Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Vor den deutschen Schwimmern liegt ein schwieriger Weg
Die Bilanz der WM in Budapest ist enttäuschend. Bundestrainer Henning Lambertz gerät zunehmend unter Druck
Budapest. Der Deutsche Schwimm-verband spielte im Konzert der Schwimm-größen bei der WM nur eine Statistenrolle. Franziska Hentke verhinderte mit Silber gerade noch die erste WM ohne Medaillen für Deutschland. Von der Last des Bundestrainer-amts bis zum potenziellen neuen Michael Phelps: Vier Erkenntnisse der WM in Budapest.
1. Das Amt des Bundestrainers ist kein leichtes
Henning Lambertz, der Chefbundestrainer des Deutschen Schwimm-verbandes, steht in der Kritik. Erst bemängelte Philipp Heintz, der sich inzwischen entschuldigt hat, „fehlendes Vertrauen” und „falsche Termingestaltung”, dann wurde ein Brief an die Dsv-präsidentin Gabi Dörries veröffentlicht.
Jürgen Küchler, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT), hatte beklagt, er müsse „hilflos zusehen, wie in kurzer Zeit das zugrunde gerichtet wird, was wir über lange Jahre mühevoll am Laufen gehalten haben”. Lambertz reagierte genervt, warf Küchler eine Intrige vor. 2. „Komplett daneben war es nicht“
Dieses Zitat stammt von Marek Ulrich, nachdem er über 100 Meter Rücken als 22. ausgeschieden war. So könnte auch das deutsche Fazit bei der WM laufen. Sehr vieles lief schief, aber wenigstens machen die guten Leistungen der jungen Celine Rieder, Florian Wellbrock und die zwei deutschen Rekorde von Aliena Schmidtke über 50 Meter Schmetterling Hoffnung. Mit einer Medaille und insgesamt fünf Final-teilnahmen war es das schlechteste Abschneiden eines deutschen Teams bei einer WM. 3. Der Weg nach Tokio ist schwer
Bundestrainer Lambertz hat nach eigener Aussage alles auf die Olympischen Spiele 2020 ausgerichtet. Der Weg dahin wird ein schwerer, wie die Staffel-bilanz zeigt.
Vier Staffeln wurden erst gar nicht wegen fehlender Erfolgsaussichten besetzt. Die lange Freistil-staffel der Männer und die Lagen-staffel der Männer scheiterten als Neunte und 13. in den Vorläufen. Und das am Ende siebtplatzierte Mixedquartett stand nur im Finale, weil Ungarn disqualifiziert worden war. Der 20-jährige Us-amerikaner mag die Vergleiche mit Superstar Phelps nicht. Aber am Samstag schaffte Dressel etwas, was auch dem Mann aus Baltimore nicht gelungen war. An einem Abend holte er dreimal Gold über 50 Meter Freistil, 100 Meter Schmetterling und mit der Mixed-freistil-staffel. Vor dem letzten Finalabschnitt hatte Dressel sechsmal Gold im Gepäck und zog dann am Sonntag mit einem Erfolg in der Lagenstaffel mit Phelps gleich, der 2007 sieben Wm-titel gewonnen hatte.