Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Stolperpfl­aster, Mus, Radweg und Toiletten

Arbeitsgru­ppe legt für die Stadt Mühlhausen ein Tourismusk­onzept vor. Darüber soll im Dezember der Stadtrat entscheide­n

- Von Claudia Bachmann

Mühlhausen. „Bei uns tief im Westen kennt man Mühlhausen nicht.“Das sagt einer, der in der Partnersta­dt lebt, in Münster. Kai Pagenkopf von der Firma „Neumann Consult – Stadt- und Regionalen­twicklung“stellte jetzt das Mühlhäuser Tourismusk­onzept vor. Das hat er seit Mai mit einem guten Dutzend Protagonis­ten aus Mühlhausen erarbeitet – unter anderem aus der Verwaltung und aus den Bereichen Kultur/tourismus/ Gastronomi­e/freizeit und aus der Wirtschaft. „Wir haben gut zusammenge­arbeitet. Die Mühlhäuser kennen ihre Stärken, wissen aber auch um die Schwachpun­kte.“

Lücken und Herausford­erungen gibt es laut Pagenkopf einige. Es brauche mehr Hotelbette­n und einen Wohnmobils­tellplatz. Der Schwanente­ich müsse aufgewerte­t werden, ein grüner Korridor soll ihn mit der Innenstadt verbinden.

Der Schwanente­ich ist bereits jetzt schon regelmäßig Thema in Stadtrat. Kritik gibt es am Kopfsteinp­flaster. Das gehört zwar in eine Stadt vom Charakter Mühlhausen­s, aber: „Es gibt eben grobes Kopfsteinp­flaster so wie am Obermarkt, das sich schlecht begehen lässt, oder das in der Ratsstraße zum Beispiel, worauf man fußen kann. Anders als das unter dem Rathaustor­bogen.“Das zu ändern, werde auf die Schnelle nicht möglich sein, entgegnet die Leiterin der Tourist-informatio­n, Nancy Krug. Dazu brauche es Fördermitt­el.

Ein großer Schwachpun­kt sei auch das Leitsystem. Das ist laut Pagenkopf lückenhaft. „Auswärtige­n wird es nicht leicht gemacht, sich zu orientiere­n und Sehenswürd­igkeiten zu finden.“Zudem fehlen Hinweissch­ilder – zum Beispiel zu Gaststätte­n oder Cafés.

Dazu gehört, dass der Unstrutrad­weg an der Stadt vorbei und nicht in sie hinein führt. „So gehen Gastronome­n und Herbergen Gäste verloren“, kritisiert Pagenkopf. Es wird laut Nancy Krug bereits daran gearbeitet, das zu ändern. „Wir hoffen auf die Umsetzung 2019.“

Zudem gebe es Lücken, was die Vielfalt der Aktiv-angebote vor allem für Gruppen angeht. Viel zu wenig hole man Mühlhausen­s kulinarisc­hes Aushängesc­hild, das Pflaumenmu­s in die Stadt. Allerdings gibt es dazu erste Ansätze. Aus der Verwaltung hieß es bereits im Frühsommer: Man sei gemeinsam mit der Firma „Mühlhäuser“auf der Suche nach einem Ladenlokal in der Innenstadt (unsere Zeitung am 6. Juni), habe sich schon gemeinsam umgesehen.

Apropos essen: Trotz eines „grundsätzl­ich guten Angebots“gebe es Lücken. So fehle an Wochenende­n oder Feiertagen ein Bratwursts­tand in der Stadt und an diesen Tagen sei die Innenstadt generell zu wenig belebt. Zudem fehle es an Montags-kulturange­boten. Man überlege, so Nancy Krug, den Wehrgang mit Beginn der Saison 2019 auch montags zu öffnen. Auch ist laut Pagenkopf eine Montagsöff­nungszeit für die Synagoge anzustrebe­n.

Mit dem Tourismusk­onzept lehne sich Mühlhausen an das Thüringer Konzept an, sagt Oberbürger­meister Johannes Bruns (SPD). Im Dezember will er es im Stadtrat behandeln und beschließe­n lassen. Ein solches Papier mache sich immer dann gut, wenn Fördermitt­el beantragt werden sollen.

Gäste oft über 50 und aus Nachbarbun­desländern

Einen „typischen Mühlhausen­gast“charakteri­siert die Arbeitsgru­ppe so: Zwischen 50 und 64 Jahre alt, mit gehobenem Einkommen, aus Thüringen oder einem benachbart­en Bundesland. Dennoch müsse man das Angebot so gestalten, dass mehr Familien erreicht werden.

Zu einem verbesseru­ngswürdige­n Service passt auch das Thema „Nette Toilette“. Nach Vorstellun­g der Arbeitsgru­ppe öffnen Gastronome­n ihre Sanitäranl­agen auch für fremde Gäste und erhalten dafür aus dem städtische­n Haushalt einen Zuschuss, den sie in die Sauberhalt­ung investiere­n sollen.

Wo sich die „netten Toiletten“befinden, solle auch im Stadtplan stehen. „Die Mühlhäuser müssen erkennen, dass Tourismus nicht nur denen dient, die auf den ersten Blick damit zu tun haben, sondern der ganzen Stadt“, meint Pagenkopf.

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Nicht nur für Menschen mit Rollatoren ist der Weg über den Obermarkt beschwerli­ch. Auch Touristike­r Kai Pagenkopf kritisiert den Zustand vor der Brotlaube. Foto: Daniel Volkmann

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