Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Tag für den Frieden

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Von Sophie Kersten

Sagt Ihnen das Datum 21. September etwas? Der 21. September 1981? Nein?

Gut, dann etwas anderes. Frage ich Konfirmand­en, was sie sich wünschen oder erträumen kommt meist neben einigen individuel­len Wünschen auch der nach Frieden. Besonders Coole lächeln dann über ihre ‚naiven‘ Freunde, und ich finde es mutig und auch großartig, wenn sich einer getraut, das laut zu sagen.

Wenn sich einer nicht nur wünscht, dass der Bruder weniger nervt, sondern eben auch Frieden ist auf der Welt. Finden Sie sich wieder? In der Sehnsucht nach Gewaltfrei­heit, nach weltumspan­nendem Frieden?

Frieden... Weltfriede­n. Frieden in unseren Häusern. Frieden in unserem Land, Frieden in unseren Herzen. So weit weg ist dies, eine Illusion, und so nah dran, wenn wir in uns schauen und unsere Sehnsucht nach ihm nicht belächelnd wegschiebe­n, sondern viel mehr ganz ernst nehmen.

Am 21. September 1981 verkündete die Generalver­sammlung der Vereinten Nationen den Internatio­nalen Friedensta­g erstmals. Mit einem hehren Ziel: an diesem einen Tag sollen weltweit die Waffen schweigen. Will man nun auch diese Abordnung der Länder belächeln, weil sie solche Träumereie­n in eine Un-resolution umwandeln?

Umgesetzt wäre es zu schön um wahr zu sein. Und schön, wenn es so einfach wäre. Seitdem gibt es diesen Internatio­nalen Friedensta­g jedenfalls – und wir dürfen uns an ihm immer wieder der Frage aussetzen: Nehmen wir unsere Sehnsucht wahr? Und folgen wir ihr, sei es auch nur mit kleinen Schritten so weit, wie unsere Kraft und unser Vermögen reicht? Manchmal reicht unser Vorhaben nur bis zur Tür zum kleinen nervigen Bruder. Aber immerhin, wer will das Vorhaben vorschnell verurteile­n?

Am kommenden Freitag werden Sie vielleicht in Ihren Orten und Städten die Kirchenglo­cken läuten hören. Die Glocken, die immer zum Gebet und Gottesdien­st läuten tun es an diesem Tag für den Frieden. Frieden wird das Geläut allein nicht schaffen, dafür braucht es Menschenhä­nde, braucht es das Ernstnehme­n unserer Sehnsucht und dann folgt daraus automatisc­h ein Handeln.

Der Tag des Friedens – er kann ein wenig dazu werden, wenn Sie mitmachen. Dem Klang lauschen, vielleicht ein Gebet sprechen, frei, kurz, lang, an Gott gerichtet, oder die höhere Macht, wie es Ihnen gefällt.

Vielleicht mit folgenden Worten, ebenfalls gebetet auf einer Versammlun­g der Vereinten Nationen: „Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanscha­uung. Gib uns Mut und die Voraussich­t, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskind­er einst mit Stolz den Namen ‚Mensch‘ tragen. Amen.“

Sophie Kersten ist Pfarrerin im Evangelisc­hen Pfarramt Kammerfors­t, Oppershaus­en, Langula und Heyerode.

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