Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Bei Borussia Dortmund soll das Spektakel beginnen
Der BVB verfügt über eine der beachtlichsten Offensivreihen Europas. Der neue Trainer Peter Bosz setzt auf eine aggressive Spielweise mit viel Druck
Bad Ragatz. Singen ist schlimm. Zumindest für den einen oder anderen Fußballer. Aber es gehört mittlerweile zu den geschätzten Aufnahmeritualen verschiedener Klubs, das jene, die neu im Verein sind, zum Einstand ein Liedchen trällern. Oder wenigstens brummen. Maximilian Philipp, Neuzugang von Borussia Dortmund, brummte eher. Größere Freude bereitete ihm der Abend im Kreise der Mannschaft im Trainingslager in Bad Ragaz/schweiz nur so lang, bis er selber aufgerufen war. Er sang einen Song des österreichischen Schlagersängers Andreas Gabalier. „Hulapalu“. Ein Fantasiewort. Eines, unter dem man sich nichts so recht vorstellen kann. Genau so geht es vielen Fans des Dfb-pokalsiegers mit jenem Maximilian Philipp auch.
Dabei ist der 23-Jährige gemessen an den Zahlen der schwarz-gelbe Königstransfer dieses Sommers. 20 Millionen Euro bezahlte der BVB an den SC Freiburg, um sich die Dienste des U21-europameisters zu sichern. Für niemanden gaben die Westfalen mehr aus. „Ich kann dafür nichts. Ich will eigentlich nur Fußball spielen“, sagt er selbst.
Neben Philipp kamen der Gladbacher Feingeist Mahmoud Dahoud (21) sowie die französische Innenverteidigerhoffnung Dan-axel Zagadou (18/Paris SG II). Nur der weitere Innenverteidiger auf der Einkaufsliste, Ömer Toprak (28/Leverkusen), ist, das Alter betreffend, ein wenig aus der Art geschlagen.
Philipp gehört nun einer der beachtlichsten Offensivreihen Europas an. Der Freistoßspezialist kann auf jeder Position in der Offensive eingesetzt werden. Er ist somit potenzieller Ersatz Pierre-emerick Aubameyangs, des Torjägers, der den Wunsch geäußert hatte, den Verein zu verlassen, um seinen Titel als Torschützenkönig der Bundesliga gegen Gold aufwiegen zu lassen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird er nun doch bleiben.
Um Aubameyang herum wirbeln der schon wieder in beachtlicher Frühform befindliche Ousmane Dembélé, André Schürrle, Christian Pulisic, Shinji Kagawa, der nach Monaten des krankheitsbedingten Fehlens viel versprechend zurückgekehrte Mario Götze und mutmaßlich ab Februar auch wieder Marco Reus.
Das Spielsystem des neuen Trainers Peter Bosz sieht die Planstelle eines Spielmachers nicht vor, da der Niederländer ein vehementer Verfechter einer 4-3-3-Ordnung ist. In dieser ist kultiviertes Ballbesitzspiel das Ziel, wie es unter Boszs Vorgänger Thomas Tuchel auch war. Geht der Ball verloren, soll das Spektakel beginnen: Binnen fünf Sekunden soll der Ball zurückerobert sein. „Es wird wichtig sein, dass die ganze Mannschaft das gemeinsam umsetzt. Wenn man diese aggressive Spielweise mit viel Druck nicht gemeinsam umsetzt, dann gibt es Probleme“, sagt Bosz.
Prognose: Um die Bayern im Meisterrennen herauszufordern, dürfte dem BVB noch ein bisschen was fehlen. Reichlich Potenzial ist trotzdem vorhanden. Entscheidend ist, wie Bosz es auf den Platz bekommt