auch wenn ihre Wanderschuhe über Nacht nicht richtig trocken wurden, sind sie am nächsten Tag trotzdem wieder dabei“, erzählt der gebürtige Eisenacher. Bei jungen Leuten sei es hingegen schwierig, sie bei Regenwetter hinter dem Ofen hervorzulocken. Er freut sich, die Wanderfreunde jetzt durch heimatliche Gefilde führen zu können. „Sonst organisiere ich als Freiberufler Radreisen in ganz Europa“, erzählt Andreas Matz.
Während er die Pedalritter oft eine ganze Woche auf ihrem Abenteuer begleitet, lernt er die Teilnehmer seiner Wandertouren meist nur für wenige Stunden kennen. „Die Wanderer, die ich jetzt kennenlernen durfte, sind durchweg kameradschaftlich, nett und freundlich.“
Andreas Matz hat erst ein Paar Wanderstiefel richtig durchgelaufen. Seine jetzigen sind fünf, sechs Jahre alt, erfahren aber allerbeste Pflege. Momentan findet er nicht viel Zeit, um seine Wanderstiefel abzutreten – einerseits, weil er häufig bei „Weinradel“in die Pedale tritt und andererseits, weil der Nachwuchs in der Wiege sich noch nicht auf den Beinen halten kann. „Sobald es laufen kann, wird das Kind an das Wandern herangeführt“, sagt Matz mit einem Augenzwinkern. Er selbst wandert von Kindesbeinen an.
Ausgedehnte private Wandertouren gestatte meist aber nur die Urlaubszeit. Dann erkundet die Familie am liebsten die Pyrenäen auf der Seite der iberischen Halbinsel. In der Winterzeit legt der Freiberufler keinesfalls seine Hände in den Schoß. „Ich hangele mich von einem Job zum anderen.“Dabei helfen ihm seine Studienabschlüsse in Geografie und Geoarchäologie.
Häufig unterstützt er ein Unternehmen in Eisenachs Partnerstadt Marburg an der Lahn bei archäologischen Bodenuntersuchungen, bevor Bauleute das Erdreich versiegeln. Zum Einsatz kommt dabei oft die Magnetometer-prospektion. Außer Resten römischer Bauten sind ihm bei seinem Tun aber bisher keine spektakulären Funde geglückt.
Der Deutsche Wandertag in Eisenach ist für ihn zwar Neuland gewesen, aber eine ganz angenehme Erfahrung. „Anfang des Jahres habe ich im Naturpark Eichsfeld-hainich-werratal einen Kurs zum zertifizierten Natur- und Landschaftsführer absolviert“, erzählt er. Außerhalb des Wandertages begleitet er Wanderer im Naturpark und im Wartburg-wald-park.
Er möchte gern den Wandertourismus der Wartburgregion weiter voranbringen, beispielsweise mit dem Angebot von geologisch-archäologischen Wanderungen im Werratal. Eine gute Idee wäre auch eine Wanderführerböse im Internet.