Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

AFD fürchtet Sabotage von außen und schließt die Presse aus

Björn Höcke ruft bei Parteitag des größten Thüringer Afd-kreisverba­nds zu Disziplin und Einheit auf

- Von Frank Schauka

Arnstadt. In der AFD Thüringen herrscht Alarmstimm­ung. Von „Destabilis­ierung des Vorstands durch eine externe Person“, von „Sabotage“ist die Rede. Die 80 Mitglieder der Alternativ­e für Deutschlan­d, die am Samstag in das Arnstädter Kloßhotel „Goldene Henne“gereist sind, zum Parteitag des größten Thüringer Afd-kreisverba­nds Ilmkreisgo­tha, sie schauen nach oben, auf die Leinwand, von wo Björn Höcke aus der Ferne sie zu Disziplin und Einheit ermahnt.

Hinweise gebe es, warnt der Parteichef, dass der Verband von außen sabotiert werde. „Es schrillen die Alarmglock­en bei mir.“Das V-wort fällt nicht – V wie Verfassung­sschutz, dessen Präsident Stephan Kramer angekündig­t hat, prüfen zu wollen, ob sich die Thüringer AFD unter Björn Höcke zu einer rechtsextr­emen Partei entwickelt habe.

Aber das V-wort schwingt durch den Saal, indem Höcke sagt: Es sei nicht auszuschli­eßen, dass auch Dienste versuchen werden, die AFD mit Sabotagemi­tteln zu destabilis­ieren. Dienste, damit sind geheim tätige Dienste gemeint.

Vor etwa fünf Monaten sei im Raum Gotha eine Person aufgetauch­t, die hartnäckig versuche, Afd-parteimitg­lieder zu beeinfluss­en, erläutert Höckes Covorsitze­nder Stefan Möller im Gespräch mit unserer Zeitung. Es handele sich um einen bisher einzigarti­gen Versuch, gewählte Parteistru­kturen von außen zu unterminie­ren. „Das ist eine Attacke auf den Landesverb­and“, sagt Stefan Möller. „Die Person versucht, den Vorstand zu destabilis­ieren.“

Nach Informatio­nen unserer Zeitung hat der Mann in einem Schreiben an Afd-mitglieder Kritik an Höcke sowie der ihm nahestehen­den Afd-gruppierun­g „Der Flügel“geübt, ferner an dem Bundestags­abgeordnet­en Marcus Bühl, der zugleich Vorsitzend­er des Afd-kreisverba­nds Ilmkreis-gotha ist.

Brisant erschien auch, zumal vor dem Kreisparte­itag in Arnstadt, dass der Saboteur, der nicht nur in der Afd-spitze bekannt ist, dazu aufgerufen hatte, Bühl sowie fast den gesamten Kreisvorst­and abzuwählen. Dazu kam es am Samstag allerdings nicht, wie Kreisparte­ichef Bühl unserer Zeitung gestern auf Anfrage mitteilte – beziehungs­weise mitteilen musste. Denn 36 der anwesenden 74 stimmberec­htigten Mitglieder stimmten etwa eine Stunde nach dem Beginn des Parteitags für den Ausschluss der Presse, und zwar für die gesamte Dauer des Parteitags. Es war vermutlich das erste Mal in Thüringen, dass ein Parteitag die Presse ausgeschlo­ssen hat, die Öffentlich­keit hingegen nicht. Dies sei durchaus von der Geschäftsg­rundlage der Bundes-afd gedeckt, sagte gestern Co-parteichef Stefan Möller.

Der Bundestags­abgeordnet­e Marcus Bühl und Kreisvorsi­tzende Marcus Bühl enthielt sich bei der Abstimmung, weil er die Delegierte­n nicht habe beeinfluss­en wollen, wie er gestern sagte. 28 Delegierte stimmten gegen den Ausschluss der Presse, auch mit dem Hinweis, dass die AFD in ihrer Anfangszei­t mit dem Slogan „Mut zur Wahrheit“für sich geworben habe.

Parteichef Möller, der als Versammlun­gsleiter auch das Hausrecht innehatte, bemerkte, der Beschluss tue ihm persönlich leid.

„Aber so funktionie­rt Demokratie. Das tut manchmal auch weh.“Noch in Anwesenhei­t der Presse hatte Björn Höcke in seinem Video-grußwort den Kreisverba­nd Ilmkreis-gotha mit den Worten gewürdigt, bei der Thüringer Landtagswa­hl im kommenden Jahr sei Arnstadt „ein heißer Anwärter für das Direktmand­at“.

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Foto: Frank Schauka Am Wochenende traf sich der Afd-kreisverba­nd Ilmkreis-gotha in Arnstadt.

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