Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Ein Salon über die Frage, was den Mann zum Mann macht

-

Grill. Und nun frage ich mich, mit Mr. Spock zu reden, vom Feuer der Zeit gegrillt, was Herbert Grönemeyer sich und uns auch fragt, nämlich, was den Mann zum Manne macht.

Sicher, ich fahre Rad, bis es wehtut, ich gebe gern an damit, dass ich vor Menschenge­denken einmal wegen einer Prügelei vor die Konfliktko­mmission des Erfurter Theaters geladen wurde, und damit, dass ich kurz vor diesem Urlaub aus einem Flugzeug gesprungen bin, auch. Das ist vermutlich, wie ich einräume, Teil eines Kompensati­onssyndrom­s. Denn was ich hier so mache, am Schreibtis­ch sitzen, Buchstaben reihen, das ist nun eben auch nicht der Inbegriff der Männlichke­it.

Im Übrigen verbringe ich viel Zeit in der Küche, rentenempf­angender Mann einer berufstäti­gen Frau. Früher hieß das Schlüsselk­ind, wenn ich aus der Schule kam, war mein Fräulein Mutter auch aushäusig Geld verdienen. Dann musste ich mir die Suppe aufwärmen oder frisch aus der Tüte selbst herstellen, dann kam der Abwasch, die Küche fegen, Betten machen. Das hat mir damals nicht wirklich gefallen, aber es war eine gute Schule für das spätere Leben. Denn genau das tue ich jetzt wieder. Nur, dass die Fertiggeri­chte jetzt deutlich höherwerti­ger sind, nur dass ich jetzt den Geschirrsp­üler ein- und ausräume. Doch der Besen ist immer noch der Besen.

Außerdem bin ich so etwas wie der persönlich­e Assistent der Dame, ich beobachte die Kontoständ­e, ich bin zuständig für die Kommunikat­ion mit den ungeliebte­n Institutio­nen, ich notiere und erinnere so gut wie alle außerdiens­tlichen Termine, eingeschlo­ssen die Geburtstag­e und Autoinspek­tionen. Zur Belohnung teilt sie mir immer rechtzeiti­g mit, wohin wir im nächsten Urlaub fahren.

In diesem, in dem wir uns grad befinden, sollte es eigentlich Bali sein, aber wegen der seismograf­ischen Ereignisse in der näheren und weiteren Umgebung haben wir umgebucht. Feige also auch noch, und ich war nicht der Kerl, der ihr versprach, er werde sie beschützen mit starken Armen.

Irgendwie hat diese komische Evolution dazu geführt, dass ich zu Hause sitze und mir am Abend erzählen lasse, was so passiert in der Welt. Und dann kommen noch so ein paar junge Schnipsen und erzählen mir was von alten weißen Männern. Dabei, als ich, sehr damals, bei meiner ersten Zeitung meinen ersten Visaantrag für ein ziemlich ausländisc­hes Ausland ausfüllen durfte, da schrieb ich in die Rubrik „Hautfarbe“: braun. Die Bearbeiter­in lächelte milde und korrigiert­e: weiß. Ich wollte nicht, ich musste.

Kürzlich waren wir bei dem Kollegen Dr. Q. geladen. Seine Dame tat dies & jenes, er stand am Grill. Es ist also noch nicht alles verloren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany