Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Schrecksekunde und Sternstunde
Elisabeth Pähtz ist zum dritten Mal deutsche Meisterin im Schnellschach. Zum Auftakt des Erfurter Festivals lässt die Großmeisterin nur ein Remis zu
Erfurt. Das war eine Machtdemonstration: Mit fabelhaften 8,5 Punkten aus neun Partien sprintete Elisabeth Pähtz bei den deutschen Schnellschachmeisterschaften in Erfurt zur Goldmedaille. Es war der dritte Titelgewinn für die Großmeisterin, die bei ihrem Heimspiel nur eine Schrecksekunde in der ersten Runde zu überstehen hatte. Ausgerechnet gegen Alina Zahn, eine einstige Schülerin von Großmeister Thomas Pähtz, übersah die Favoritin im Mittelspiel einen Doppelangriff auf Dame und Läufer. Doch ihre 19jährige Kontrahentin konnte bei schwindender Zeit das materielle Übergewicht nicht mehr zum Sieg führen. Als sie nur noch 40 Sekunden Bedenkzeit auf der Uhr hatte, bot Zahn in Gewinnstellung Remis an, das Pähtz sofort annahm.
Was folgte, war ein einziger Sturmlauf der deutschen Nummer eins, eine schachliche Sternstunde. Bereits in Runde drei traf sie auf Titelverteidigerin Marta Michna aus Hamburg. In einer langen und zähen Partie suchte die Erfurterin unermüdlich ihre Chance, wandelte eine leicht schlechtere Stellung in eine leicht bessere um und schöpfte bei all dem aus ihrem komfortablen Zeitpolster. Michnas Uhr lief unerbittlich ab.
Das schnelle und kompromisslose Spiel war der entscheidende Trumpf, den Pähtz den anderen 21 Spielerinnen voraushatte. Ein Spaziergang war es dennoch nicht für sie. Teodora Rogozenco etwa hatte eine Zugwiederholung in der Hand, wich mutig ab – und wurde sechs Züge später mattgesetzt. Lobenswerter Kampfgeist der 17 Jahre alten Rogozenco, die ab heute beim Young Master dabei ist.
Für Vorjahresmeisterin Michna blieb nach einer routinierten Vorstellung der Vizerang, dahinter belegte die Berlinerin Alina
▶ Rath Platz drei. Alina Zahn wurde respektable Achte, punktgleich mit der Viertplatzierten.
Im Mittelpunkt des 2. Internationalen Erfurter Frauenschachfestivals steht ab heute das Match zwischen Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk aus Russland und Elisabeth Pähtz. Im stark besetzten Young Masters gilt Sarah Hoolt (Hamburg), Deutschlands Nr. 2, als Anwärterin auf den Turniersieg. Weitgereist sind viele Spielerinnen des offenen Turniers – die Meldeliste reicht von Indien bis Belgien und von den Philippinen bis Lettland. Die ersten Partien werden heute ab 10 Uhr gespielt.
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