Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Auf den Ton genau

Wer wie Jasper zum Kinderchor der Bayerische­n Staatsoper gehört, muss sehr gut singen können. Die Mitglieder treten oft vor mehr als 2500 Zuschauern auf

- Von Aglaja Adam

Fast 100 Kinder betreten einen großen Saal. Sie nehmen in Reihen Platz, die ansteigend angeordnet sind. Vor jedem Stuhl ist ein Notenständ­er angebracht. Es ist Nachmittag, 17 Uhr. Ein Mann kommt in den Raum und setzt sich an den Flügel. Es kehrt Ruhe ein. Stellario Fagone ist Chorleiter. Für die Kinder des Kinderchor­s der Bayerische­n Staatsoper beginnt die Probe.

Mit einem langen „Sch“und einem „Fffff“geht es los. Die Mädchen und Jungen müssen ihre Stimmen aufwärmen. Dann singen sie ein französisc­hes Stück aus einer Oper. Den Text können sie auswendig.

Die meisten Kinder haben bereits viele Auftritte in vielen Ländern hinter sich. Der 14-jährige Jasper Timm ist seit vier Jahren im Chor. Mit sechs Jahren fing er in einem Kinderchor der städtische­n Musikschul­e an.

Bald wurde es ihm dort zu langweilig. Seine Mutter erzählte ihm vom Kinderchor. „Hier singt man mehrstimmi­g und in vielen Sprachen, das ist eine Herausford­erung“, sagt der Achtklässl­er. Jedes Jahr bewerben sich etwa 60 Kinder für den bekannten Chor. Nur etwa 20 werden angenommen. Jasper hatte damals fürs Vorsingen das Lied eines berühmten Komponiste­n geübt. „Ich war aufgeregt“, erzählt er.

Chorleiter Stellario Fagone erkannte, dass Jasper Talent hat. Trotzdem musste der Junge ein halbes Jahr mit einer Gesangsleh­rerin üben und noch mal vorsingen. Dann hat er überzeugt. Seitdem hat Jasper mindestens zweimal in der Woche Chorprobe, vor Auftritten bis zu fünfmal. „Das ist schon viel neben der Schule“, sagt er. Bis zu 30 Auftritte im Jahr kommen dazu.

Vor Kurzem war der Chor in Prag und sang dort unter anderem die Kinderoper „Brundibar“. „Das ist ein bisschen wie auf Klassenfah­rt“, sagt Jasper. Aber wer im Chor singen will, muss konzentrie­rt sein. Inzwischen üben die Kinder ein neues französisc­hes Lied.

Es kommt das Wort „sens“vor, das S am Ende wird nicht gesprochen. „Ich möchte jetzt wirklich kein S mehr hören“, sagt der Chorleiter. Die Kinder fangen von vorne an, dieses Mal machen es alle richtig.

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