Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
„Peterhof“soll wieder regelmäßig öffnen
Andreas Heymann pachtet das einstige Jagdhotel, schließt dafür aber den „Löwen“am Kornmarkt in Bad Langensalza
Mühlhausen. Der „Peterhof“wird wieder regelmäßig öffnen. Ab Anfang Oktober wird ihn Andreas Heymann aus Bad Langensalza betreiben. Vor vier Jahren hat Albrecht Kiesow das einstige Jagdhotel gekauft und wollte dort Erlebnisgastronomie etablieren. Anfangs war auch unter der Woche geöffnet, später dann nur noch zum Wochenende, zuletzt, ab Herbst des vergangenen Jahres, einzig zu Feierlichkeiten. Letztlich hatte Kiesow mit dem zu kämpfen, mit dem die gesamte Branche kämpft – fehlendem Personal.
Nun hat er das Haus an Heymann verpachtet. Er will sein Personal mitbringen, sucht aber trotzdem noch nach Ergänzungen. Heymann gibt in Bad Langensalza den „Löwen“am Kornmarkt auf. An diesem Wochenende soll Schluss sein.
Die Bestuhlung für den Biergarten nimmt er mit, ebenso sechs seiner Mitarbeiter, inklusive dem Lehrling. Auch einen weiteren Auszubildenden soll es geben. Und noch etwas soll mit umziehen: seine große Eisenbahnausstellung. Nach eigener Aussage habe er eine der größten in Deutschland, unter anderem 11 000 Lokomotiven.
Dass das Haus an der Bundesstraße zwischen Mühlhausen und Eigenrieden mit Erfolg zu betreiben ist, davon ist er überzeugt. „Mit gutbürgerlicher deutscher Küche kann man sich immer durchsetzen. Das Bodenständige funktioniert in Thüringen“, sagt er selbstbewusst. Dafür seien die Leute auch bereit, sich ins Auto zu setzen und ein paar Kilometer zu fahren. Begeistert ist er vom riesigen Biergarten, in dem es einen Selbstbedienungsbereich und einen mit Bedienung geben soll.
Vorerst plane Heymann mit zwei Ruhetagen. Ansonsten will er ab 11 am späten Vormittag öffnen und erst dann schließen, „wenn nichts mehr los ist“. Fürs kommende Jahr plane er auch ein Imbissangebot. Beibehalten will er, was sich in Bad Langensalza bewährt hat – den Tanztee, aber auch Abend mit „DJ Ralle“für Leute ab 30. Von Heymann sollen auch die drei Ferienwohnungen und fünf Ferienzimmer bewirtschaftet werden.
Heymann ist in der Region kein Unbekannter. Er war Chefkoch und Küchenleiter an der Thiemsburg im Hainich, bevor er nach Bad Langensalza wechselte, dort Restaurant und Café eröffnete. Geboren wurde er in Plauen im Vogtland. In Jößnitz erlernte er sein Handwerk. Für ihn habe es nur einen Grund gegeben, Koch zu werden, gibt er lachend zu: „Ich wollte die Welt sehen.“Sein Plan, dies bei der Handelsflotte zu tun, ging allerdings nicht auf. Also beschloss er mit Freunden, aus der DDR zu fliehen. „Wir waren jung und dumm“, sagte Heymann im Rückblick. Denn der Versuch endete für ihn in Bautzen – vier Jahre lang. 1982 wurde er von der BRD freigekauft. In Bayreuth startete er neu durch.
In Spanien und Österreich sammelte er Küchenerfahrungen. Was er auftischte, blieb nicht unbeachtet. 2007 fragten Head-hunter an, ob er in den Dienst des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch treten würde. Ein Jahr lang kochte Heymann für dessen Fußballclub FC Chelsea, Abramowitsch ließ ihn von dort oft abholen und in alle Welt fliegen. So kochte Andreas Heymann auf der weltgrößten Jacht Eclipse – und jetzt am Rande des Mühlhäuser Stadtwaldes, wo er auch mit seiner Partnerin leben wird.