Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Im Kostüm des Opfers

-

über den Versuch, durch Mitleid stark zu werden

Stefan Möller, der gemeinsam mit Björn Höcke der AFD vorsteht, vermutet Folgendes: „Dass ausgerechn­et in Thüringen erstmals seit der Wende wieder ein Inlandsgeh­eimdienst offen zum Kampf gegen eine Opposition­spartei missbrauch­t wird.“

Den Missbrauch meint Möller darin zu erkennen, dass Verfassung­sschutzprä­sident Stephan Kramer prüfen will, ob sich die AFD unter Höcke zu einer rechtsextr­emen Partei entwickelt habe. Dieser Vorgang, glaubt Möller, sei eingeleite­t worden, um die SPD zu stärken, die Partei von Thüringens Innenminis­ter Georg Maier.

Möllers Vorwurf geht aus mehreren Gründen an der Sache vorbei. So herrscht Einigkeit, dass es die AFD stärken statt schwächen würde, sollte sich in der Öffentlich­keit der Eindruck festsetzen, Regierungs­parteien würden die Dienste benutzen, um die AFD zu treffen.

Alternativ könnte man denken, unter dem Damoklessc­hwert einer möglichen Überwachun­g durch den Verfassung­sschutz werde sich die AFD von extremen Personen in ihren Reihen distanzier­en. Infolgedes­sen könnte sich die AFD tendenziel­l auf die Union zubewegen. Sogar eine Koalition wäre mittelfris­tig vorstellba­r. Warum aber sollte dies im Interesse von Spd-politikern liegen, wie Möller unterstell­t? Weil dann der Raum links der politische­n Mitte erweitert würde, zum Nutzen der SPD? Unmöglich ist das nicht. Am plausibels­ten ist jedoch dies: Möller weiß genau, dass die AFD stets profitiert, wenn sie vorgibt, in der Opferrolle zu sein. Netter Versuch.

 ??  ??
 ??  ?? Frank Schauka
Frank Schauka

Newspapers in German

Newspapers from Germany