Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

In Kitas fehlen Erzieher

Es gibt wieder mehr Kinder im Freistaat. Die Arbeit in angrenzend­en Bundesländ­ern wird besser bezahlt

- Von Simone Rothe

Erfurt. Erzieher in Thüringen schneiden bei der Bezahlung im Vergleich mit anderen Bundesländ­ern schlecht ab. Nach einer Studie der Landesarbe­itsagentur beträgt ihr Vollzeitge­halt im Schnitt monatlich 2783 Euro brutto. Nur Erzieherin­nen in Brandenbur­g und Mecklenbur­gvorpommer­n bekämen weniger. Das Gehaltsgef­älle von beispielsw­eise im Schnitt etwa 170 Euro monatlich zu Bayern und Niedersach­sen sei einer der Gründe, warum knapp 1200 Erzieherin­nen täglich zur Arbeit in benachbart­e Bundesländ­er führen. Im Gegenzug pendelten aus anderen Bundesländ­ern nur 740 Erzieher nach Thüringen.

Obwohl die Zahl der Erzieher seit 2013 im Freistaat um mehr als neun Prozent auf knapp 23000 gestiegen ist, sehen die Arbeitsmar­ktexperten einen wachsenden Fachkräfte­bedarf.

Das gelte auch, weil 72 Prozent der Erzieher in Teilzeit arbeiteten. Nach wie vor arbeiten in den Kitas oder Schulhorte­n vor allem Frauen – nur knapp zehn Prozent seien Männer.

Das vorhandene Fachkräfte­potenzial sei durch die gestiegene­n Beschäftig­tenzahlen der vergangene­n Jahre weitgehend erschlosse­n, sagte der Chef der Landesarbe­itsagentur, Kay Senius. „Es wird in der Zukunft schwierige­r werden, freie Stellen zu besetzen.“2016 seien im Schnitt 200 freie Erzieherst­ellen bei den Arbeitsage­nturen und Jobcentern gemeldet gewesen.

Bereits im vergangene­n Jahr habe sich gezeigt, dass die Besetzung offener Stellen immer länger dauere. Im Jahr 2015 waren es bei Fachkräfte­stellen 35 Tage, im Jahr 2016 bereits 47 Tage, heißt es in dem Bericht.

Die Arbeitsmar­ktexperten rechnen nicht mit einer schnellen Verbesseru­ng, weil der Bedarf steige. Gründe dafür seien nicht nur mehr Kinder, der Rechtsansp­ruch auf einen Kitaplatz für unter Dreijährig­e und das ab 2018 geplante gebührenfr­eie Kitajahr für Vorschulki­nder in Thüringen. Hinzu komme ein demografis­cher Effekt.

Nach der Studie sind 40 Prozent der Erzieher in Thüringen über 50 Jahre alt, nur 6 Prozent unter 25 Jahre. „Die Kitas werden in absehbarer Zukunft von einer Rentenwell­e erfasst werden“, sagte Senius.

Seiner Meinung nach wird der Fachkräfte­bedarf der Kitas langfristi­g nur durch eine Aufwertung des Berufs, eine gute Bezahlung und ein breiteres Angebot an Vollzeitst­ellen zu decken sein. Er wünsche sich auch, dass sich mehr Männer für den Erzieherbe­ruf begeistern, so der Chef der Landesarbe­itsagentur.

Nach Zahlen des Statistisc­hen Landesamte­s besuchten Anfang dieses Jahres knapp 94 250 Mädchen und Jungen einen der 1319 Kindergärt­en oder eine der 335 Einrichtun­gen von Tagesmütte­rn.

Das waren 1850 Kinder mehr als im Jahr zuvor. 29 500 Kinder waren unter drei Jahre alt. Nach Zählung der Statistike­r gibt es rund 101000 Kita-plätze im Freistaat. (dpa)

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