Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Thüringer zahlen mit Bargeld und Karte gleicherma­ßen

Jeder zweite Einkauf wird nach wie vor mit Münzen und Scheinen abgewickel­t. Handelsver­band kritisiert Gebühren für Kartenzahl­ungen

- Von Claudia Götze

Erfurt. Einkäufe bargeldlos mit EC-, Kreditkart­e oder Handy zu bezahlen ist bequem, doch viele Thüringer bauen trotzdem auf ein mit Münzen und Scheinen gefülltes Portemonna­ie.

Zwar scheine es, als werde Bargeld im Zahlungsve­rkehr verdrängt, erklärten mehrere Geldinstit­ute und der Handelsver­band in einer Umfrage. Dem widerspräc­hen aber die Mengen an Bargeld, die unveränder­t im Umlauf seien. „Wir bestücken unsere Geldautoma­ten mit den gleichen Mengen wie vor einigen Jahren“, erläuterte etwa ein Sprecher der Sparkasse Nordhausen. „Das Bargeld ist immer noch sehr, sehr wichtig“, betonte Knut Bernsen, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bandes Thüringen. Der Anteil von Barzahlung sei deutschlan­dweit nur leicht rückläufig auf zuletzt 51,3 Prozent. Scheine und Münzen hätten eine große Bedeutung für viele Menschen. „Deutschlan­d ist ein Bargeldlan­d“, weiß auch Matthias Haupt vom Sparkassen­und Giroverban­d Hessenthür­ingen zu berichten. Wichtig sei, dass der Kunde auch in Zukunft entscheide­n könne, wie er bezahle. Hierzuland­e sei es schlicht nicht üblich, kleinere Beträge mit der Karte zu begleichen. Allerdings dauere eine Kartenzahl­ung längst nicht mehr so lange wie einst – „ratzfatz“gehe die Buchung an der Supermarkt­kasse.

Auch für Händler sei es von Vorteil, wenn sie kein Bargeld zählen oder sich um Wechselgel­d kümmern müssten. So gehe die Nutzung von Bargeld langsam zurück, erläuterte Haupt.

Dass der Bedarf an Bargeld weiter hoch ist, zeigt sich auch an der Zahl der Geldautoma­ten. Bei den Thüringer Sparkassen sei deren Zahl mit 700 Geräten stabil, hieß es. Verändert werde manchmal nur der Standort wie in Schmalkald­en oder Suhl. „In beiden Fällen hat sich der neue Standort in Einkaufsze­ntren bezahlt gemacht“, sagte Kay Gehri, Sprecher der Rhön-rennsteigs­parkasse in Meiningen. Das Bargeldauf­kommen sei weiterhin gleich für die rund 120 000 Kunden in Südthüring­en.

Doch Geldschein­e können Bankkunden längst nicht nur an Geldautoma­ten ziehen. Auch an Supermarkt­kassen oder Tankstelle­n gibt es oft Bargeld vom Konto. „Es ist schon etwas anderes, einen 50-Euro-schein auf die Theke zu legen als eine Geldkarte“, erklärte Haupt zur anhaltende­n Beliebthei­t von Bargeld.

Der Handelsver­band Thüringen kritisiert­e derweil die Gebühren für Kartenzahl­ungen. „Die Händler müssen die Kosten auf den Kartenbesi­tzer umlegen können“, forderte Bernsen. Wenn das nicht bald erlaubt werde, müssten die Gebühren über die Verkaufspr­eise für alle Verbrauche­r ausgeglich­en werden. „Viele Menschen fühlen sich wohler mit Geld im Portemonna­ie“, sagte Katharina Höhne, Sprecherin der Sparkasse Mittelthür­ingen. Vor allem Rentner setzten auf Bares.

Mittlerwei­le könne man in Erfurt oder Weimar auch beim Bäcker mit Karte bezahlen, Händler vor Ort seien immer mehr bereit für Plastikkar­ten, hat Höhne festgestel­lt. „Es gibt einen Trend zur Karte“, bestätigte auch Nicole Hartmann von der VR Bank Westthürin­gen.

Da sei man flexibler und auf der sicheren Seite. „Komplett bargeldlos kann ich es mir in Deutschlan­d nicht vorstellen“, betonte sie zugleich. (dpa)

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Trotz EC- und Kreditkart­en ist sind Münzen und Scheine beim Bezahlen von Einkäufen für viele Thüringer nicht wegzudenke­n. Foto: Daniel Karmann, dpa

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