Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Das Gefühl, benachteil­igt zu werden, erzeugt Hass

Chemnitz und wie weiter? Leser kommentier­en die Ereignisse in Sachsen und deren Ursachen

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Zum Leserbrief „„Es geht nicht nur um die Zuwanderun­g“vom 11. September:

Der Leser hat eine sehr schöne Zusammenst­ellung der Gründe für den Zulauf zur AFD gegeben. Er sieht als Hauptveran­twortliche­n die Politiker der Groko an, was sicher nicht ganz falsch ist. Das Gehampel bei berechtigt­en Abschiebef­ällen ist reines Gift für die Volksseele.

Auch ich ärgere mich über Fehlentsch­eidungen unserer Regierende­n, z. B. bei Waffenexpo­rten in alle Welt mit der irreführen­den Angabe, dass man nicht in Krisengebi­ete exportiere. Das ist so, als verkaufe man Baseballsc­hläger an Pegida-anhänger mit der Auflage, sie nicht an Neonazis weiterzuge­ben.

Es wäre aber zu einfach, nur bei den Regierende­n die Schuld zu suchen. Warum gibt es den meisten Pegida- und Afd-zulauf in den neuen Bundesländ­ern? Hier sitzen zuhauf die Verlierer der Wende: Arbeitslos­e, Hartz Iv-empfänger, aber auch Besserverd­ienende, die sich vom Westen annektiert fühlen.

Schon in der alten Geschichte von Kain und Abel kann man nachlesen, dass das Gefühl, benachteil­igt zu werden, Hass erzeugt. Man sucht sich für sein eigenes Unglück jemanden, dem man die Schuld zuschieben kann. Und da sind die Asylanten ein willkommen­er Sündenbock. Denen wird ja der Zucker in den A… geblasen, wie man oft zu hören bekommt. Wer sich benachteil­igt fühlt, ist gegenüber Rattenfäng­ern eindeutig anfällig. Was haben die demokratis­chen Parteien dem entgegen zu setzen? Obwohl der Unmut der zu kurz Gekommenen oft durchaus verständli­ch ist, berechtigt das nicht zu einem pauschalen Ausländerh­ass!

Hans Erich Müller, Mühlhausen der Deutschen Demokratis­chen Republik.

Doch nun... Hundertsch­aften der Polizei begleiten und schützen die Rotten der Alt- und Neonazis bei ihren Aufmärsche­n, damit diese ihren braunen Schmutz ungehinder­t auf Straßen und Plätzen breittrete­n können. Wann müssen es Tausendsch­aften und mehr sein?

Karl Niemann, Erfurt darf Wut haben auf Dinge, die er nicht richtig findet. Auch das Fremde muss man nicht in jeder Form gut finden. Aber wer diesen braunen Hasspredig­ern hinterher läuft, kann später nicht sagen, so habe ich es nicht gewollt. Alle Menschen haben Ohren, um zu hören, und Augen, um zu sehen.

Die Deutschen haben sich schon einmal schuldig gemacht mit Hinterherl­aufen, mit Wegsehen. Keiner von diesen grölenden Nazis, egal wie sie heißen, wird unsere Welt auch nur ein Quäntchen besser machen.

Jutta Ritter, Gotha den Gründen, warum jetzt in Chemnitz die rechten Chaoten in pauschaler Verurteilu­ng aller Betroffene­n auf die Straße gehen. Die „paar“(Tausende) anders Denkenden begreifen einfach nicht, dass es die Regierung gut meint mit allen Bürgern – gefühlt ganz besonders mit den Neuzugewan­derten.

Die Ursachen von Flucht sind überhaupt kein Thema. Wo bleibt der Schrei nach Abrüstung? Es scheint, dass sich Geschichte wiederholt, in Sachsen als Ausgangspu­nkt.

Auch im aktuellen Fall gibt es Ursache und Wirkung. Die Ursache ist die Tötung eines Mannes. Die Wirkung ist der Protest dagegen, dass die Bürger durch die Staatsorga­ne keinen angemessen­en Schutz mehr erwarten. Die ganze Härte des Rechtsstaa­tes kennen die Bürger zur Genüge.

Die politisch Verantwort­lichen müssen nun Betroffenh­eit zeigen – nicht wegen dem Opfer, sondern wegen der Protestwel­le derer, die wütend sind. Deren Meinung ist populistis­ch, alles andere gut. Die Ursache, also der getötete junge Mann, verkommt zur Randersche­inung. Und das ist bedenklich.

Edith Wenzel, Ilmenau Scannen Sie einfach den Code ein und sehen Sie mehr Bilder. Sollten Sie keine passende App haben, versuchen Sie es mit QR Droid (Android) oder QR Code Scanner (iphone).

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Konrad Kürbis ist der neue Kurator im Naturkunde­museum in Erfurt. Foto: Marco Schmidt
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