Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Thüringer zahlen mit Bargeld und Karte gleichermaßen
Jeder zweite Einkauf wird nach wie vor mit Münzen und Scheinen abgewickelt. Handelsverband kritisiert Gebühren für Kartenzahlungen
Erfurt. Einkäufe bargeldlos mit EC-, Kreditkarte oder Handy zu bezahlen ist bequem, doch viele Thüringer bauen trotzdem auf ein mit Münzen und Scheinen gefülltes Portemonnaie.
Zwar scheine es, als werde Bargeld im Zahlungsverkehr verdrängt, erklärten mehrere Geldinstitute und der Handelsverband in einer Umfrage. Dem widersprächen aber die Mengen an Bargeld, die unverändert im Umlauf seien. „Wir bestücken unsere Geldautomaten mit den gleichen Mengen wie vor einigen Jahren“, erläuterte etwa ein Sprecher der Sparkasse Nordhausen. „Das Bargeld ist immer noch sehr, sehr wichtig“, betonte Knut Bernsen, Geschäftsführer des Handelsverbandes Thüringen. Der Anteil von Barzahlung sei deutschlandweit nur leicht rückläufig auf zuletzt 51,3 Prozent. Scheine und Münzen hätten eine große Bedeutung für viele Menschen. „Deutschland ist ein Bargeldland“, weiß auch Matthias Haupt vom Sparkassenund Giroverband Hessenthüringen zu berichten. Wichtig sei, dass der Kunde auch in Zukunft entscheiden könne, wie er bezahle. Hierzulande sei es schlicht nicht üblich, kleinere Beträge mit der Karte zu begleichen. Allerdings dauere eine Kartenzahlung längst nicht mehr so lange wie einst – „ratzfatz“gehe die Buchung an der Supermarktkasse.
Auch für Händler sei es von Vorteil, wenn sie kein Bargeld zählen oder sich um Wechselgeld kümmern müssten. So gehe die Nutzung von Bargeld langsam zurück, erläuterte Haupt.
Dass der Bedarf an Bargeld weiter hoch ist, zeigt sich auch an der Zahl der Geldautomaten. Bei den Thüringer Sparkassen sei deren Zahl mit 700 Geräten stabil, hieß es. Verändert werde manchmal nur der Standort wie in Schmalkalden oder Suhl. „In beiden Fällen hat sich der neue Standort in Einkaufszentren bezahlt gemacht“, sagte Kay Gehri, Sprecher der Rhön-rennsteigsparkasse in Meiningen. Das Bargeldaufkommen sei weiterhin gleich für die rund 120 000 Kunden in Südthüringen.
Doch Geldscheine können Bankkunden längst nicht nur an Geldautomaten ziehen. Auch an Supermarktkassen oder Tankstellen gibt es oft Bargeld vom Konto. „Es ist schon etwas anderes, einen 50-Euro-schein auf die Theke zu legen als eine Geldkarte“, erklärte Haupt zur anhaltenden Beliebtheit von Bargeld.
Der Handelsverband Thüringen kritisierte derweil die Gebühren für Kartenzahlungen. „Die Händler müssen die Kosten auf den Kartenbesitzer umlegen können“, forderte Bernsen. Wenn das nicht bald erlaubt werde, müssten die Gebühren über die Verkaufspreise für alle Verbraucher ausgeglichen werden. „Viele Menschen fühlen sich wohler mit Geld im Portemonnaie“, sagte Katharina Höhne, Sprecherin der Sparkasse Mittelthüringen. Vor allem Rentner setzten auf Bares.
Mittlerweile könne man in Erfurt oder Weimar auch beim Bäcker mit Karte bezahlen, Händler vor Ort seien immer mehr bereit für Plastikkarten, hat Höhne festgestellt. „Es gibt einen Trend zur Karte“, bestätigte auch Nicole Hartmann von der VR Bank Westthüringen.
Da sei man flexibler und auf der sicheren Seite. „Komplett bargeldlos kann ich es mir in Deutschland nicht vorstellen“, betonte sie zugleich. (dpa)