Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Stolperpflaster, Mus, Radweg und Toiletten
Arbeitsgruppe legt für die Stadt Mühlhausen ein Tourismuskonzept vor. Darüber soll im Dezember der Stadtrat entscheiden
Mühlhausen. „Bei uns tief im Westen kennt man Mühlhausen nicht.“Das sagt einer, der in der Partnerstadt lebt, in Münster. Kai Pagenkopf von der Firma „Neumann Consult – Stadt- und Regionalentwicklung“stellte jetzt das Mühlhäuser Tourismuskonzept vor. Das hat er seit Mai mit einem guten Dutzend Protagonisten aus Mühlhausen erarbeitet – unter anderem aus der Verwaltung und aus den Bereichen Kultur/tourismus/ Gastronomie/freizeit und aus der Wirtschaft. „Wir haben gut zusammengearbeitet. Die Mühlhäuser kennen ihre Stärken, wissen aber auch um die Schwachpunkte.“
Lücken und Herausforderungen gibt es laut Pagenkopf einige. Es brauche mehr Hotelbetten und einen Wohnmobilstellplatz. Der Schwanenteich müsse aufgewertet werden, ein grüner Korridor soll ihn mit der Innenstadt verbinden.
Der Schwanenteich ist bereits jetzt schon regelmäßig Thema in Stadtrat. Kritik gibt es am Kopfsteinpflaster. Das gehört zwar in eine Stadt vom Charakter Mühlhausens, aber: „Es gibt eben grobes Kopfsteinpflaster so wie am Obermarkt, das sich schlecht begehen lässt, oder das in der Ratsstraße zum Beispiel, worauf man fußen kann. Anders als das unter dem Rathaustorbogen.“Das zu ändern, werde auf die Schnelle nicht möglich sein, entgegnet die Leiterin der Tourist-information, Nancy Krug. Dazu brauche es Fördermittel.
Ein großer Schwachpunkt sei auch das Leitsystem. Das ist laut Pagenkopf lückenhaft. „Auswärtigen wird es nicht leicht gemacht, sich zu orientieren und Sehenswürdigkeiten zu finden.“Zudem fehlen Hinweisschilder – zum Beispiel zu Gaststätten oder Cafés.
Dazu gehört, dass der Unstrutradweg an der Stadt vorbei und nicht in sie hinein führt. „So gehen Gastronomen und Herbergen Gäste verloren“, kritisiert Pagenkopf. Es wird laut Nancy Krug bereits daran gearbeitet, das zu ändern. „Wir hoffen auf die Umsetzung 2019.“
Zudem gebe es Lücken, was die Vielfalt der Aktiv-angebote vor allem für Gruppen angeht. Viel zu wenig hole man Mühlhausens kulinarisches Aushängeschild, das Pflaumenmus in die Stadt. Allerdings gibt es dazu erste Ansätze. Aus der Verwaltung hieß es bereits im Frühsommer: Man sei gemeinsam mit der Firma „Mühlhäuser“auf der Suche nach einem Ladenlokal in der Innenstadt (unsere Zeitung am 6. Juni), habe sich schon gemeinsam umgesehen.
Apropos essen: Trotz eines „grundsätzlich guten Angebots“gebe es Lücken. So fehle an Wochenenden oder Feiertagen ein Bratwurststand in der Stadt und an diesen Tagen sei die Innenstadt generell zu wenig belebt. Zudem fehle es an Montags-kulturangeboten. Man überlege, so Nancy Krug, den Wehrgang mit Beginn der Saison 2019 auch montags zu öffnen. Auch ist laut Pagenkopf eine Montagsöffnungszeit für die Synagoge anzustreben.
Mit dem Tourismuskonzept lehne sich Mühlhausen an das Thüringer Konzept an, sagt Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD). Im Dezember will er es im Stadtrat behandeln und beschließen lassen. Ein solches Papier mache sich immer dann gut, wenn Fördermittel beantragt werden sollen.
Gäste oft über 50 und aus Nachbarbundesländern
Einen „typischen Mühlhausengast“charakterisiert die Arbeitsgruppe so: Zwischen 50 und 64 Jahre alt, mit gehobenem Einkommen, aus Thüringen oder einem benachbarten Bundesland. Dennoch müsse man das Angebot so gestalten, dass mehr Familien erreicht werden.
Zu einem verbesserungswürdigen Service passt auch das Thema „Nette Toilette“. Nach Vorstellung der Arbeitsgruppe öffnen Gastronomen ihre Sanitäranlagen auch für fremde Gäste und erhalten dafür aus dem städtischen Haushalt einen Zuschuss, den sie in die Sauberhaltung investieren sollen.
Wo sich die „netten Toiletten“befinden, solle auch im Stadtplan stehen. „Die Mühlhäuser müssen erkennen, dass Tourismus nicht nur denen dient, die auf den ersten Blick damit zu tun haben, sondern der ganzen Stadt“, meint Pagenkopf.