Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Sunny-boy, Sänger, Sozialist

Us-musiker Dean Reed zog in die DDR. Bis heute gibt es Gerüchte zu seinem Tod. Tom Hanks plant keinen Film über den Country-star

- Von Sophia-caroline Kosel

Berlin. Eine Frau aus der DDR erobert sein Herz. 1971 ist der Us-schauspiel­er Dean Reed Ehrengast beim Dokumentar­filmfest in Leipzig – und die junge Wiebke begeistert ihn so, dass er sie heiratet und in die DDR übersiedel­t. Der aus Colorado stammende Sänger, Schauspiel­er, Friedenskä­mpfer, Rebell und Frauenschw­arm lebt ab 1972 „als singender Cowboy der DDR“im deutschen „Arbeiter- und Bauernstaa­t“. Um seinen mutmaßlich­en Freitod 1986 rankt sich bis heute das Gerücht, die Stasi habe ihn ermordet. Am 22. September wäre Reed 80 Jahre alt geworden.

Der Sunny-boy war vor allem im damaligen Ostblock und in lateinamer­ikanischen Ländern populär. Am bekanntest­en war Reed als Sänger von Country-schlagern im Ddrfernseh­en oder siegreiche­r Cowboyheld im Kino. Die Ddr-oberen präsentier­ten ihn als geläuterte­n Amerikaner. Im Dokumentar­film „Der rote Elvis“des Regisseurs Leopold Grün, der 2007 Premiere feierte, kommen auch Reeds deutsche Ex-frauen – die Ehe mit Wiebke zerbrach – und Geliebte zu Wort. Untermalt werden die Filmsequen­zen mit Reeds Liedern, in denen er auf Deutsch, Englisch und Spanisch zur sozialisti­schen Revolution für eine bessere Welt aufruft.

Doch Reed geriet in eine Krise. An einem Tag im Juni 1986 verschwind­et er plötzlich. Am Ufer des Zeuthener Sees bei Berlin wird er wenige Tage später tot gefunden. Sein 15-seitiger Abschiedsb­rief verschwand bis zum Ende der DDR in den Stasi-akten. „Mein Tod hat nichts mit Politik zu tun“, schrieb Reed darin. Aber der Tod war ein Politikum allererste­n Ranges. SED-CHEF Erich Honecker persönlich, den Reed im Brief ausdrückli­ch grüßen ließ, gab die Parole vom Unglücksfa­ll aus. Im Westen tauchte die Vermutung auf, die Stasi könnte Reed beseitigt haben, weil er plante, in die USA zurückzuke­hren. Bis heute halten sich Mutmaßunge­n, der Abschiedsb­rief könne von der Stasi selbst verfasst worden sein. Reeds Urne wurde 1991 in die USA überführt.

Us-oscarpreis­träger Tom Hanks wollte dafür sorgen, dass der Ostwest-exot wieder in Erinnerung gerufen wird: Seit 2001 bemühte sich der Schauspiel­er um Filmrechte. Er traf sich dafür unter anderem mit Reeds Witwe Renate Blume sowie Ex-ddr-staats- und Parteichef Egon Krenz. Der „New York Times“sagte Hanks noch 2017: „Ich bin immer noch jung genug, um Dean Reed zu spielen; den Amerikaner, der beginnend in den 1960ern als großer amerikanis­cher Gesangssta­r galt, aber nur in der kommunisti­schen Welt.“Nun teilte Hanks‘ Management jedoch mit: „Tom ist nicht mehr mit diesem Projekt befasst.“(dpa)

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Foto: Nicola Galliner, dpa Dean Reed spielte  in Westberlin.

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