Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Gebrauchte Diesel-fahrzeuge verlieren rapide an Wert
Abgas-skandal und Fahrverbote: Die Gebrauchtwagenpreise fallen um bis zu 30 Prozent. Doch Panik macht sich bei Händlern noch nicht breit
Berlin. Lange Zeit schien der Skandal um Abgasmanipulationen von Dieselfahrzeugen wie ein fernes Donnergrollen, ohne dass ein Tropfen Regen fällt. Was in Testlabors und vor Usgerichten geschah, war weit weg von den Käufern, Besitzern und Händlern. Doch nun mehren sich die Anzeichen, dass die Skandale den deutschen Automarkt in Deutschland durcheinanderwirbeln werden.
Der Bundesverband freier Kfz-händler (BVFK) ist besorgt und muss teils sehr deutliche Abschläge bei den Preisen von gebrauchten Dieselautos feststellen. Wie Vorstand Ansgar Klein dieser Zeitung sagte, liegen die Rückgänge seit Beginn des Abgas-skandals bei „fünf bis 30 Prozent“. Eine enorme Spanne, die der Verband mit der „aktuellen Nachrichtenlage“in Verbindung setzt.
Diese Nachrichtenlage könnte derzeit kaum schlechter sein. Nicht nur, dass immer mehr Details über Absprachen zur Abgasreinigung zwischen den deutschen Herstellern unter dem Stichwort „Autokartell“bekannt werden. Am Freitag entschied zudem ein Gericht, dass in Stuttgart Fahrverbote für Diesel verhängt werden sollen, weil anders die Überschreitung der Stickstoff-grenzwerte nicht mehr unter Kontrolle zu bringen ist. Möglich ist zum Beispiel ein Fahrverbot für Diesel, die noch nicht die Euro Norm 6 erfüllen – aber teils nicht einmal zwei Jahre alt sind. In anderen Städten könnte es ähnlich kommen.
Die DAT Group, die Marktdaten erhebt, hat festgestellt: 77 Prozent aller Händler berichten inzwischen, dass Diesel länger stehen, bis sich ein Käufer findet. Jedes Auto verursacht im Schnitt Standkosten von 27 Euro pro Tag. Der Mitarbeiter eines großen Autohauses, der anonym bleiben möchte, berichtet: „Wir haben tatsächlich spürbare Probleme mit den Dieseln und bekommen die derzeit kaum noch vom Hof.“
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Faktoren, die dafür sorgen, dass die Preise nicht komplett einbrechen können. Beispiel: Derzeit berichten vor allem Händler in Metropolen über fallende Preise für Dieselautos, weil dort Fahrverbote diskutiert werden. Dann werden die nun günstigeren Diesel eben vermehrt in ländlichen Regionen verkauft, was die Preise wieder stabilisieren würde. Auch der Export ins Ausland kommt infrage, wo in der Regel weniger strenge Normen gelten.